Worm - Evocation Of The Black Marsh

Review

„Evocation Of The Black Marsh“, also die Beschwörung des schwarzen Sumpfes, ist der Stern, unter den der US-amerikanische WORM-Alleinunterhalter namens Wurm sein erstes Album stellt. Diesen Namen trägt die Platte – die erste in voller Länge, nachdem es von der One-Man-Army aus Florida bisher nur die beiden Demos „The Deep Dark Earth Underlies All“ (2014) und „Nights In Hell“ (2016) zu hören gab – vollkommen zurecht: Das Debütalbum von WORM ist sumpfig, tiefschwarz und beschwört atmosphärisch so manche finstere Stimmung.

„Evocation Of The Black Marsh“: analog, unpoliert und roh!

Vorweg sei gesagt: „Evocation Of The Black Marsh“ ist nichts für Schöngeister, nichts für Technik-Afficionados und nichts für Fans progressiver oder gar avantgardistischer Elemente. Im Gegenteil, der WORM-Wurm zelebriert auf seinem ersten Full-Length-Album acht Stücke schwärzester Tonkunst, irgendwo zwischen dem BEHERIT-Debüt sowie deren frühen Demos, zwischen den beiden ARCHGOAT-Demos und ein wenig Früh-MAYHEM’scher Wahnsinnsvertonung. Klanglich erinnert das Ganze an eine Proberaum-Demo aus den Neunzigern – für die einen mag das ein Schimpfwort sein, viele Fans dieser Art von Black Metal ahnen jedoch: „Evocation Of The Black Marsh“ klingt schön analog, roh und unpoliert. Zwischendurch – vor allem bei solchen sich langsam aufbauenden Spielereien wie im Intro des Titeltracks – dürfte das Schlagzeug etwas ausgewogener klingen, auch die Gitarre knarzt teilweise ganz ordentlich. Aber das unterstreicht eben nur die gewollt imperfekte Herangehensweise an die Musik, die der Kopf hinter WORM auf diesem Album nicht nur spielt, sondern regelrecht zelebriert.

Hinter WORM schlummert durchaus musikalisches Talent

Übrigens auch kompositorisch: Jedes der Stücke auf „Evocation Of The Black Marsh“ kann für sich stehen und atmet einen eigenen Vibe, und vor allem überrascht WORM besonders in der zweiten Albumhälfte immer wieder mit dem einen oder anderen Detail, das man so nicht erwartet hätte – man höre zum Beispiel die unerwartete, völlig aus dem Kontext fallende Melodie in „Swamp Ghoul“, den schleppenden Doom-Part im Mittelteil von „Rotting Semblance“ oder die vergleichsweise (!) filigrane Gitarrenarbeit im abschließenden „The Slime Weeps“. Und so zeigt sich bei allen Huldigungen der Hässlichkeit, bei allem Abfeiern des gewollten Gerumpels immer wieder das musikalische Talent, das hinter WORM schlummert. Beachtlich!

Vorsicht: sumpfig!

Die Tatsache, dass das ganze Album den Eindruck macht, live eingespielt worden zu sein – ein Eindruck, der nur widerlegt wird, da sich keinerlei Infos finden lassen, dass sich Wurm für dieses Album irgendwelche Mitstreiter gesucht hätte – unterstreicht diesen Eindruck nur noch einmal: Ein Black-Metal-Album im Jahre 2017 mit Absicht so klingen zu lassen, wie „Evocation Of The Black Marsh“ klingt, das schaffen nur wenige, weder auf kompositorischer noch auf klanglicher Ebene. Und so ist dieses Album tiefschwarze Klangkunst für dunkle Herbst- und Winterabende – aber nur, wenn man auf echtes Gerödel am unteren Rande der Erträglichkeitsskala steht. Damit keiner meint, er sei nicht gewarnt gewesen: BEHERIT-Demos. ARCHGOAT-Demos. Das sind die Regionen, von denen wir hier reden. So, und nicht anders, beschwört man schwarze Sümpfe!

31.10.2017

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4 Kommentare zu Worm - Evocation Of The Black Marsh

  1. Sylverblack sagt:

    Den Reiz hinter solcher Musik habe ich noch nie verstanden und werde ich auch nie verstehen.

    1. Egal sagt:

      Damit sich so richtig schön trve vorkommen kann. Ne sorry, ich verstehs auch nicht. Gerade im Black Metal ist ein gewisse Rohheit vorteilhaft aber das hier ist in meinen Ohren nur hirnloses Gekloppe, dass mit aller Gewalt auf anti-Mainstream getrimmt ist.

    2. Bluttaufe sagt:

      Das ist das Problem bei Ein-Mann Bands. Die halten ihre Musik für unantastbar und gottgleich. Und weil man so vor Autonomie strotzt denken die sich, sie könnten auch mal schnell via Home Recording einen auf Produzenten machen.
      Bei WORM sollen allerdings 2 Leutchen am Werkeln sein. Hat irgendwie einen Demo Tape Charme & irgendwie sagt es mir schon zu.
      Geschenkt oder zum guten Kurs verkauft, würde ich es mir durchaus anhören. 🙂

  2. destrukt. sagt:

    Schade, dass die folgenden Alben von Worm hier keine Beachtung mehr gefunden haben. Die neuen Platten, alle im Death/Doom angesiedelt, haben aber sowas von gar nichts mehr mit dieser Plörre hier gemein. Für Freunde von Hooded Menace, Krypts, Winter oder Coffins absolut reinhörenswert.