The Crimson Projekct - Live In Tokyo

Review

„Live In Tokyo“ ist das Produkt eines in der Rockmusik ungewöhnlichen Vorgangs: Da finden sich verschiedene Besetzungen einer Band (hier insgesamt sechs ehemalige Mitglieder und hinzugezogene Kenner des Materials) zusammen, um Songs der Band ohne neue Tracks oder Veröffentlichung erneut auf die Bühne zu bringen. Wobei es hierbei keinesfalls auf eine exakte Nachstellung eines Konzertes im Speziellen oder des bisher veröffentlichen Materials im Allgemeinen hinausläuft, es zudem definitiv keine Reunion ist und eine Coverband schon mal gar nicht. THE CRIMSON PROJEKCT ist sowas wie ein „Ableger“ der Originalband und „Live In Tokyo“ somit auch mehr als ein „Nachspielen“ der Originalsongs. Der Plan ist, ein musikalisches Erbe weiterzuführen, ohne es umzukrempeln und es kreativ anzureichern, ohne es zu beschädigen. Die ausdrückliche Zustimmung von KING CRIMSON-Mastermind  Robert Fripp, der nicht zu der Besetzung von THE CRIMSON PROJEKCT gehört, unterstreicht die Ernsthaftigkeit dieser Vorgehensweise.

„Live In Tokyo“ bietet dem Hörer insgesamt zwölf Songs, allesamt Klassiker der Spielart progressiver Musik. Über die Auswahl der Songs kann man hier dennoch, wie bei den meisten Live-Veröffentlichungen, streiten: Man sich überwiegend für Werke von der 1981er-Scheibe „Discipline“ und den weiteren Veröffentlichung bis Mitte der 1990er-Jahre entschieden. Als „Altwerke“ schaffen es zwar zumindest „Red“ und „Lark´s Tongues In Aspic“ in die Setlist, dennoch könnten die Fans der frühen Schaffensphase der Band diese Limitierung dennoch bedauern und sich somit unterrepräsentiert fühlen.

Eine detaillierte Neubewertung der Songs auf „Live In Tokyo“ scheidet in diesem Review der Livescheibe allerdings aus. Zu minimal sind die Änderungen, als dass man hier ausschweifend die Innereien der dargebotenen Songs darlegen müsste, interessant ist allerdings die Qualität der Livedarbietung: Und diese ist unzweifelhaft in besonderem Maße vorhanden – wer sich in der Schaffensperiode rund um „Discipline“ und „Three Of A Perfect Pair“ der Band auskennt und wohlfühlt wird hier treffsicher bedient. „Elephant Talk“ ist  noch ein bisschen treibender als im Original, „Frame By Frame“ wirkt klarer und irgendwie „aufgeräumter“ und sogar der Klassiker „Red“ kommt in der Liveversion deutlich tiefer, mit ein paar unerwarteten Nuancen versehen und druckvoller daher als in der Originalveröffentlichung. Musikalisch ist das darbietende Doppel-Trio ohnehin über jeden Zweifel erhaben, die Darbringung der Songs sitzt technisch zu einhundert Prozent, zudem merkt man der Truppe ihre Freude am Spiel deutlich an.

Da das Songmaterial natürlich keine Abfeier- und Mitgeh-Musik ist (zumindest nicht körperlich), bleibt die Reaktion des Publikums auch entsprechend zurückhaltend – eine beeindruckende Darstellung der musikalischen Fähigkeiten der Protagonisten, die den vertrackten Prog der englischen Rock-Legenden angenehm klar aus den Boxen schallen lassen, ist dennoch gelungen. Unzweifelhaft ebenfalls verwirklicht wurde auch die Idee, einer Legende neues Leben einzuhauchen und deren Schaffen damit auch Musikfans zugänglich zu machen, die zu den diversen Schaffenszeiten dieser Band entweder noch deutlich zu jung oder gar nicht geboren waren. Von der Möglichkeit, auch den Fans, die bereits Konzerte von KING CRIMSON miterlebt haben, die Gelegenheit zu bieten, weiteres (Live-) Material erleben zu können, einmal ganz abgesehen.

Einzig die Frage nach der Relevanz dieser Veröffentlichung für die Mehrheit der Metalfans mindert den Gesamteindruck: Gelegenheitshörer und Genre-Einsteiger greifen zunächst eher zu den Originalen der Band und einer Liveveröffentlichung aus der entsprechenden Schaffensphase von KING CRIMSON. Interessant ist „Live In Tokyo“ damit allemal für die eingefleischten Fans von KING CRIMSON und alle Prog-Fans im Allgemeinen, die ihre liebgewonnen Songs auch mal in einem anderen Gewand hören möchten – oder als ein Appetithappen für anstehende Livekonzerte.

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27.02.2014

Iä! Iä! Cthulhu fhtagn!

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