Human Paranoid - Breed Of Cain

Review

Ein neues Genre erhebt sich aus dem Underground, um in der Musikwelt für einige Furore zu sorgen : Der Siegfried-Lenz-Metal. Und dazu können nicht nur Deutsch LKler, Germanistikstudenten und Intellektuelle die Rübe schütteln. Naja, vielleicht nicht ganz, aber HUMAN PARANOID verpassen uns, nachdem sie auf dem 2003er Demo bereits Celans Todesfuge interpretierten, auch auf ihrem ersten kompletten Longplayer eben eine „Deutschstunde“ und verbraten Gottfried Benns „Schöne Jugend“.

Und wie Lenz’ „Deutschstunde“ sind auch die Texte der ostwestfälischen Thrash Combo wenn auch in anderen Bereichen gesellschaftskritisch und politisch. Ja, fast so wie in alten Tagen und auch musikalisch orientiert man sich sowieso eindeutig an den glorreichen Achtzigern, in denen das Dreschmetall noch Goldwert besaß.
Im Gegensatz zur oldschooligen Promoplatte sind die Jungs allerdings ein wenig abwechslungsreicher geworden, so dass die Songs bereits ein Stück erwachsener daherkommen. Sicher können die KREATOR und Co. Einflüsse nicht geleugnet werden, doch folgt man auf der LP den Vorbildern nicht mehr ganz so treu und wandelt bereits auf eigenen Pfaden. So weiß vor allem der treibende Opener, der gleichzeitig Titeltrack ist, durch intelligentes Riffing, Death Metal Anleihen, die ohnehin an der ein oder anderen Stelle durchscheinen und einen eingängigen Chorus zu gefallen, während auch das bereits erwähnte durch eine gar lieblich-löblich morbide SLAYER Melodei eingeleitete „Schöne Jugend“ einen prächtigen Eindruck hinterlässt. Zudem ist das flotte „Bedtime For Democracy“ eine feine Boden-Boden-Rakete, die gerade durch durchdachte Tempowechsel und ein Solo der alten Schule eine enorme Durchschlagskraft entwickelt. Auch der Sound ist, obwohl immer noch etwas höhenlastig, so dass den Kicks und dem Bass einiges an Bums abgeht, schon wesentlich kräftiger als auf der Promo.

Leider verkommen aber später in der zweiten Hälfte der Platte einige der immer noch sehr guten Einfälle und Riffs, denn in ihrer Zusammensetzung zu Songs leiden sie dann unter einer gewissen Beliebigkeit. Der Funke springt da weder über noch sonst wo hin… ärgerlich, da das große Potential der Band zu jeder Zeit wahrnehmbar bleibt. Doch spätestens mit dem DEATH/MASSACRE lastigen „Faceless Killer“ stimmt’s wieder und mit der zweiten, herrlich verstörenden Version von „Human Paranoid“, die neben den zwischen Death Metal Gegrowle und Mille-Gekreische pendelnden starken Vocals von Phil durch cleane Passagen im Chorus glänzen kann, ist ein würdiger Rausschmeißer aufgenommen worden. HUMAN PARANOID haben sich folglich gesteigert und im Thrash Underground ein dickes Ausrufezeichen gesetzt.
NOCTURNAL und Konsorten können sich schon mal warm anziehen!

So spaßig sollte Deutschunterricht immer sein! Wie wäre es denn zum Beispiel mit Ernst Jandls „Ottos Mops“ auf der nächsten Platte, Jungs?

05.04.2006

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