Cthulhu - Thanatophobie

Review

Dice 'em All Logo

„Thanatophobie“ bezeichnet die übersteigerte und krankhafte Angst vor dem Tod oder dem Sterben. Der gleichnamige Band für das Horror-Rollenspiel CTHULHU, enthält dementsprechend fünf Geschichten die psychisch intensiv und atmosphärisch dicht die Grenze zwischen Leben und Tod ausloten. Perfekte Voraussetzungen für existenzialistischen Horror und kosmischen Schrecken sind also gegeben. Alle Szenarien sind deutschsprachige Eigenkreationen und handeln in den 1920ern.

Atmosphärisch dichte Ausflüge in liminale Räume

Den Anfang macht „De Bello Mundo“. Entgegen des Titels geht es zunächst nicht um einen Weltkrieg, sondern ein Sanatorium in den bayrischen Alpen. Dort erwachen die Spielfiguren, die voll und ganz überzeugt sind, eigentlich bestimmte historische Persönlichkeiten zu sein. Sind sie es vielleicht sogar wirklich und durch außerirdische Technologie in fremde Körper geraten? Müssen sie tatsächlich die Welt vor einem verheerenden Krieg bewahren? In jedem Fall geraten sie in ein turbulentes, stellenweise durchaus amüsantes Abenteuer, das den Schrecken des Wahnsinns dank der kurzweiligen Präsentation aber nur streift.

„Der Schwarm“ beginnt hingegen als klassischer Mordfall, um den sich eine tragische Familiengeschichte spinnt. Während die Charaktere ermitteln, sind ihre psychologischen Fähigkeiten gefragt. Bei der Erkundung dieses Mysteriums ist aber auch Fingerspitzengefühl vonseiten der Spielleitung erforderlich, denn von psychischen Problemen sind vor allem die Kinder der Familie betroffen. Ohne zu viel zu verraten: diese gilt es zu retten und vor einem jenseitigen Schrecken zu bewahren. Mit einer entsprechend geneigten Gruppe am Spieltisch kann dieses Szenario zu einem atmosphärisch dichten Abenteuer zwischen Geistergeschichte, Kriminalmysterium und Psychothriller werden.

Grusel zwischen und Leben und Tod

Über „Hydrotherapie“ sei an dieser Stelle noch weniger enthüllt. Das Szenario konfrontiert die Spielrunde letztlich mit verschiedenen Konzepten von Leben und Tod, sowie Experimenten, die bis ins Jenseits reichen. Wieder ist ein Sanatorium der Schauplatz, doch in diesem Fall kommt eine deutlich mehr beklemmende Stimmung auf. „Raunächte“ ist hingegen ein ganz klassisches CTHULHU-Szenario samt einem seltsamen Dorf und alten Geheimnissen. Dank der gekonnten Einbindung moralischer Konflikte rund um Seelenglaube und Trauerbewältigung fügt sich dieser Ausflug an den Ostseestrand allerdings sehr gut in das Gesamtkonzept von „Thanatophobie“ ein.

„Schrödinger“ schließt den Band souverän ab. Das Szenario beginnt mit der Vorbereitung einer, natürlich höchst wissenschaftlichen, Totenerweckung und schafft damit bereits von der ersten Minute an Raum für tiefgründiges Rollenspiel. Danach führt die Geschichte die Spielfiguren in Grenzbereiche des Bewusstseins zwischen Leben und Tod. Dabei wird auf jedes Konzept zurückgegriffen, dass das CTHULHU-System in diesem Zusammenhang zu bieten hat. Dadurch kann das Szenario leicht zu einem absurden wie auch wilden Ritt werden, doch eine das Tempo niedrig haltende Spielleitung mag vor allem die fantasievolle Atmosphäre des Plots einzufangen wissen.

„Thanatophobie“ – Vielfalt in der Endgültigkeit

Insgesamt erfüllt „Thanatophobie“ sein Versprechen voll und ganz. Dem Tod, dem Sterben und dem psychologischen Horror, der damit einhergeht, widmen sich die Szenarien auf äußerst abwechslungsreiche Weisen. „De Bello Mundo“ stellt sich dem ewigen Dilemma mit einem Augenzwinkern, „Der Schwarm“ und „Raunächte“ können einen dicken Kloß im Hals erzeugen, „Hydrotherapie“ und „Schrödinger“ hingegen zu unvergesslichen Reisen im liminalen Raum werden.

Dadurch eignet sich der Band weniger zum Einstieg in CTHULHU, von erfahrenen Spielleitungen kann aber jedes der Szenarien zu einem intensiven Abenteuer gestaltet werden. Optisch präsentiert sich die Anthologie sehr gut und beinhaltet neben einem übersichtlichen Layout wunderschön gestaltete Handouts sowie stimmungsvolle sepiafarbene Porträts der Nebencharaktere. Gerade bei diesem Themengebiet hätten aber auch bei jedem Szenario vorgefertigte Charaktere Sinn ergeben. Schließlich ist der Tod stets nur einen Schritt entfernt.

Würfeln und blättern, statt lauschen und headbangen – In der Rubrik „Dice ‚em All“ stellen wir euch ausnahmsweise keine Musik vor, sondern Rollen- und Brettspiele.

22.07.2025

Interessante Alben finden

Auf der Suche nach neuer Mucke? Durchsuche unser Review-Archiv mit aktuell 38101 Reviews und lass Dich inspirieren!

Nach Wertung filtern ▼︎
Punkten
Nach Genres filtern ►︎
  • Black Metal
  • Death Metal
  • Doom Metal
  • Gothic / Darkwave
  • Gothic Metal / Mittelalter
  • Hardcore / Grindcore
  • Heavy Metal
  • Industrial / Electronic
  • Modern Metal
  • Off Topic
  • Pagan / Viking Metal
  • Post-Rock/Metal
  • Progressive Rock/Metal
  • Punk
  • Rock
  • Sonstige
  • Thrash Metal

Kommentare