Various Artists - 25 Years Of Wacken: Snapshots, Scraps, Thoughts & Sounds

Review

„25 Years of Wacken: Snapshots, Scraps, Thoughts & Sounds“ – Alle Jahre wieder kommt die Wacken DVD, mittlerweile eine lieb gewonnene Tradition und die Möglichkeit sich auf den neusten Stand zu bringen. Was gibt es Neues an der Metalfront, was haben die alten Hasen noch drauf und wie steht es generell um den Metal und seine Fans? Dies alles repräsentiert die 3-teilige DVD mit prallen 78 Tracks auf „25 Years of Wacken: Snapshots, Scraps, Thoughts & Sounds“ mal wieder sehr gut. Auch wenn eine DVD natürlich nicht das Live-Erlebnis ersetzen kann, so kann damit auch derjenige, der keine Lust auf den Trubel im Norden hatte, die Vielfalt und die durchweg qualitativ hochwertigen Auftritte daheim auf dem Sofa nacherleben.

Die ersten beiden Scheiben zeigen, was draußen auf den Black- und True-Metal Stages beim Wacken so abgeht – Circlepits, Stagediving und erhobene Fäuste, soweit das Auge reicht. AVANTASIA sind immer wieder faszinierend, denn auch wenn einem die Musik nicht zusagt, wird man geflasht von der Spielfreude des Tobi Sammet und dem Bombast, der von der Bühne direkt in den Zuschauerbereich flutet. MOTÖRHEAD mussten 2013 ihren Auftritt nach ca. 30 Minuten abbrechen, umso schöner Lemmy und Kollegen gestärkt 2014 in Wacken auf der Bühne zu sehen. Wer war eigentlich zuerst da? Das Tier aus der Muppet Show oder Mikkey Dee? Nicht minder sehenswert sind die Naturschönheiten von STEEL PANTHER, die ihre Spandexhosen zu „Gloryhole“ und „Death To All But Metal“ sexy kreisen lassen. Etwas deplatziert wirkt der Auftritt von mighty EMPEROR. Hier wäre Dunkelheit natürlich passender gewesen und noch dazu sind die anwesenden Zuschauer für EMPEROR etwas mau. Dafür bangen die Fans wie bekloppt zu den finnischen Cello-Teufeln von APOCALYPTICA, wobei „The Path“ ohne Sandra Nasic doch etwas nackt wirkt und eine zu Fußball-Chören anheizende Cello-Entgleisung auch nicht zwingend erforderlich ist. AMON AMARTH haben die Bühne richtig ausgenutzt und eine Menge Wikinger-Deko mit nach Wacken gebracht, allerdings merkt man den Schweden die vorherige Ochsen-Promo-Tour deutlich an. Den Anwesenden ist das aber vollkommen gleich, denn die zerlegen zu HATEBREED und HEAVEN SHALL BURN in Windeseile den Acker. Charmebolzen Jeff Walker und seine fähigen Knüppelknechte von CARCASS regeln dann ganz solide weg, wie man ein Comeback startet, das mal nicht für den Arsch ist. Sie zeigen, wie geiler Metal live zu klingen hat und besonders wie lässig man ihn darbieten kann.

Auf der zweiten DVD gibt es noch einen sehenswerten Extra-Part mit den Wacken-Battle-Gewinnern. Die restliche Zusammenstellung ist besonders speziell und für Trueheimer schwer zu ertragen. Erst rücken mit JBO die rosa Verteidiger des Blödsinns an (immer dieses G.Laber…), dann lassen KNORKATOR zu „Arschgesicht“ den stimmlich gereiften TimTom auf die Menge los und hauen gleich danach „Konrad“ den alten Daumenlutscher raus. Davor präsentieren VAN CANTO ihre A-Capella-Kunst. RUSSKAJA zwingen die Menge mit Hüpf-Rhythmen in die Knie, es gibt einen Schwenker zu MR. HURLEY UND DIE PULVERAFFEN mit ihrem niveauvollen Hit „Ich bin blau wie das Meer“ und SANTIANO stechen auch noch in See. Aber so ist das mit der Vielfalt auf Wacken und man sollte sich nicht die Gelegenheit entgehen lassen, seine Hass-Objekte gut kennen zu lernen, um beim nächsten Bash stichfeste Argumente im Ärmel zu haben. AUGUST BURNS RED sorgen nicht für ganz so massive Pits, wie man sie eigentlich von der Band gewohnt ist, dafür kriegen die etwas steifen Thrash-Veteranen von PRONG auch nicht mehr das Feedback, das man ihnen in ihrer Hochzeit entgegenbrachte. Sein eigenes Shirt tragen ist darüber hinaus auch irgendwie von gestern. Richtig wertvoll ist der Part mit den Metal-Battle-Gewinnern. CONVIVIUM, EVOCATION, HULDRE, DIRTY SHIRT und IN MUTE gleichen einiges aus und spielen durchweg guten oder zumindest interessanten Metal. Besonders sehenswert und herrlich schrullig sind die Chinesen von EVOCATION, die ihren Black’n’Death an den Mann bringen wollen und sich ihrer Chance sehr bewusst zu sein scheinen. Außerdem heimsen sie mit „Tin Ling Ling Dei Ling Ling“ auch noch gleich den Preis für den lustigsten Titel ein.

Die dritte DVD ist besonders vielfältig und enthält 28 Clips von 28 verschiedenen Künstlern. Als Übergänge zwischen der bunten Zusammenstellung gibt es seltsame Trip-artige Schnitte, die etwas stören. Noch dazu fehlt der authentische Jubel und passende Szenen von ekstatischen Gesichtern, so dass das Live-Feeling schlechter rüber kommt, als bei den anderen beiden DVDs. Dabei haben sich auch hier mit den sanft alles wegspülenden THE OCEAN, den verrückten EXCREMENTORY GRINDFUCKERS, unser aller Lieblings-ONKEL TOM mit seiner Wacken-Hymne, den stilvollen Düster-Rockern von LACRIMAS PROFUNDERE und A PALED HORSE NAMED DEATH einige Highlights versteckt. Auch STARCHILD sind mit „Runner“ vertreten, die Power Metal-Recken rund um Sandro Giampetro haben es mit einem Song komplett ohne den HELGE SCHNEIDER-Einsatz auf die „25 Years of Wacken: Snapshots, Scraps, Thoughts & Sounds“ geschafft, überraschend. Spätestens bei den Black-Symphonic-Metallern von DEMONIC RESSURECTION aus Mumbai reflektiert man, wie viele Nationen hier eigentlich auf dem größten Metal-Festival der Welt gemeinsam spielen. Wahnsinn, was sich Veranstalter, Fans und Bands hier über die letzten 25 Jahre aufgebaut haben. Das Festival, die Besuchermengen und das Drumherum kann man vielseitig bewerten – beim Kauf von „25 Years of Wacken: Snapshots, Scraps, Thoughts & Sounds“ interessiert das aber nicht, in 440 Minuten findet jeder Fan von Gitarrenmusik etwas Passendes.

Headbanger aus aller Welt vereinen, der Musik mehr Bedeutung geben und Deutschland mit dem größten Metal-Festival der Welt als Epizentrum von harten Klängen etablieren – wenn das die Ziele waren, dann habt ihr das nach 25 Jahren mehr als erreicht. Prost auf ein Vierteljahrhundert Wacköööön!

05.12.2014

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