Forgotten Tomb
Herr Morbid zu "Negative Megalomania"

Interview

FORGOTTEN TOMBs neuestes Werk zeigt die Band von einer etwas anderen Seite – Grund genug, den Chef der Truppe einmal mit einigen Fragen zu löchern. Herr Morbid war schon immer ein recht eigenwilliger und kauziger Geselle. Da verwundert es eigentlich auch nicht großartig, dass seine Äußerungen manchmal nicht ganz zu seiner Behauptung, er sei wesentlich reifer geworden, passen wollen. Auf die Frage nach einer fragwürdig erscheinenden Band, in die Herr Morbid kurzzeitig involviert war, reagierte er leider mit einer nur mäßig motiviert wirkenden Standardantwort. Insofern bleibt dieses Interview für mich nicht ganz ohne bitteren Nachgeschmack, jedoch darf (und muss) am Ende freilich jeder für sich selber entscheiden, inwieweit dies die persönliche Meinung über FORGOTTEN TOMB beeinflusst.

Forgotten Tomb

Tach Herr Morbid! Ich erspare Dir mal die übliche Bauchpinselei und frage Dich anstelle dessen etwas wirklich Wichtiges: Hast Du Weihnachten überlebt?

Ja, ich hab es überlebt! Es war sehr anstrengend, da an Weihnachten auch noch mein dämlicher Geburtstag ist, aber ich hab’s geschafft!

Als ich „Negative Megalomania“ zum ersten Mal hörte, war ich doch ziemlich überrascht – hauptsächlich wegen Deines Gesangs. Es gab zwar auch schon in älteren FORGOTTEN-TOMB-Songs ein paar cleane Gesangspassagen, aber nicht annähernd in diesem Ausmaß. Welche Bands/Künstler haben Dich in Deinem Gesang beeinflusst?

Ich denke mein Gesang kann in gewisser Art und Weise mit Südstaaten-Rock und Doom Metal wie DOWN, ACID BATH und BLACK LABEL SOCIETY, aber auch mit Zeug wie ALICE IN CHAINS verglichen werden. Ich mag diese Bands sehr und wahrscheinlich haben sie meinen Gesang schon irgendwie beeinflusst.

Ihr wolltet doch eigentlich „A Dish Best Served Cold“ als Single veröffentlichen und sogar ein Video dafür drehen, was ist aus diesen Plänen geworden?

Wie viele meiner Ideen, die während des Schreibens eines Albums entstehen, habe ich sie wieder verworfen, hehe. Ich rede immer eine Menge Zeug wenn ich an einem neuen Album arbeite, aber ich weiß eben nie wie die Dinge sich entwickeln bis das Album dann wirklich fertig ist.

„Negative Megalomania“ ist das erste Album, das Ihr bei Avantgarde Music veröffentlicht. Wieso habt ihr Euch von Adipocere Records getrennt?

Adipocere stand im Jahre 2004 kurz vor der Schließung, also machten wir uns auf die Suche nach einem neuen Label. Außerdem wollten wir eigentlich sowieso ein größeres, weniger undergroundiges Label, da wir wussten, dass das neue Material anders und auch eingängiger werden würde, wenn Du so willst. Daher brauchten wir bessere Promotion, einen besseren Vertrieb und ein größeres Budget für die Aufnahmen. Außerdem ist es praktischer, ein italienisches Label zu haben, da das in Sachen Bezahlung und Promotionplänen sehr viel einfacher ist.

Eure ersten beiden Alben „Songs To Leave“ und „Springtime Depression“ erinnern mich ziemlich an KATATONIA bzw. SHINING (wobei das im letzteren Falle auch einfach konvergente Entwicklung sein könnte). Seit „Love’s Burial Ground“ klingt FORGOTTEN TOMB meiner Meinung nach eigenständiger. Was denkst Du über FORGOTTEN TOMBs Entwicklung und wie siehst Du Deine bisherigen Alben heute?

Wegen der KATATONIA-Einflüsse: Die kann man auf „Songs To Leave“ hören, aber nicht auf den anderen Alben, denke ich. SHINING haben uns nie beeinflusst, da wir etwa zum selben Zeitpunkt anfingen, Alben zu veröffentlichen. Musikalisch hatten wir auch nur ein paar wenige Dinge gemeinsam. „Love’s Burial Ground“ war ein hervorragendes Album und wir fingen damit an, neue musikalische Wege zu erforschen. Aber ich denke, „Negative Megalomania“ ist bis jetzt unser bestes Album, da es das originellste und mutigste ist. Ich mag übrigens alle bisherigen Alben von FORGOTTEN TOMB, besonders „Springtime Depression“.

Manche Leute wissen vielleicht gar nicht, dass FORGOTTEN TOMB eigentlich als Ein-Mann-Projekt begann. Sind die anderen Burschen denn „vollwertige“ Mitglieder und haben sie Einfluss auf das Songwriting?

Ja, sie sind seit 2003 voll in das Line-Up integriert. Razor SK ist in das Songwriting involviert, normalerweise schreibt er 15% der Musik und ich die anderen 85%. Während der Proben fügen wir die einzelnen Teile dann alle gemeinsam zusammen.

Wenn ich das richtig verstanden habe, dann sind Eure ersten drei Alben so etwas wie eine Trilogie und „Negative Megalomania“ ist das erste Glied einer neuen Dreierkette. Kannst Du uns schon irgendetwas über das nächste Album sagen?

Ja, die ersten drei Alben kann man als Trilogie sehen, sowohl musikalisch als auch textlich. „Negative Megalomania“ ist aber kein Beginn einer neuen Trilogie, es steht einfach zwischen der Vergangenheit und dem zukünftigen Material, repräsentiert also die Gegenwart von FORGOTTEN TOMB. Wir arbeiten bereits an neuem Material für das fünfte Album und ich kann Dir sagen, dass es wieder anders als „Negative Megalomania“ klingen wird. Ansonsten kann ich nur sagen, dass es kein Back-To-The-Roots-Album wird, sondern eine erneute Weiterentwicklung unseres Sounds. Du kannst nie wissen wie FORGOTTEN TOMB in der Zukunft klingen wird, aber wenn Du auf melancholische, pessimistische Musik stehst, wirst Du unsere Musik immer mögen!

FORGOTTEN TOMB macht auf mich einen etwas ehrlicheren Eindruck als die meisten anderen sogenannten „suizidalen“ Bands. Was denkst Du eigentlich über dieses typische Suicidal-Black-Metal-Image?

Als ich mit diesen von Depressionen und Suizid geprägten Texten anfing und die Band entsprechend ausrichtete, stand ich damit von SHINING und ABYSSIC HATE mal abgesehen alleine da. Dann sprach auf einmal jede beschissene Black-Metal-Band auf dem Planeten Erde über solche Themen und versuchte, depressiv zu klingen und zu wirken. Ich denke, das ist alles verdammt lächerlich geworden. Meine Musik stammt direkt aus meinem Herzen, deshalb war es ziemlich ärgerlich, mit ansehen zu müssen, wie all diese Klon-Bands auftauchten. Das ist auch der Grund, weshalb ich jetzt etwas andere Texte schreibe. Ich habe sogar einen humoristischen Song über diese Situation geschrieben (ich meine den Titelsong von „Negative Megalomania“).

Es ist recht offensichtlich, dass Du unter psychischen Problemen leidest, denke ich. Was hält Dich am Leben, von Musik mal abgesehen?

Hey Mann, so ein Scheiß, DU leidest unter psychischen Problemen! Ich war früher auf jeden Fall depressiv und selbstzerstörerisch, aber ich habe mich als Person sehr weiterentwickelt. Heute sehe ich die Dinge auf eine andere Art und Weise. Ich bin desillusionierter, aber immer noch sehr pessimistisch und zynisch. Wahrscheinlich bin ich nicht mehr so niedergeschlagen, weil ich mich mit der Tatsache abgefunden habe, dass das Leben scheiße ist. Aber da ich immer noch lebe, sollte ich etwas tun, das mein Leben lebenswert macht. Das ist es was ich versuche zu tun, Musik machen und Dinge, die ich mag. Gibt es im Leben noch etwas anderes als Musik? Falls ja, dann ist es für mich nicht so wichtig. Ich tue lustige Dinge wie Saufen, Rauchen, habe Sex und so weiter, aber Musik ist das Einzige, was immer bleibt.

Eure Live-Shows sind erstaunlich energiegeladen, muss ich sagen – eigentlich nicht unbedingt so, wie man es von einer Band mit solch negativen Texten erwarten würde, aber für mich war es eine positive Überraschung. Du trittst wohl gerne auf?

Sehr gerne sogar! Wenn ich könnte, wäre ich nur auf Tour. Ich liebe das Leben auf Tour und ich mag es, jede Nacht neue Leute zu treffen und Lärm zu machen. Ich bin echt ein Rocker, weißt Du.

Soweit ich weiß wolltet Ihr Euren Gig beim Dunkelheit Festival 2005 für eine Live-DVD aufnehmen. Darüber habe ich überhaupt nichts mehr gelesen, ist das überhaupt geschehen?

Nein, leider nicht. Es war aber eine tolle Show, denke ich. Ich hoffe allerdings, dass wir in naher Zukunft etwas Material für eine Live-DVD aufnehmen können, wir werden sehen ob unser Label sich das leisten kann. Das ist ziemlich teuer, weißt Du.

Ihr habt den Song „Nowhere“ zum KATATONIA-Tribute beigesteuert, das kürzlich bei Northern Silence erschienen ist. „Nowhere“ ist vermutlich einer von KATATONIAs weniger bekannten Songs, gab es irgendwelche besonderen Gründe für Euch, gerade dieses Stück auszuwählen? Welchen Einfluss hat/hatten KATATONIA auf Dich und Deine Musik?

„Nowhere“ ist ein toller Song! Wir haben ihn ausgewählt, da er Rock-lastig und sehr melancholisch ist. KATATONIA waren ziemlich wichtig für mich, als ich noch jünger war, aber eigentlich bin ich eher PARADISE-LOST-orientiert. Wie auch immer, versteh mich nicht falsch, KATATONIA waren und sind noch immer eine großartige Band!

Du scheinst eine ziemlich starke Abneigung gegen Teenager zu haben. Klar, die sind schließlich die Zukunft der Menschheit und so weiter, aber hat das noch tiefergehende Gründe?

Ich habe eine Hassliebe für Teenager. Ich mag sie, weil sie überhaupt keine Moral haben und total auf Selbstzerstörung fixiert sind, das ist in meinen Augen eine positive Sache, hehe. Gleichzeitig sind sie aber wirklich abstoßend, da sie leer, kulturell sehr arm und respektlos, einfach oberflächlich, rückgratlos und sehr schwach sind. Ich unterstütze die Survival-Of-The-Fittest-Regel!

Ich glaube nicht, dass Ihr alleine von Eurer Musik leben könnt, also was macht Ihr eigentlich beruflich?

Ich versuche, von meiner Musik zu leben. Manchmal schaffe ich es, manchmal nicht. Ich hatte schon ein paar normale Jobs, aber die habe ich immer aufgegeben, weil ich Menschen hasse. Deshalb versuche ich jetzt, einfach mehr FORGOTTEN TOMB Live-Shows zu spielen und davon zu leben.

Ich wurde kürzlich auf FRONT TOWARDS ENEMY hingewiesen, eine Band der Du soweit ich weiß im Jahre 2003 beigetreten bist. Laut Encyclopedia Metallum handelt es sich dabei um eine White-Pride-Band. Da Encyclopedia Metallum nicht unbedingt eine verlässliche Quelle ist, habe ich etwas nachgeforscht: FRONT TOWARDS ENEMY haben ein Album bei einem italienischen Label namens Tuono Records veröffentlicht, das vorgab unpolitisch zu sein, gleichzeitig aber auf seiner mittlerweile nicht mehr existenten Webseite Ian Stuart grüßte. Davon abgesehen haben FRONT TOWARDS ENEMY auch an einem Sampler namens „White Death“ teilgenommen, neben VELES, IRON YOUTH und anderen zweifelhaften Bands. Ebenfalls im Jahre 2003 tauchten außerdem neue Fotos von Dir auf Eurer Webseite auf, die Dich mit Glatze, Bomberjacke und Stiefeln mit weißen Schnürsenkeln zeigten. Zugegebenermaßen habe ich nicht viel Ahnung von der Skinhead-Kultur, der FRONT TOWARDS ENEMY scheinbar angehört und es sollte offensichtlich sein, dass FORGOTTEN TOMBs Musik absolut unpolitisch ist, also versteh mich nicht falsch, aber das alles wirkt auf mich doch ziemlich verdächtig. Bitte nimm dazu Stellung.

Ich sollte diese Frage eigentlich nicht beantworten, da FRONT TOWARDS ENEMY nicht MEINE Band war, ich habe nur einem Freund bei einer kurzen Reunion 2003 ausgeholfen. Ich kann nur sagen, dass FRONT TOWARDS ENEMYs Texte auf ihrem einzigen Album von 1995 unpolitisch waren. Ich habe auf diesem Album übrigens nicht einmal gespielt. Als sich die Band 1998 auflöste, stellte ihr alter Sänger ein neues Line-Up zusammen und veröffentlichte diese zwei Songs auf der „White Death“ Compilation, aber eigentlich hätte die Band vorher umbenannt werden sollen. Das hatte eine Menge Stress mit den alten Mitgliedern zur Folge. Der Drummer hat die Band 2003 für eine kleine Reunion wieder zusammengeführt und ich half nur an der Gitarre aus, da er ein Freund von mir ist. Die Band war unpolitisch und ihr alter Sänger zu diesem Zeitpunkt kein Teil des Line-Ups mehr. Was mich selber angeht: Ich interessiere mich nicht für Politik, vor allem heutzutage nicht, und außerdem haben meine persönlichen Vorstellungen sowieso nichts mit FORGOTTEN TOMB und meinen anderen Bands zu tun.

Dieses Interview soll zwar eigentlich um Deine Band gehen, aber eine Frage über Kvarforth von SHINING kann ich mir dennoch nicht verkneifen, da ich weiß, dass Du mit ihm in Kontakt warst und es vielleicht immer noch bist: Hast Du irgendeine Ahnung, was mit dem Kerl abgeht? Falls Du es nicht weißt oder es Dich nicht interessiert, habe ich noch eine alternative Kvarforth-Frage für Dich: Du hast Dein erstes Album „Songs To Leave“ auf Kvarforths Label Selbstmord Services veröffentlicht. Bist Du mit der damaligen Zusammenarbeit zufrieden?

Ich bin seit Jahren nicht mehr in Kontakt mit Kvarforth, da er ein verdammter Betrüger ist und mir eine Menge Geld schuldet (wie auch fast der Hälfte der Weltbevölkerung). Wie Du Dir vorstellen kannst, bin ich also überhaupt nicht erfreut über die „Selbstmordzeiten“! Übrigens wurde er soweit ich weiß in letzter Zeit von vielen Leuten in Norwegen gesehen, also nehme ich an, dass diese ganze Legende über seinen Tod Mist ist. Wie auch immer, das geht mich nichts an und wenn das seine Art ist, Werbung für SHINING zu machen, dann ist mir das egal…

Besten Dank! Wenn Du noch jemandem sagen möchtest, dass er Dich am Arsch lecken kann und/oder sich umbringen soll, dann ist jetzt der richtige Zeitpunkt dafür, hehe.

Okay, dann fickt euch alle! Danke für das Interview, wir sehen uns auf unserer Europatour im April/Mai 2007, wir werden viele Konzerte in Deutschland spielen!

18.01.2007

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