The Smashing Pumpkins - Oceania

Review

Ehrlich gesagt habe ich nicht mehr ernsthaft damit gerechnet, dass THE SMASHING PUMPKINS, falls dieser Name überhaupt noch gerechtfertigt ist, nochmal ein Album veröffentlichen. Aber zunächst mal eine ganz kurze Bestandsaufnahme. Machtinhaber Billy Corgan steht seit 2009 als letzter echter Kürbis an der Front. Ausnahmeschlagzeuger Jimmy Chamberlin, aus meiner Sicht die für den einst saftigen Groove der Band wichtigste Figur, hatte nach der guten Rückkehr „Zeitgeist“ erneut die Segel gestrichen. James Iha, zusammen mit Corgan Gründungsmitglied der Band, ist seit Jahren aufgrund persönlicher Querelen auf und davon und hat auch mehrfach betont, keinerlei Interesse daran zu haben, wieder mit Corgan zu arbeiten. Bassistin D’Arcy Wretzky hat sich zu lange auf ihren ausgiebigen Drogenkonsum konzentriert und verschwand nach einigen unschönen Begegnungen mit der Polizei länger von der Bildfläche. Somit hält Billy Corgan alleine die Fahne THE SMASHING PUMPKINS hoch und er sagt auch immer wieder, die Musik wäre sein Vermächtnis, welches er sich nicht nehmen lassen will. Mit neuen Musikern an seiner Seite führt er die Band weiter und versucht nun mit „Oceania“, der Weiterführung ihres „Teargarden By Kaleidoskope“-Zyklus, den Boden wiederzugewinnen, den die Band im Laufe der Jahre unweigerlich verloren hat. Soweit so gut.

Nach dem relativ flotten und vollmundiugen Opener „Quasar“ hat man zunächst den Eindruck, dass die Scheibe durchaus ein Knaller sein könnte. Zwar vermisse ich doch ein wenig die basslastige Aussteuerung der Gitarren (obwohl, Corgan hat seinem Sound ja bereits seit Jahren mehr Klarheit verschafft), wie es beispielsweise ausgiebig bei „Siamese Dream“ oder auch bei „Mellon Collie And The Infinite Sadness“ und sogar auszugsweise noch bei „Zeitgeist“ der Fall war, aber wir schreiben halt keine 19 mehr in der Jahreszahl. Wie dem auch sei, der Opener gefällt mir und wenn man sich damit abgefunden hat, dass Chamberlin halt nicht mehr seine schweren Grooves beisteuert und alles halt etwas fluffiger und ja, seichter und schneller zugänglich klingt, dann kann man durchaus auch ruhig mal sagen, dass das hier stark klingt. Innerhalb der nächsten Stücke wird es deutlich ruhiger und zum Teil auch elektronischer. Nein, nicht solche Gülle wie auf „Adore“ aber an den Tasten werden mitunter schon leicht technoide Elemente verwendet. Herausstechen tut das Titelstück „Oceania“ mit rund neun Minuten Spielzeit. Ein vielschichtig angelegtes Lied mit mehreren Gesichtern. Gut konzipiert und mit schönen Dynamiken versehen. Corgan hat es also noch drauf. Zwischendurch wird es immer wieder ruhig und sehr verträumt, aber keineswegs schlecht oder halbgar. Man muss sich einfach von der alten Härte verabschieden. An manchen Stellen klingt die Musik sogar richtig poppig griffig, aber eben nicht billig. „The Chimera“ spult den Sound dann wieder einige Jahre zurück und der Lead-Gitarren-Sound klingt schön vertraut nach früher. „Wildflower“, der leise Ausklang von „Oceania“ ist schön gewählt und hinterlässt den Eindruck eines gelungenen, in sich stimmigen Albums.

„Oceania“ ist gut produziert, klingt super klar und deutlich. Das Schlagzeug tönt für mich ein klein wenig zu plastisch, aber die Gitarren sind wirklich sehr schön ausgesteuert. Natürlich spricht mein persönlicher Schwerpunkt „Siamese Dream“ aus den Worten, wenn ich sage, dass mir ein wenig der Schwung und auch die Härte fehlen. Ich gestehe Corgan unumwunden zu, dass er vielseitig klingen möchte und habe auch nicht den Anspruch, dass THE SMASHING PUMPKINS 2012 immer noch so klingen sollen oder sogar müssen, wie in den 90ern; natürlich nicht. Ein wenig mehr Bezug auf die musikalischen Wurzeln der Band hätte ich trotzdem gut gefunden, aber das ist halt nur mein persönliches Empfinden. Er hätte die Höhenregler der Klampfen einfach ruhig öfter mal runter drehen können, aber nuja, ich schwelge wohl grad zu sehr in der Vergangenheit. „Oceania“ ist gut geworden und das ist wichtig. Es steht für das, was die Band heute ist: Eine Band, die mit ihrem Sänger und Songwriter das letzte Original in ihren Reihen hat und nun mit ausgewechselter Mannschaft den Sound von THE SMASHING PUMPKINS langsam auf neue Pfade leitet.

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15.07.2012

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