Dewfall - V.I.T.R.I.O.L.

Review

Im Jahre 2003 irgendwo in Italien:

“Was spielst du so am liebsten? Bock auf ne Band?“ – “Weiß nich’!“
“Och, komm, mir ist gerade langweilig… wir müssen uns ja auf nix festlegen!“ –
“Death Metal?“ – “Ok, aber auch Power, Melodic und so progressiveres Zeugs halt…“ –
“Fein, hört sich gut an – leg mal los!“

So wird das gewesen sein, vor rund sechs Jahren. Festgelegt haben sich die vier Hobby-Alchemisten bis jetzt immer noch nicht… wobei das ja aber nicht zwangsläufig ein Fehler sein muss. Stellt sich eingangs selbstredend die Frage, ob DEWFALL mit dem vorliegenden “V.I.T.R.I.O.L.“, welches für “Visita interiora terrae rectificandoque invenies occultum lapidem“ steht – was wiederum für Asterix-Leser sofort als “ Siehe in das Innere der gereinigten Erde, und du wirst finden den geheimen Stein“ zu erkennen ist – also als Suche nach dem Stein der Weisen, tatsächlich fehlerfrei agieren.

Aufgemacht ist der in Eigenregie entstandene Neun-Tracker schon mal recht professionell. Genauso verhält es sich mit der gleichzeitig druckvollen und doch transparenten Produktion, die jedes Instrument zu seinem Recht kommen lässt. Es böllert die doppelte Basstrommel ebenso herrlich wie der Bass blubbert, Klampfensoli- und das Riffing gehen ebenso wenig unter wie der Gesang, auch die akustischen Passagen versumpfen zu keinem Zeitpunkt. Und das tut bei dem zumeist komplexen Material auch Not. DEWFALL orientieren sich mit ihrer Melange aus Death, Power, Thrash und Epic Metal an Größen wie QUO VADIS, INTO ETERNITY oder ANTITHESIS und erinnern in den härteren Passagen gar an FORBIDDEN und an spätere DARK ANGEL, wenn freilich auch ne Nummer süßer und bekömmlicher.
Wenn der Mann am Langholz dann noch seine Black-Metal-Vocals ins Mikro keift, wird klar, dass in Italien die Panda-Eier genauso groß sind wie die in Skandinavien.
Bemerkenswert ist, dass der Vierer den Song als solchen in Auge und Ohr behält und bei der reichen Auswahl an Einflüssen, Ideen und Arrangements nicht in allzu krude und ärgerliche Lobhudelei auf die eigenen Fähigkeiten als Mucker abdriftet, die das Hören ähnlich gelagerter Bands oftmals zu einem Greuel für Hörer geraten lässt.

Zwar gelingt es nicht immer, harsche Riffs, besagte Schwarzkittel-Vocals und getragene Power-Metal-Chöre zu einer richtigen Einheit zu verschmelzen, doch selbst die schwächeren Songs lassen stets das unbestreitbare Fingerspitzengefühl für intelligentes Songwriting erkennen. Die starken Songs wie das eingängige und höchst abwechslungsreiche “Ravens Of The Frost“ oder das mächtig treibende “Forever Ghost“ können sich mit den Ergüssen der vorgenannten Bands durchaus messen, obwohl sie deren allgemeingültige Klasse vielleicht noch nicht ganz erreichen. Auch das folgende “The Secret Passage“ beweist das Händchen der Jungs, wenn es um nachhaltige Melodien und Chöre geht… auch wenn es sich zu Anfang ein wenig nach einem versuchten Cover von KISS’ “God Of Thunder“ anhört.

Wieso DEWFALL noch kein Label im Kreuz haben, verstehe wer will. Besser als das Gros der Genre-Kollegen sind sie allemal – und mit ein wenig mehr Konsequenz, der ein oder anderen Kürzung in den doch recht langen Songs, ein oder zwei Killerriffs treten die Italiener ihren Vorbildern in Zukunft vielleicht mal ganz gehörig den Arsch breit. V.I.T.R.I.O.L. stellt zumindest schon mal einen beeindruckenden Anlauf dar!

15.02.2009

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