Siechtum - [Diagnose:Zeit]

Review

Die deutsch/östereichische Connection Siechtum überrascht mit [Diagnose:Zeit] gleich zweifach: zum einen hätte ich nach [Kreuz:X:Feuer], welches im Frühjahr als zweites Album veröffentlicht wurde, nicht mit einem weiteren Full-Length im Jahre 2001 aus dem Hause Rainer/Sobczak gerechnet, zum anderen machte mich der erste Blick ins Booklet stutzig, während das Intro „Schlagschatten“ erklang. Grund meines Mißtrauens war die Tatsache, dort Texte vorzufinden, da Siechtum bislang lediglich von Sprachsamples Gebrauch gemacht und gänzlich auf Gesang verzichtet hatte. Nun denn, auf zu neuen Ufern… Nach einigen Durchläufen klingt die „Innovation“ Gesang nicht weiter ungewohnt, allerdings fällt der Unterschied zu aggressiveren Songs des eigentlichen Haupt-Projekts von Chefdenker Thomas Rainer, L’ame Immortelle, nicht mehr sonderlich groß aus, was ich nicht unbedingt als positiven Aspekt bewerten möchte. Die Stilrichtungen, welche auf [Diagnose:Zeit] erschlossen werden, variieren abermals von tanzbarer EBM über kühlen Industrial hin zu experimentellen Noise-Klängen, wobei der Großteil der Tracks auf universelle Clubtauglichkeit gepolt wurde. Inwiefern der Einsatz der bis auf „Winterstahl“ durchweg verzerrten, gesellschaftskritischen Vocals nun eine erfolreiche Neuerung darstellt oder das Duo dadurch an Identität und Charme verliert, bleibt jedem selbst überlassen. Im Vergleich zum Vorgänger [Kreuz:X:Feuer] würde ich jedoch auf ebenbürtig entscheiden.