Eis
Die Songs von "Wetterkreuz" - Ein Track-by-Track-Gespräch mit Bandkopf Alboin

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„Bei den Sternen“

Wieder haben wir hier wie bei der Eröffnung des Albums eine wirklich schöne Verschmelzung von gesprochenem Intro und dem musikalischen Beginn des Liedes, dadurch, dass die von Kinskis markanter Stimme und seinem markanten Sprachrhythmus eingeführte Stimmung (melancholisch, aber erhaben) musikalisch aufgenommen und weitergeführt wird. Da du ja sagtest, dass dieser Song zusammen mit dem ersten, „Mann aus Stein“, als einziger von Anfang an fest seinen Platz auf dem Album hatte, würde ich davon ausgehen, dass ihr hier bewusst einen Bogen zurück zum Anfang schlagt – liege ich da richtig?
Wieder treffen wir hier auch diese „zurückgenommene“ Leadgitarre, von der ich oben bereits sprach, die übrigens eine der eindringlichsten und melancholischsten Melodien, die EÏS meiner Meinung nach je aufgenommen haben, spielt. Nach einem für mich recht rockig anmutenden Midtempo-Part im Mittelteil, geht es dann zurück in die tolle Melodie vom Anfang und – wie bisher eigentlich auf allen EÏS-Alben – auf ein Ende zu, dass nochmal einen emotionalen Höhepunkt darstellt.
Insgesamt würde ich diesen Song als die Quintessenz des Albums, die Vereinigung der hervorstechenden Merkmale von „Wetterkreuz“ ansehen, der dem Album einen schönen runden und eben auch sehr emotionalen Abschluss verleiht. (Allerdings bin ich mir auch nicht ganz sicher, ob ich was die „Quintessenz“ angeht nicht wieder Dinge sehe, die vielleicht gar nicht da sind.)

Was ist denn diese Quintessenz für Dich?

Na ja, im Grunde viele der oben genannten Dinge. Die kalte Atmosphäre, die eindringlichen, sich oft auch „nur“ hintergründig ins Bewusstsein bohrenden Melodien, aber auch eine Härte, die ich so bisher nicht von euch kannte. Dazu immer wieder emotionale Höhepunkte. So in etwa.
Wobei „Quintessenz“ vielleicht nicht das richtige Wort ist. Man könnte sagen, eine Zusammenkunft der auffälligen Charakteristika des Albums, vielleicht ist das besser.

Ja, das sind sicherlich Dinge, die dieses Album wesentlich prägen, das stimmt. Vor allem ist uns aber die Weite und Verlorenheit, eine feindselige, lebensferne Kargheit auf diesem Album wichtig gewesen. „Bei den Sternen“ ist so etwas wie eine Loslösung von der Bindung an die Erde, die Steine, und eine Art Frieden oder zumindest eine Ahnung einer Lösung am Ende des Albums. Die Hauptriffs des Liedes habe ich nicht erdacht, sondern sie sind mir, sozusagen, in einem sehr unerwartet magischen Moment geschenkt worden. Das hat sich emotional sehr eingebrannt und dafür gesorgt, dass ich das Stück nicht hören kann, ohne wenigstens einen Kloß im Hals zu spüren. Das haben wir versucht, auch in dem Stück selbst umzusetzen, was eine Menge Feingefühl gekostet hat. Da stimme ich Dir sehr zu, der Song ist auch für mich das wahrscheinlich Melancholischste, was wir bis jetzt aufgenommen haben.
Das kurze Kinski-Sample zu Beginn ist für mich übrigens sehr programmatisch, einmal, weil es den Bogen zu „Mann aus Stein“ schlägt, zum anderen, weil es wie in „Kainsmal“ ein von Kinski gelesenes Nietzsche-Gedicht ist. Ich mag solche Querverweise zu früheren Songs, sowohl in Details wie auch textlich. Meinem Empfinden nach verstärkt das die Wirkung eines Songs enorm, weil zumindest ich mich darin dann sehr schnell sehr geborgen fühle.

Strukturell steht „Bei den Sternen“ für mich in einer Linie mit den Abschlussstücken der vorigen Alben, es trägt für mich das Beste aus „Spätsommerabende“ von „Patina“, dem Song „Kainsmal“ und dem ja wirklich sehr ausladend-düsteren „Unter toten Kapitänen“ in sich. Es ist selbst ein klassisches Abschlusstück, und wie die anderen auch, weist es thematisch bereits über das Album hinaus, das es ausleitet. Ein Stück, mit dem ich mit „Wetterkreuz“ abschließen und meinen Frieden damit finden kann.

Das ist glaube ich ein schönes Schlusswort – alles, was ich dazu noch anmerken könnte, passt genauso gut in das „reguläre“ Interview, das wir ja auch noch führen wollen.

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01.09.2012

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