Wanderer - Bypassing The Abyss

Review

Es umweht ein süßlicher Geruch wie von in den ersten Herbstnächten faulenden Blättern und von in tiefen Wäldern und düsteren Mooren moderndem Holz dieses Album. „Bypassing The Abyss“, das erste und bisher einzige Album des ukrainischen Zweigespanns WANDERER, wird in Klang, Verpackung und Infozettel zu einem verwunschenen, mysteriösen Kultobjekt hochstilisiert, das es vermutlich gar nicht ist.

2003 aufgenommen, klingt „Bypassing The Abyss“ eher nochmal mindestens zehn Jahre älter, als es ist. Die Produktion ist trotz Remastering mies, allerdings größtenteils charmant mies. Mich erinnert sie mit ihren dünnen Gitarren, den unendlich verhallten Chören, dem billig scheppernden Schlagzeug mit viel zu dominanten Becken und dem höhlenartigen Reverb auf dem Gesang deutlich an beispielsweise NOCTERNITYs „Onyx“, die BEHEMOTH-Demos oder die ganz frühen Versuche einer bekannten ukrainischen Black Metal-Band, die sich für diese Seite disqualifiziert hat. Poltrig, aber durchaus mit einer Vision produziert.

Da sind wir auch musikalisch schon beiden Vergleichspunkten. WANDERER haben ein sehr atmosphärisches und in seinem ganzen Flair genuin slawisches Album auf die Beine gestellt, was sicher auch dem völlig kranken (und krank übersteuerten) Gesang mit ukrainischen Texten geschuldet ist. Die sieben Songs plus Intro pendeln zwischen ziemlich fixen Blasts („In The Swamps Pool“), bei denen Erinnerungen an die ersten beiden GORGOROTH aufkommen, über atmosphärische und von sehr gelungenen Keyboards durchzogene Midtempo-Passagen bis zu eher schleppenden Parts, und das in relativ kurzer Folge. Das macht „Bypassing The Abyss“ zu einem durchaus dynamischen Album mit zwar nicht neuen, aber gelungen umgesetzten Ideen, dessen große Leistung es ist, über die gesamte Spielzeit überaus unkitschig misanthropisch zu wirken. Nette Details wie cleaner Gesang in „Leaving The Abyss“, lange Samplepassagen oder auch mal ein thrashiges Interludium lockern das Album auf.

Was allerdings fehlt, sind die wirklich großen Ideen. Das beste Material wird eigentlich schon in der ersten Hälfte verbraten, aber da wirds durchschnittlich, manchmal unterdurchschnittlich. Ein echter Hinhörer ist nochmal das irre atmosphärische „The Underworld“ kurz vor Toreschluss, das vermutlich den Höhepunkt von „Bypassing The Abyss“ bildet. Bei genauerem Hinsehen entpuppt sich also das vermeintliche Kultobjekt aus einem Land, in dem es noch freilaufende Wölfe in den Wäldern gibt, letztlich als gutes atmosphärisches Black Metal-Album mit genauso vielen Stärken wie Schwächen.

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01.10.2012

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