Kreator
Listening Session zu "Gods Of Violence"

Special

Der METALLICA-Hype scheint noch in weiter Ferne, als KREATOR im Oktober 2016 zum metallischen Vorglühen nach Berlin laden. Während die internationale Musikpresse schon wenige Tage später entschieden hat, „Hardwired…To Self-Destruct“ zur Thrash-Platte des Jahres zu küren, blicken Mille Petrozza und Kollegen entspannt Richtung Zukunft. Denn bei der heutigen Zusammenkunft dürfte sich das Quartett bereits getrost sicher sein, dass das erste Highlight des Jahres 2017 ohnehin auf ihrem Konto zu verbuchen sein wird.

Wenn „Gods Of Violence“ am 27. Januar 2017 von der Kette gelassen wird, endet für KREATOR – so wie kürzlich für ihre US-Kollegen – die längste Albumpause ihrer Bandkarriere. Über viereinhalb Jahre sind seit dem Release von „Phantom Antichrist“ vergangen, fast 300 Konzerte hat die Band seitdem hinter sich gebracht. Jetzt, während im Pressebereich noch vegane Hors d’oeuvres gereicht werden, finden sich langsam alle im Stuhlkreis ein. Mille, Gitarrist Sami Yli-Sirniö und Produzent Jens Bogren sind zusammengekommen, um gemeinsam das nächste Kapitel der 34-jährigen Bandgeschichte anzuschneiden.

Bogren, im Jahr der Bandgründung gerade einmal drei Jahre alt, schickt dem Pre-Listening einen Disclaimer voraus: „Der Sound hier drin ist wirklich scheiße, aber eigentlich klingt die Platte verdammt gut.“ Er sollte recht behalten. Nicht umsonst haben KREATOR den schwedischen Workaholic, der sich von AMON AMARTH bis OPETH so ziemlich jeden feuchten Produzententraum erfüllt hat, bereits zum zweiten Mal an die Regler gebeten. Und „Gods Of Violence“ klingt nicht bloß genauso lebendig wie „Phantom Antichrist“ – es übertrumpft seinen Vorgänger auch um ein Vielfaches an Aggression, Energie und Spielfreude.

Die ersten Eindrücke:

Apocalypticon: Pompös. Symphonisch. Die Einlaufmusik zum Gladiatorenkampf. Klingt wie FLESHGOD APOCALYPSE. Ist es übrigens auch.

World War Now: Okay, KREATOR starten nicht mit dem Titeltrack. Dafür aber mit gewohntem fettem Riffing. Geballer geht vor Melodie. Zunächst jedenfalls. Später Twin-Guitars, gewohnter Hymnencharakter, jedoch ohne zu großes „Phantom Antichrist“-Pathos. Läuft.

Satan Is Real: Ein Songtitel wie aus dem DIMMU BORGIR-Restekatalog. Direkt in den Strophen schüttelt Sami allerdings Melodien aus dem Ärmel, die IN FLAMES heute leider nicht mal mehr auf Ritalin einfallen würden. Im Refrain hört man den Moshpit schon auf halbem Ohr mitgrölen. Mit weniger plakativer Hookline wär’s perfekt.

Totalitarian Terror: Alliterationen sind doch immer was Feines. Nach „Radical Resistance“ und „Mars Mantra“ folgt allerdings nicht „Everlasting Energy“ und „Lonesome Love“, sondern „Totalitarian Terror“. Und langsam zeichnet sich ab: Hier stapelt sich schon wieder Hit über Hit. Mid-Tempo-Bridge, Fäuste-in-die-Luft-Part, „Demon Prince“-Zitat: So muss es klingen, wenn „Phantom Antichrist“ und „Enemy Of God“ ein Baby machen.

Gods Of Violence: Haben wir alle gehört, haben wir alle gefeiert. Ob sich der Track mit seinen „We shall kill!“-Schlachtrufen in die anderen ausnahmslos überragenden Titelstücke seit „Violent Revolution“ einreihen kann, werden dann wohl die ersten Live-Gigs zeigen.

Army Of Storms: Finnisches Melodiegewitter in Reinform, danach ein 08/15-Thrash-Riff. Trotzdem: Das Gitarristenduo Mille/Sami zeigt sich in der kreativen Form seines Lebens.

Hail To The Hordes: Aaaaalles klar. Für wen das bisher alles nach mangelnder Abwechslung klang: Nö, keine Panik. Hier kommt im Refrain nämlich tatsächlich eine Portion Viking Metal durch. Da hörst du das FINNTROLL-Cover schon vor dir. Nein, ernsthaft: Gelungene Auflockerung, absolut natürliche, ungezwungene Integration in den klassischen KREATOR-Sound. Wird sogar Hater überzeugen.

Lion With Eagle Wings: Klingt jetzt nach MANOWAR, dafür wird aber gleich richtig Gift und Galle gespuckt. Milles Stimmbänder befinden sich auf diesem Knüppelthrasher im totalen Zerstörungsmodus. Sonst aber einer der unauffälligeren Albumtracks.

Fallen Brother: Obwohl Mr. Petrozza erklärt, dass es hier nicht direkt um Lemmy geht, fällt es schwer, nicht schon beim simplen Anfangsriff Assoziationen zum gefallenen MOTÖRHEAD-Chef herzustellen. Ob nun Lemmy oder Dio oder sonst jemand, die multilingualen Lyrics beschwören sie alle herauf: „Welcher Traum auch kommen mag, the memory lives on! Fallen Brother, wir vergessen nicht was war!

Side By Side: Gangshouts, frische Melodien aus dem Handgelenk, fluffigig-sakraler Akustik-Mittelpart. Für die nächste ARCH ENEMY darf sich Michael Amott gerne eine Scheibe abschneiden.

Death Becomes My Light: Eine etwas pathetischere Hymne muss schon sein. Nicht ganz so mutig sentimental wie „Until Our Paths Cross Again“, aber ein würdiger, elegischer Rausschmeißer. Auf einer Stufe mit „Golden Age“ und „Voices Of The Dead“.

Es ist schon ein harter Brocken Erkenntnis, der beim ersten Hördurchlauf des 14. KREATOR-Studioalbums auf einen niederdonnert. Nicht nur, dass die Essener seit mittlerweile drei Dekaden ihren Status als ewig relevante Szenekraft untermauern, ohne die es im zeitgenössischen Thrash ziemlich öde zugehen würde. Es ist der unfassbare Umstand, dass sie Ende Januar nun bereits die fünfte überdurchschnittliche Platte in Folge auf den Markt bringen. „Gods Of Violence“ ist Thrash der Königsklasse – straight outta Ruhrpott.

Galerie mit 16 Bildern: Kreator - Metal Hammer Paradise 2023
30.11.2016

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