Subway To Sally
Unsterblich - Die offizielle Biographie

Special

Subway To Sally

IN EXTREMO haben im Frühjahr bereits ihre zweite Buchveröffentlichung vorgelegt. Nun bedient mit SUBWAY TO SALLY auch die andere deutsche Mittelalter-Rock-Institution dieses Medium. Und angesichts ihrer zwanzigjährigen Bandgeschichte haben die Potsdamer auch wahrlich genug zu erzählen. Da kann es einen fast schon wundern, dass sie mit einem 240-seitigen Hardcover-Band in einem Format irgendwo zwischen DIN-A4 und DIN-A5 auskommen.

Die große Stärke von „Unsterblich“ liegt dann auch in der kompakten Erzählweise. Offensichtlich hat man nicht auf einen Ghostwriter zurückgegriffen, sondern selbst Hand angelegt und schafft dadurch eine erfreulich geringe Distanz zur Band und ihren Mitgliedern. Man kann als Leser recht weit hinter die Kulissen blicken und sich mit auf eine Reise nehmen lassen, die von den musikalischen Wurzeln als unbedeutende Folk-Rock-Combo in den Trümmern der ehemaligen DDR bis hin zu gefeierten Festival-Shows vor zigtausend Zuschauern in Wacken und auf dem Summer-Breeze führt.

Äußerst unterhaltsam und besonders aus der Perspektive eines „Wessis“ höchst spannend sind die Erzählungen vom Aufwachsen und den ersten musikalischen Gehversuchen in der SED-geführten Ost-Republik mit ihren offiziellen Einstufungskonzerten und anderen Absonderlichkeiten. Darüber hinaus überzeugen besonders die Entstehungsgeschichten des wegweisenden „Engelskrieger“-Albums und seines Nachfolgers „Nord Nord Ost“ mit einem wahnsinnig hohen Informationsgehalt.

Natürlich werden gelegentlich auch die ungeliebten Kollegen von IN EXTREMO erwähnt. Und wo diese sich in ihrer Biographie mit Seitenhieben eher zurückhielten, nehmen SUBWAY TO SALLY wieder mal kein Blatt vor den Mund. Prinzipiell sehe ich es eher kritisch, dass hier alte und auf Außenstehende eher kindisch wirkende Zwistigkeiten geschürt werden, es spricht aber für die Band, dass sie dabei dennoch um eine sachlich-faire Darstellung bemüht sind und einem dadurch den Ursprung der Animositäten zwischen beiden Bands näherbringen.

Unschöner finde ich hingegen, wie sehr man stellenweise versucht, den eigenen Stellenwert zu betonen und damit die Vorreiterrolle selbst noch einmal zu untermauern. Es wirkt einfach zu bemüht, wenn die Band versucht, sich selbst einen Status zuzuschreiben, um den sie sich in der öffentlichen Wahrnehmung offenbar betrogen sieht. Dabei haben SUBWAY TO SALLY ohnehin wirklich Großes erreicht und dürfen mit gutem Recht über jedwede Form von Minderwertigkeitskomplexen weit erhaben sein. Oder um es mit einem Zitat der ungeliebten IN EXTREMO zu sagen: „Nur bescheiden bleibt ein Sieger edel…“

Doch genug getadelt, immerhin haben SUBWAY TO SALLY – das wird an vielen Stellen dieses Buches mehr als deutlich – auch die Eier, sich selbst so zu geben, wie sie eben sind. Dass man damit stellenweise aneckt, wird bewusst in Kauf genommen, weil es die eigene Aufrichtigkeit eben fordert. Verbogen haben sich die Potsdamer nie, auch nicht bei den beiden Besetzungswechseln an der Position des Schlagzeugers, die jeweils einschneidende Ereignisse der Bandgeschichte darstellten, die Band aber unter dem Strich auch immer einen Schritt weiter nach vorne brachten.

Dass dazwischen die Geschehnisse auch teilweise vor sich hin dümpeln – geschenkt. Klar kann man viele Tour-Erlebnisse und Business-Geschichten in ähnlicher Form bereits in zahlreichen anderen Band-Biografien finden, doch halten sich SUBWAY TO SALLY glücklicherweise nie allzu lang mit Belanglosigkeiten auf und sorgen durch den hervorragenden Textfluss für ein kurzweiliges Lesevergnügen.

Zu diesem trägt auch die grafische Gestaltung bei. Das gesamte Buch ist auf Hochglanz gedruckt und mit vielen farbigen Bildern versehen. Auch bestimmte Textpassagen – Tourtagebücher, Original-Zitate von Wegbegleitern oder persönliche Statements – sind optisch hervorgehoben. Die hierfür gewählte Darstellung mit roter Schrift auf schwarzem Grund erweist sich allerdings als ziemlicher Griff ins Klo, denn selbst bei guten Lichtverhältnissen gestaltet sich das Entziffern dieser Passagen als arg mühsam.

Weitere kleine Schwächen sind im Lektorat zu finden, dass teilweise übersehen hat, wie in manchen Sätzen die Verben munter zwischen dem Präsens und dem sonst vorherrschenden Präteritum hin und her hüpfen. Dass zudem einige Eigennamen (MESCHUGGAH – sic!) falsch geschrieben sind und man sich orthographisch nicht immer zwischen dem bürgerlichen Vornamen von Sänger Erik Hecht und seinem Künstlernamen Eric Fish entscheiden kann, ist ebenfalls für ein Schmunzeln gut.

Den Lesefluss bremsen diese kleinen Schönheitsfehler nicht und so lässt sich das Buch in einem Rutsch gut durchlesen. Form und Darstellung erinnern dabei weniger an die aktuelle IN-EXTREMO-Biographie, sondern eher an deren schön gestalteten älteren „Spielmannsfluch“-Band. Dabei haben SUBWAY TO SALLY aber in der textlichen Konsistenz deutlich die Nase vorne. „Unsterblich“ entpuppt sich nicht nur als schönes Sammelsurium von Bildern und Texten aus der und über die Bandgeschichte, sondern überzeugt auch als lückenlos nachvollziehbare bandhistorische Gesamtchronologie.

Subway To Sally

Subway To Sally
„Unsterblich – Die offizielle Biographie“
Verlag Nicole Schmenk, 240 Seiten (Hardcover)
ISBN: 978-3-86883-211-2
Preis: 19,90 €

Galerie mit 26 Bildern: Subway To Sally - Eisheilige Nächte 2023 in Gießen
17.11.2012

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