Various Artists - Gentle Carnage Vol. 2

Review

Einen Verwandten zu Besuch zu haben, kann ja ganz schön enervierend sein, irgendein Paar aus dem Anhang gerät oftmals schon zur wahren Zerreißprobe familiärer Bindungen, aber einen ganzen Haufen Verwandte im Haus gleicht einer Belagerung und hinterher einer wahren Plünderung, ach was – einer Verheerung!

Dachte sich auch die Delicious Bowels Agency und versammelte auf Vol. 2 zwecks Verheerung der Hörer einmal mehr den ein oder anderen Anverwandten aus dem weiten Feld des Death-Undergrounds, um die “Nachwuchskräfte“ zum Nulltarif auf diesem Sampler einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen… oder die Öffentlichkeit den Bands zugänglich zu machen…

Wie dem auch sei, es haben dreiundzwanzig Krawallkapellen jeweils einen Song als Beispiel ihres musikalischen Schaffens abgeliefert. Schön ist, dass es keinerlei Totalausfall zu vermelden gibt; Beherrschung der Instrumente ist ohnehin längst kein Thema mehr und bei den meisten Combos liegt auch der Songwriting-Stift stets griffbereit und wird benutzt.

Nehmen wir uns die bemerkenswertesten Vertreter einmal vor:
Es beginnt mit EMBEDDED, die bar jeglicher Zurückhaltung gleich nach vorne poltern, sich ein wenig nach BENIGHTED anhören und u.a. mit ihrem zwischen Gewürge und Ferkelgequieke pendelnden Fronter ordentlich Druck machen. Die gleich darauf folgenden DEAD EYED SLEEPER fahren einen etwas eigenwilligeren Stil und mischen eine Prise Funeral Doom mit in ihre fies klingende, äußerst strukturiert komponierte, blastfreie Todesmetalwalze. Hier meldet sich die erste größere Hoffnung fürs Genre!
UNDER THAT SPELL mögen nicht nur Death sondern auch Black, folgerichtig kombinieren sie beide Spielarten zur einer intensiven, eher Black-lastigen Attacke mit Blick auf KEEP OF KALESSIN. Des Weiteren fallen COMMANDER mit “My Worst Enemy“ auf, wobei dieser Feind der Alten Schule huldigt, bei der sich Thrash und Death noch nicht allzu weit voneinander entfernen. In eine ähnliche Kerbe hauen auch MY COLD EMBRACE, die die Sache aber durch grindige Zugabe von TERRORIZER-Zutaten auf der einen Seite und Einbau subtiler Melodien auf der anderen noch verschärfen.
MORBID ANGEL sind natürlich im Death Metal so unvermeidlich wie das “JA!“ in einem Porno und TOMBTHROAT huldigen den Altmeistern ebenso eindrucksvoll wie deutlich.
Langsamer geht es natürlich auch und BROTHER LOVE KAIN schrauben den Doom-Anteil noch mal tüchtig in die Höhe, präsentieren mit “Das Mann“ gleichsam klassische wie erstklassige Kost und eines der Highlights des Samplers. Tja, und wenn MORBID ANGEL unvermeidbar sind, dann wohl auch OBITUARY, denn zumindest der Fronter von THE ATMOSFEAR klingt ganz arg wie ein gewisser Herr Tardy. Dass NILE nicht erst seit gestern zur Todesmetallelite zählen, wissen wohl auch PHAREON und unterlegen Ägyptologen-Riffs mit ganz wüstem Kehlgefurze am Mikro. Und damit die gemäßigte Goregrinder-Fraktion nicht zu kurz kommt, ballern GOREGONIK herzhaft frisch, ungeschliffen und rüpelhaft durch die Botanik.

Alles in allem bleibt zu konstatieren, dass der Underground nach wie vor überaus lebendig ist und hier und da ein sehr hoffnungsvolles Pflänzchen sprießt, dass man regelmäßig gießen sollte. Für Death Metaller, die sich mal wieder einen Überblick verschaffen wollen, was sich tut, ist der Sampler Pflicht, aber auch die Scheuklappenlosen sollten ein Ohr riskieren, um das ein oder andere Schätzchen entdecken zu können.

11.06.2009

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