System Of A Down
"Hypnotize" Listening Session

Special

Montag, den 07.11.2005. Urzeit: 19 Uhr. Ort des konspirativen Treffens: Magnet Club in Berlin. Anlass: Pre-Listening-Party zu dem bald erscheinenden SYSTEM OF A DOWN-Album „Hypnotize“. Dieses Ereignis konnte ich mir natürlich nicht entgehen lassen und so fand ich mich pünktlich zum Einlass im gemütlichen Magnet Club ein, um dem neuen Output der Wahl-Amis zu lauschen! Die allesamt eingeladenen Gäste fanden viele Sitzmöglichkeiten vor, doch stürzte man sich zunächst auf die Bar. Als Appetizer wurde die noch aktuelle Platte „Mezmerize“ eingespielt welche eher weniger Beachtung fand, denn die Bar oder der Gesprächspartner waren anscheinend viel interessanter. Das änderte sich jedoch schlagartig nach der Ansage, dass nun der neue Rundling komplett eingespielt wird! Folgend nun meine Impressionen.

System Of A Down

Attack
Wie der Titel vermuten lässt, fängt der Track mir schnellem Drumming und hartem Gitarrenspiel an, wird jedoch alsbald von cleanem Gesang unterbrochen. Das Stakkato-artige Schlagzeug erinnert entfernt an ein galoppierendes Pferd. Insgesamt gestaltet sich das Intro als etwas sperrig, wobei aber der minimalistische Aspekt der Songs nichts vom Druck wegnimmt, der hinter den Gitarrenriffs steckt! SOAD-typisch bricht der Song zum Ende hin plötzlich ab.

Dreaming
Der Titel ist auch bei diesem Song passend gewählt, denn dieser besticht durch hypnotisierenden, zweistimmigen Schizo-Gesang. Die SOAD-typischen Tempiwechsel sind zwar vorhanden, doch dem im Offbeat gehaltenen Track fehlt der Facettenreichtum! Der NaaNaNaaa-Gesang findet irgendwann wieder schlagartig ein Ende.

Kill Rock ’n Roll
Im dritten Song kommt auch Daron gesanglich zum Einsatz und die Gitarre kommt wieder fett daher. Mal wird sehr abgehackt gesungen, dann folgt wiederum eine beschwörende Sprachgesang-Passage. Insgesamt ein gesangslastiger Track, der zwar weniger sperrig ist als die Vorgänger, doch auch kein Übersong!

Hypnotize
Die erste Single-Auskopplung ist überraschend tanzbar und wird mit zartem langgezogenem Gitarrenspiel untermalt. Das mitbangen ist problemlos möglich. Der Titel kommt etwas balladesk daher und erinnert an ein Kinder-Schlaflied. Neben Glocken sind auch Rasseln auszumachen. Die armenischen Wurzeln sind zu spüren. Insgesamt erinnert die verzerrte Gitarre und der galoppierende Takt an Schamanen-Musik.

Stealing Society
Ein sehr tanzbarer Titel. Die Geschwindigkeit des Songs lässt nostalgische Rückbesinnungen zu. Der klare Gesang reibt sich etwas mit dem schnellen, verzerrten Gitarrenspiel. Ein typischer SOAD-Song ohne Schreigesang, dafür aber mit poppigen Einsprengseln. Die schnellen beschwörenden Vocals bieten ein schönes Wechselspiel mit den schnellen und fetten Gitarren.

Tentative
Zum ersten mal kann die Doublebass der sauschnellen Gitarre Paroli bieten. Gewohnt fettes Klampfenspiel unterstützt gekonnt den sehr hohen Gesang von Sänger Serj. Es ist wieder ein Song zum rhythmischen Bewegen seines Haupthaars und hätte auch auf dem „Mezmerize“-Album auftauchen können. Die Geschwindigkeit des Gesangs ist hier sehr variabel, aber wirkt häufig zu langgezogen. Gefolgt von einem Akustikpart und zartem Ohooohoo-Gesang steigert sich die Geschwindigkeit wieder schlagartig. Das armenisch-herbe, gerollte „Rrrr“ kommt zum Einsatz, trotzdem ist es ein Song mit wenig Wiedererkennungswert.

U-Fig
Wie dem Song davor, fehlt auch diesem etwas die Originalität! Zwar bilden das Gitarrengeschramme und der Gesang eine Einheit, doch mangelt es auch hier an Wiedererkennungswert, daran können auch die folkloristisch anmutenden Akustikparts und das dezente, aber schöne Schlagzeugspiel nicht hinweg täuschen. Das folgende Geprügel wird wieder von Balalaika-artigen Klängen unterbrochen, schwillt wieder an und nach einem plötzlichen Klimax bricht die Geschwindigkeit aus bis der Song gemütlich ausläuft.

Holy Mountains
Der Titel erinnert sehr stark an TOOL und orientiert sich etwas an „Aerials“ vom Album „Toxicity“. Der Bass dröhnt sehr tief und der Gesang ist wieder langsamer und beschwörender Natur. Je länger der Song gespielt wird desto mehr drängt sich die Vorstellung auf, dass dieser genauso von TOOL stammen könnte. Der Kreischgesang geht in cleanen Gesang über und die Snare wird heftig verprügelt. Die Gitarren haben fetten Groove und die Geschwindigkeit wird angezogen – die Moshfraktion kann sich freuen. Hierbei handelt es sich um den längsten Song auf dem Album. Nach einer Steigerung bis zu einem Höhepunkt bricht der Song ab und es gibt zum Ende des Songs hin ein Fade Out.

Vicinity Of Obscenity
Der erste Track mit Wiedererkennungswert! Durch einen schönen Effekt (der Rand der Snare wird mit den Sticks bearbeitet) wird ein bisschen Abwechslung ins Spiel gebraucht. SYSTEM OF A DOWN wie man sie kennt: abwechslungsreich, originell, facettenreich! Der Gesang hört sich an, als ob eine Frau singen würde bzw. ein Kind – so was hat man bei SOAD noch nie gehört! Tempiwechsel verschönern das Ganze und die Bass-Drum unterstützt die Vocals. Der Gesang ist bei diesem Track am unterschiedlichsten: cleaner Gesang wird von schnellem aggressiven Gesang und der Frauen/Kinder-Gesang wird von „Gebell“ abgelöst. Alles kommt sehr schizophren rüber: zweitstimmiger Gesang, der durch eine extrem hochgestimmte Gitarre geradezu durch den Gehörgang gepresst wird. Wundervoll!

She’s Like Heroin
Die Überleitung zum Vorgänger-Track geschieht über eine Rückkopplung, aber hört sich keineswegs störend an oder unsauber, sondern passt einfach wie die Faust aufs Auge! Ein absoluter Tanzsong. Der Sänger knüpft an vergangene Tage an und klettert mühelos die Tonleiter hoch! Der variable Gesang wird wieder zweistimmig an den Mann gebracht und durch schöne Gitarrensoli unterstützt. Kurzeitig hört sich die Stimme vom Sänger so an, wie die von Edith Piaf bei „Non, Je Ne Regrette Rien“. Lustig!

Lonely Day
Oha! Eine Ballade! Der Daron darf sich wieder am Mikrofon verdingen – und es hört sich gar nicht mal so schlecht an. Die Grundstimmung des Titels ist durchgehend traurig und der Track weist einen ganz schönen Groove auf. Es folgt eine Santana-Gitarren-Einlage bis zur Verzerrung.

Soldier Side
Letzter Track auf der Platte. Was schon vorbei? Ging ja fix! Typischer Abschlusssong: viel Akustikgitarre, hymnenhaft mit hohem Gesang mit. Balladesker Schlussteil. Ende!

Fazit:
Die Platte kommt leider nicht an die älteren Klassiker ran! Man kann sagen, dass die meisten Tracks 08/15-SOAD-Songs sind. Na gut, wenn andere Bands diese Platte herausgebracht hätten, würde man sie bestimmt in den Himmel loben, doch von SOAD ist man besseres gewohnt. Bleibt zu hoffen, dass mein Ersteindruck falsch ist und die Platte nach mehrmaligem Genuss sich schlussendlich entfaltet. Prost!

Galerie mit 29 Bildern: System Of A Down - live in Berlin 2017
13.11.2005

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