Helrunar
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Konzertbericht

Billing: Aborted, Behemoth, Helrunar und Sworn
Konzert vom 2007-09-19 | K17, Berlin

Volles Haus, gereckte Fäuste, Headbanger, Sprechchöre, Stagediver und ein kleiner Mosh-Pit – exzellenter Tour-Einstieg! AS I LAY DYING waren zwar am selben Abend in der Stadt und ich bin auch nicht als offizieller Black-Metal-Jesus in der Redaktion bekannt, aber da zumindest bezüglich BEHEMOTH gesteigerte Neugier bestand und Metal.de den Austragungsort ihres Berlin-Gigs präsentierte, verschlug es mich doch ins K17. Eine Horde teilweise recht eifrig blitzender Knipser schoss sich dort bereits während der Vorgruppen ausführlich warm. Prompt machte hier ein Akku vorzeitig schlapp und da schüttelte der Abgesandte eines Online-Magazins angesichts des erwähnten Mini-Pits bei ABORTED leicht missbilligend den Kopf – wohl aus Besorgnis um sein Riesending. Mit Riesenauswahl protzte der Fan-Artikel-Stand. Hier konnte man schön sehen, womit rückläufige CD-Verkäufe kompensiert werden sollen. So fuhren ABORTED mindestens fünf verschiedene Textilien auf, bei BEHEMOTH ging es locker in den zweistelligen Bereich. Musik gab es auch zu hören. Den Anfang machten SWORN aus Norwegen, die für DISPARAGED eingesprungen waren. Statt Death-Metal also schon zur Eröffnung melodischer Black-Metal. Das Publikum stand noch etwas verstreut in Grüppchen beisammen und spendete sparsam Applaus. Dass der Funke nicht übersprang, lag vielleicht auch am Sound, denn richtig knallen wollte der nicht. Besonders dünn wurde es, wenn die Lead-Gitarre zu Hoppa-Reiter-Rhythmen und –Soli aus der klassischen Heavy-Metal-Kiste ansetzte. Spielerisch gut, ordentliches Gekreische, nette Songs – für einen Schreiber an der Grenze zur Übersättigung gesellt sich da fast zwangsläufig das Adjektiv langweilig hinzu. Klingt unfair, ging mir aber ein wenig so.

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Anschließend war Pagan-Black-Metal aus Deutschland angekündigt, weshalb Toilette und Bierstand verlockend erschienen. Was man aus der Ferne noch hören konnte, klang allerdings gar nicht nach fiedelnden Wikingern, kombiniert mit obskurem Underground-Gerumpel. Also doch zurück zur Bühne, um die letzten Stücke von HELRUNAR aufzunehmen. Und die gingen runter wie Öl! Treibend, düster, druckvoll – das war schon packender. Der Heiden-Faktor beschränkt sich bei den Münsteranern offenbar auf persönliche Einstellung und Texte, was den Auftritt angenehm zugänglich machte. HELRUNAR-Gigs finden wohl eher selten und mit Unterstützung eines Aushilfsbassisten statt, aber das fiel an diesem Abend nicht weiter auf, da optisch und musikalisch eine Einheit auf den Brettern stand. Viele engagierte Fans in den ersten Reihen hätten sich sicher über etwas mehr Spielzeit gefreut. Zumindest bekamen sie auch Happen vom kommenden Album “Baldr Ok Íss“. Mit dabei: „Aaiiiiiisss…“ (also vermutlich ’Íss’).

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Kurz nach halb zehn begann der Death-Metal-Teil der Veranstaltung. „Goremaggedon“ haben die Belgier ABORTED ihre Netzheimat getauft. Es wurde zwar kein eitriges Kunstblut-Inferno entfacht, doch immerhin löste der Fünfer Alarm unter den Zuschauern aus und animierte zum Stagediven. Knapp 50 Minuten wurde eine Mischung aus Death-Metal sowie modernem Thrash gezockt, die mit vielen Breaks durchsetzt war. Dazu gesellten sich Grunts, Shouts, grindiges Geröchel. Sänger Sven wuselte in Hardcore-Manier herum, Gitarristen schüttelten Haare, die der Bassist nicht hatte. Stattdessen poste er mit seinem Instrument. Das Zusammenspiel wirkte bei aller Bewegung tadellos, der Sound war einwandfrei. ILLDISPOSED-Fans sollten mal reinhören. Sie könnten eine bissigere Alternative finden.

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Zu zwei Dritteln war die 500er-Halle des K17 gefüllt und als das Intro von “The Apostasy“ eingespielt wurde, gingen in der vorderen Hälfte jede Menge Arme zu gleichmäßigen „Hey“-Rufen nach oben. Es folgten ansatzlos die ersten Sekunden ’Slaying The Prophets Ov Isa’ – „Guten Abend, Berlin!“ -, bevor man schließlich nur noch wählen konnte, ob man sich gleich überrollen lassen oder doch erst mal seine Halswirbel in den Kampf werfen wollte. Nach einigen Songs sprach Nergal bereits vom besten Publikum, dass man in Berlin je gehabt habe. Durchaus vorstellbar, denn mit dem rotzigen “Demigod“ sowie dem noch etwas ausgefuchsteren Nachfolger haben sich BEHEMOTH in der Spitzenklasse extremer Metal-Bands etabliert. Da die Deutschland-Termine auf der Tour etwas rar waren, kamen auch Fans aus anderen Orten – und solche, die die Musiker schon auf dem einen oder anderen Festival gesehen hatten.

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Wie im Interview vor vier Monaten angekündigt, gab es ein kurzes Schlagzeugsolo, das Inferno zur Krönung seines eh schon anspruchsvollen Spiels übrigens kopfschüttelnd bestritt. Technische Feinheiten ließen sich ansonsten nur schwer beurteilen, weil Details bei Konzert-Lautstärke gerne mal in den Hintergrund rücken. Wie eng das High-Speed-Miteinander tatsächlich verlief, soll die Band unter sich ausmachen, denn eine Feierstunde, in der auch die Christen-Kracher (’Christians To The Lions’, ’Christgrinding Avenue’) nicht fehlten, war es jedenfalls. Putziges Detail: „I-love-Pussy“-Aufkleber auf den Instrumenten. Cooles Detail: „… from Norway … I don’t fucking care … great song … today in the morning…“ Genau, die Coverversion von TURBONEGROs ’I Got Erection’ wurde auch noch gezockt.

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10.10.2007
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