Timor - The First Chapter

Review

Man muss stets wissen, wo man im Leben steht! Dabei spreche ich nicht von hehren politischen Einstellungen oder gar moralischen Standpunkten. Mitnichten… ich spreche davon, wo man im Leben zu stehen hat! Wenn man am Post- oder Bankschalter wartet, hat man die Linie, die die Diskretionszone anzeigt, nicht zu überschreiten. Wenn man in den Bus einsteigt, hat man sich weit genug in den Fahrgastraum zu stellen, damit man nicht mit dem Hintern in der Tür hängt und alle auf einen warten müssen. Wenn jemand einen öffentlichen Stadtplan studieren möchte, stellt man sich nicht zwischen ihn und den Plan.
Wenn man eine Platte aufnimmt, stellt man sich VOR das Mikro.

Junge, was machst Du da hinten in der Ecke? Oder gleich neben dem Mikro?
Das eintönige raue Semigrowlgeshoute (Wow! Der Neologismus der Woche!) klingt manchmal wirklich so, als wäre(n) der(die) Fronter überall, nur nicht da, wo er (sie) eigentlich hingehört(en). Dann wiederum deckt der Hauptbellathlet mit seinem herben Organ den restlichen Sound zu. Besonders die Soloklampfen wirken so dünn wie Blümchenkaffee, während sie ansonsten um acht Etagen tiefergelegt im Midtempo durch die Boxen schroten und dem Demo so ein dermaßen stumpfes Klanggewand verpassen, dass man meinen möchte, Billardkugeln seien scharf. Leider gehen dabei auch die Kicks über weite Strecken unter.

Der Thrash-Core des eidgenössischen Vierers klingt zwar stets so engagiert wie das mehr als ausführliche Promomaterial (welches die Band manchmal ja schon nahezu im Thrashcore Olymp wähnt), krankt aber fast durchweg an schwachen Riffs und seichten Songs, die sich an keiner Stelle wirklich ins Gehör krallen. Auch wenn stellenweise die harsche Slayerkeule geschwungen wird, immer in Kombination mit bereits tausendfach verwendeten Metalcoregeschrammel, kommt keine wahre Freude auf. ZU vorhersehbar sind die Tracks geworden – kleine Überraschungen, die das Material über die schier unüberschaubare Flut der Bands aus diesem Genre hervorhebt, sind nun wirklich nicht auszumachen.

Dafür enthalten sie eben die jahrzehntelang bewährten Bang/Moshparts aus dem weiten Felde des Thrash(cores), so dass die Jungs bei Gigs sicherlich mitreißen können, auch wenn dem qualitätsbewussten Metaller dazu wohl erst noch ein paar Kelche Gerstensaft gereicht werden müssen. Leider ragt dieser Output also so gar nicht aus der Masse heraus – aber es handelt sich auch um ein Demo und wieso sollte sich Timor (der Name wirkt allerdings befremdlich) nicht entwickeln können? Zum Beispiel könnt man damit anfangen, sich das nächste Mal an den richtigen Platz zu stellen.

08.08.2005

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