Uli Jon Roth - Scorpions Revisited - Volume I

Review

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„Scorpions Revisited“? Die SCORPIONS werden dieses Jahr 50. Als Band. Damit sind sie als solche nur unwesentlich jünger als beispielsweise die Fußball-Bundesliga. Ein Zehntel dieses halben Jahrhunderts war ULI JON ROTH bei den Jungs aus Hannover an der Leadgitarre tätig. Gut fünf Jahre. Bezogen auf die Bundesliga wäre er damit in etwa der 1. FC Saarbrücken. Dass ULI JON ROTH dennoch in seinem Metier bis heute bedeutend höher gehandelt wird, verweist somit unzweifelhaft auf dessen (internationale) Klasse.

Auf „Scorpions Revisited – Volume I“ steht der Mann mit dem Stirnband nebst seiner Himmels-Gitarre daher solierend, riffend, elegant improvisierend alllzeit im Mittelpunkt. Den Rahmen bilden auf zwei Cds inklusive Bonustrack 20 Stücke aus der Frühzeit der SCORPIONS. Und mit eigener Band im alten Proberaum der SCORPS in Hannover neu aufgenommen, könnten diese trotz des Recyclings für Nachgeborene durchaus interessant sein. Denn noch ohne 80er-Hochglanz-Lackierung unterschied sich der Sound der Band damals deutlich von ihrem späteren, ambivalent zu beurteilenden Schaffen. Verspielter, teils noch bluesiger, mitunter psychedelisch eingefärbt und überlang, sind Nummern wie dem großartigen „Fly To The Rainbow“ die 70er deutlich anzuhören.

ROTH behandelt die Kompositionen, die er einst sämtlich (mit-)erdacht hat, dabei mit der gebotenen Achtung und nimmt nur kleinere Variationen hinsichtlich der Arrangements vor. Bisweilen steht seine Gitarre noch mehr im Fokus als vor 40 Jahren, mitunter geraten die Stücke heute (dadurch) noch etwas ausladender. Auch kommt das Ganze im Jahr 2015 bei aller Verspieltheit mit ausreichend Kraft aus den Boxen, sodass diese Geschichtsstunde in Sachen Rock an sich eine Runde Sache ist.

Allerdings kristallisiert sich für mich nach mehreren Durchläufen immer mehr heraus, dass ich im Zweifel zukünftig doch eher zu den Originalen greifen werde. Denn des Maestros Gitarrenspiel war schon damals toll genug – und steht aktuell beinahe etwas zu penetrant im Vordergrund. Und ROTHs neuer Sänger macht seine Sache zwar ordentlich, er ist aber kein Klaus Meine. Manchmal wie eine domestizierte Version von Bruce Dickinson klingend, hat Nathan James zwar eine angenehme Rock-Stimme, ihm fehlt jedoch das Besondere des guten Kappen-Klaus… zumal sich über Jahre vertraut gewordene Songs wie „In Trance“ oder „We’ll Burn The Sky“ mit veränderter Intonation irgendwie nicht richtig anfühlen.

Dennoch: ULI JON ROTH weiß, was er tut – und erleidet im Gegensatz zu seinem Kollegen Rarebell keinen musik-ästhetischen Schiffbruch. Während letzterer unlängst mit einem ähnlich gelagerten Projekt einen kreativen Offenbarungseid leistete, kommt „Scorpions Revisited – Volume I“ einer professionellen und damit angebrachten Restauration relevanten Kulturguts bedeutend näher.

06.02.2015

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