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Die Songs von "Wetterkreuz" - Ein Track-by-Track-Gespräch mit Bandkopf Alboin

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„Wetterkreuz“

„Wetterkreuz“ fängt dann meines Erachtens mit seinen langsamen, ausklingenden, kalten Akkorden wieder „Galeere“-artig an – wenn du sagst, dass dieser Song sehr viel früher entstanden ist als der Rest des Albums, dann ist das wohl ein eindeutiges Zeichen dafür?
Daran anschließend hören wie disharmonisch geprägtes Gitarrenspiel, den Grundtenor dieses Songs würde ich zwar wie bei den anderen Songs auch als kalt beschreiben, hier haben wir aber meiner Meinung nach keine einsame, verzweifelte Kälte, sondern mehr eine kalte Wut. Das wird ergänzt durch einen weiteren eher rhythmischen Part, auch finden sich Keyboards, die zwar gut hörbar sind, aber doch eher hintergründig agieren und einen „Soundteppich“ ausrollen. Auch, wenn es im letzten Drittel wieder eher EÏS-typisch zugeht (was nicht heißen soll, dass sich der Rest nicht perfekt zwischen die anderen Songs einreiht), mit deinen unverkennbaren, melancholischen Melodien zum Beispiel, würde ich den Song grundsätzlich als stark vom relativ klassischen, norwegischen Black Metal beeinflusst sehen. (Zumindest stärker, als das sonst bei GEÏST/EÏS der Fall ist/war.) Die angesprochenen Keyboards zum Beispiel erinnern mich stellenweise an die ganz alten DIMMU BORGIR (bis „Stormblåst“), das Riffing an die letzten zwei oder drei TSJUDER-Alben. Du sagtest ja, du würdest „Auf kargen Klippen“ als den „typischsten“ Black-Metal-Song sehen – kannst du meinen Eindruck denn zumindest ansatzweise nachvollziehen?

Das kann ich auf jeden Fall nachvollziehen, ja. Das Stück „Wetterkreuz“ ist tatsächlich etwa ein Jahr oder eineinhalb Jahre nach dem „Galeere“-Album entstanden, und zwar aus Ideen, die ich noch während der Aufnahmen zu „Galeere“ und der Zeit danach gesammelt hatte. Riffs und Fragmente hatte ich zu dieser Zeit viele, auch sehr viele verschiedene Versionen, die sich in Stimmung und Arrangement grob unterschieden haben. Lange wusste ich nicht, welche Richtung das Stück nehmen würde. Seinen Feinschliff hat es dann erst während der Proben für die „Wetterkreuz“-Aufnahmen zusammen mit unserem Drummer Marlek bekommen, bei denen wir vieles gestrafft oder feiner ausgearbeitet haben. Erst dadurch hat das Lied endgültig diesen typisch skandinavischen, windigen Charakter bekommen, den Du jetzt hörst. Vielleicht nehme ich das auch wegen der Ausnahmestellung des Stückes anders wahr.
Woran das Riffing erinnert, ist eine Frage, die sicherlich je nach individueller Präferenz jeder anders beantwortet… meine Favoriten, wenn es um klassischen norwegischen Black Metal angeht, sind eher EMPEROR, TROLL oder COVENANT als TSJUDER, von denen ich sicherlich nicht mal einen Albumtitel zusammenbekomme. Für mich hat „Wetterkreuz“, abgesehen von dem sehr langsamen, atmosphärischen Rahmen in seinem Mittelteil, viel von diesen Bands.
Die „kalte Wut“, die Du beschreibst, ist für mich textlich bedingt, aber ich spüre sie auch, ja. Der Text ist atmosphärisch und in seinen fast menschenfeindlichen Wünschen nach Isolation und Anklage sehr nahe an dem Titelstück von „Kainsmal“ und auch ganz anders formuliert als die anderen Texte des Albums. Das ganze Lied ist offensiver und antreibender, aber auch selbst getrieben von dem Wunsch, vielem den Rücken zuzukehren.

Gut, jetzt wo du es sagst, kann ich zumindest EMPEROR und TROLL auch als Vergleiche nachvollziehen, wobei ich dabei bleibe, dass jüngere TSJUDER stilistisch auch nicht ganz so fern sind. Aber wie du sagst: Das nimmt man wahrscheinlich je nach persönlichen Präferenzen wahr.

Ja, sicherlich. Wobei TSJUDER natürlich auch eine Band sind, die die noch älteren norwegischen Bands auch hoch- und runtergehört hat, von daher … da kann man die gegenseitigen Einflüsse vielleicht auch nicht mehr klar auseinander dividieren.

Sicher, gerade in Norwegen sind die gegenseitigen Einflüsse ja eher schwer voneinander abzugrenzen.
Dann würde ich auch zu „Am Abgrund“ weitergehen.

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01.09.2012

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