Tuatha De Danann - The Delirium Has Just Began

Review

Seien wir mal ehrlich: Was fällt uns dieser schweren Tage leichter als der weltpolitischen Unerträglichkeit und seiner grün-schwarz illustrierten Kriegsrealität verdrossen den Steiß zu kehren und in die fessellose Ausgelassenheit der eigenen Phantasie einzutauchen? Da kann ein neuer hinreißend beschwingter Narrenstreich der südamerikanisch beheimateten Wahl-Kelten nur offene Pforten einrennen. Nach dem mir erst kürzlich untergeschobenen „Tingaralatingadun“ folgt mit „The Delirium Has Just Began“ [sic] schon das nächste Kraftbrikett jener natürlichen wie kreativen Lebensbejahung, die schon den Vorgänger zu einem vielgestalten Reigen unzähliger, fein verwobener Ideen werden ließ. Ausgelassen beherrscht der Folk in Form fideler Flöten, Geigen und einem gut gelaunten Chor das illustre Geschehen, jedoch stets ergänzt durch unüberhörbare Anleihen aus dem Power Metal-Areal, dem so manche Gitarrenjagd wie auch der sparsam verwendete maskuline Sopran entliehen wurde. Jedoch – und das stellt sowohl Musiker wie Zuhörer vor die wohl größte Herausforderung – werden kunstvoll zahllose weitere Stilelemente wie handfeste Growls (plus entsprechend deathtigem Riffing!), schwarz-melancholische („The Last Pendragon“) oder waschechte, monströs chorale BLIND-GUARDIAN-Kapitel aufgeschlagen. In jedem Genre scheint dieses Quintett nach wie vor beheimatet – wenn auch ein deutlicher Akzent auf der medivalen Musikkunst liegt. Neben dem unauslöschlichen Ohrwurm-Refrain des brillianten Openers „Brazuzan – Taller That A Hill“ sind es denn auch vor allem das märchenhafte „Abracadabra“ und die klassische, dennoch niemals ölig rührselige Ballade „The Last Words“, die das Talent dieser vielseitigen Band kennzeichnen. Ein kleines, eigenwilliges Monument schließlich aber hat sich die Band mit dem abschließenden Titelsong geschaffen: Hier laufen wie ein Resüme des Albums fast unbemerkt sämtliche angesprochenen Spielarten noch einmal zu Höchstform auf, ein tolldreistes Treiben von BODOM-scher, synthetischer Keyboard-Hatz, astralem Stimmverein, SKYCLAD-scher Saiten-Akustik, infernalischer Brüllkultur und – luftig hohen Gitarren-Soli in entsetzlich ungestimmter Schieflage! Dennoch: Wenn auch ein solcher Fauxpas das Hörvergnügen schlussendlich etwas schmälert, lässt mich dies doch nicht vom wieder einmal erhebenden Gesamtresultat ablenken, das dem ungebundenen Musikfreund ein bis zur letzten Sekunde der übermütigen Reprise ein lebhaftes Vergnügen sein sollte!

28.03.2003

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1 Kommentar zu Tuatha De Danann - The Delirium Has Just Began

  1. crippled fluffy catcat sagt:

    tja, der titel hätte wohl nicht besser gewählt werden können… allen voran natürlich der letzte track, indem sich jethro tull mit cruachan ein stelldichein liefern, um anschließend, zusammen mit den schlümpfen, ein saufgelage im wald zu zelebrieren.

    9/10