Belzebubs
"Als hätten wir all unsere Perversionen in einen riesigen Mixer gekippt."

Interview

Keiner weiß so recht, wo sie so plötzlich hergekommen sind und in welchem tiefen, nordischen Forst sie sich all die Jahre versteckt hatten. Die Rede ist von BELZEBUBS, die mit „Pantheon Of The Nightside Gods“ so mir nichts, dir nichts, gerade ein Album veröffentlicht haben, das klingt, als würden die Jungs schon ihr halbes Leben auf höchstem Niveau dem Blackened Death frönen. „Pantheon Of The Nightside Gods“ hat auch bei unseren Lesern voll eingeschlagen, weshalb wir es uns nicht nehmen ließen, uns auf die Spuren der Newcomer zu begeben. Dafür haben wir uns ins monochrome Unterholz geschlagen und haben die axtschwingenden Musiker überredet, sich mit uns für ein Pläuschchen niederzulassen. Belohnt wurden wir mit Einblicken in die Musik und in das Privatleben von BELZEBUBS.

Hi Jungs! Danke, dass ihr euch trotz eures regen Alltags die Zeit nehmt. Könnt ihr uns ein wenig mehr zur Bandgeschichte von BELZEBUBS erzählen? Es kommt einem so vor, als wärt ihr einfach plötzlich aufgetaucht, aber es gibt euch schon recht lange.

Sløth: Klar. BELZEBUBS wurden ursprünglich als Trio gegründet, im Jahr 2002. Hubbath und ich waren Schulkameraden und sind wegen unserer gemeinsamen Interessen wie schwarzer Magie, Metal, D&D und anderem Nerdkram natürlich viel rumgehangen.

Hubbath: Ja, Sløth war ein schüchterner, dürrer Typ, der hauptsächlich Comics und Pseudo-Albumcover für erfundene Bands gezeichnet hat. Auf diese Kritzeleien ist schließlich unser späterer Drummer Izkariot aufmerksam geworden, und er hat gefragt, ob er in unsere „Band“ einsteigen kann. Er war etwas älter und ihm hingen all diese süßen Goth-Girls um den Hals, also wollten wir ihn natürlich dabeihaben.

Sløth: Ich weiß noch, wie ich einen Haufen Platten, CDs und Comics verkauft habe, um etwas Geld zusammenzukratzen und meine erste Ibanez im Pfandhaus zu kaufen. Die Gitarre war die ersten sechs Bandproben oder so verstimmt, und ich glaube, Izkariot hat entweder aus Höflichkeit mitgespielt oder, weil er dachte, dass wir etwas wirklich, ähm, Experimentelles am Start hatten. Im Laufe des Jahres haben wir Obesyx ins Boot geholt, und ab da haben wir angefangen, die ganze Sache ernster zu nehmen.

Hubbath: Ja, aber leider haben wir unterwegs alle Stolperfallen mitgenommen, von zwielichtigen Managern bis zu bankrotten Labels. Aber vor etwa zwei Jahren haben wir Samaël, unseren aktuellen Drummer, getroffen. Er hat die dringend benötigte, frische Energie und neue Einblicke mitgebracht. Ich denke, ab da ging es bergauf.

Wie bringt ihr BELZEBUBS und andere Verpflichtungen unter einen Hut? Ich habe gehört, einige von euch haben ein ziemlich aktives Familienleben.

Sløth: Aktives Familienleben? Ist nicht jedes Familienleben aktiv? Womit ich sagen will, ein verdammtes Chaos. Hast du Kinder? Die anderen haben keine Brut, um die sie sich kümmern müssen, also können die sich mehr auf sich selbst konzentrieren, und darauf, ihre Träume zu verwirklichen. Ich versuche genau das Gleiche, während ich zwei Kinder großziehe und den Haushalt schmeiße.

Hubbath: Das machst du doch gut, Mann. Wobei ich zugeben muss, dass du ein Wrack warst, als die Kinder jünger waren.

Sløth: Erzähl mir was Neues! Nein, ernsthaft, erzähl mir mehr, denn ich erinnere mich an nichts zwischen 2003 und 2013. Ich wünschte, ich könnte das alles mithilfe von schwarzer Magie unter einen Hut bringen, kann ich aber nicht. Im Grunde gehe ich einfach kontinuierlich auf dem Zahnfleisch.

Hubbath: Sløth ist sehr jung Vater geworden, und da sich bei BELZEBUBS zu der Zeit nicht wirklich etwas getan hat, haben wir die Band aufs Abstellgleis geschoben, bis sich alles beruhigt hat. Das ist einer der Gründe, wieso wir so lange nicht aktiv waren. Sløth ist ein Familienmensch und wir respektieren das.

Augen auf beim T-Shirt-Kauf. Belzebubs machen es richtig.

Ich hatte ja mit Black Metal gerechnet, aber „Pantheon Of The Nightside Gods“ ist ganz klar Melodic Blackened Death, wie ihr ja auch selbst sagt. Wie hat sich das ergeben? Macht ihr euch Sorgen, dass die BELZEBUBS-Fans euch jetzt vielleicht nicht mehr „trve“ genug finden?

Hubbath: Wieso sollten wir uns Sorgen machen? Wir machen unser eigenes Ding, und nur darauf kommt es an.

Sløth: Genau. Bei BELZEBUBS ging es schon immer darum, uns selbst herauszufordern, wenn nötig Genregrenzen niederzureißen, und einfach (Pause), ich weiß auch nicht, wirklich unser Bestes zu geben.

Hubbath: Stimmt. Unsere Wurzeln liegen im ehrlichen, skandinavischen Black Metal, aber seit Samaël in der Band ist, sind wir gereift und haben uns weiterentwickelt. Der Übergang war sehr fließend, deshalb haben wir nicht mal großartig darüber nachgedacht.

Sløth: Ja, unser Workflow ist sehr organisch, weißt du. Es ist fast, als hätten wir all unsere Perversionen in einen riesigen Mixer gekippt und einen belzebubsigen Smoothie kredenzt.

Hubbath: Gut ausgedrückt. Wir haben alle unsere Marotten und Interessen, und die möchten wir aufgreifen, nicht auslöschen. Ich denke, daraus ist unser neuer, progressiver Meloblack-Death-Metal-Sound entstanden.

Sløth: Oder Symphonic Death Metal mit progressiven Elementen?

Hubbath: Melodic Black Metal mit Death-Metal-Ästhetik?

Die Songs auf „Pantheon Of The Nightside Gods“ klingen sehr unterschiedlich. Schreibt ihr die Songs als Einzelpersonen oder gemeinsam?

Sløth: Naja, wir alle bringen unsere Gedanken und Ideen ein. Ich bin gespannt, wie das neue Album aussehen wird, denn ich glaube, wir haben durch „Pantheon Of The Nightside Gods“ viel gelernt.

Hubbath: Ja, Obesyx arbeitet schon an neuem Material. Darauf freue ich mich sehr.

Sløth: Hubbath und Obesyx haben das meiste Material geschrieben, und Hubbs hier schreibt fast alle Lyrics. Aber wir alle spielen mit den Ideen und springen uns dabei nur selten gegenseitig an die Kehle. Immer, wenn es eine Unstimmigkeit gibt, gewinnt das beste Argument.

Hubbath: Manchmal ist es ein argumentum ad faustum.

BELZEBUBS haben recht bedeutende Gäste auf diesem Album. Wie habt ihr euch die ausgesucht und wie war die Zusammenarbeit so?

Hubbath: Die Zusammenarbeit lief mit allen reibungslos. Ich denke, die Zeitpläne festzumachen war der schwierigste Teil. Immer, wenn wir das Gefühl hatten, dass ein Part ein wenig extra Hilfe nötig hatte, haben wir Gastmusiker kontaktiert, so einfach ist das.

Sløth: Ja. Ich meine, Desibelius, Skvllcraft, Vortex und Antikrist sind einfach tolle Leute mit exzellenter Arbeitseinstellung. Die meisten Musiker kannten uns schon vorher und hatten unsere Arbeit einige Zeit verfolgt. Das war ziemlich schmeichelhaft. ICS Vortex hat zum Beispiel gesagt, dass er uns seit den Zeiten der ersten EPs kennt.

Hubbath: Aber er wird doch sicher keine unserer EPs haben, oder? Könnte er?

Sløth: Es sind schon merkwürdigere Dinge vorgekommen.

Gutes Stichwort. Ich habe es einfach nicht geschafft, die älteren BELZEBUBS-Sachen zu finden. Die müssen ja echt rar sein und trotzen sogar dem Internet. Wie klingen die denn so?

Hubbath: Ha! Natürlich. Das waren Eigenproduktionen. Wenn du also nicht gerade mit unseren Verwandten befreundet bist, ist dir mit Sicherheit kein Exemplar untergekommen.

Sløth: Und ich bezweifle stark, dass meine Mutter eine Review davon gepostet hat.

Hubbath: Zum Glück hatten wir keinen Myspace-Account.

Sløth: Genau genommen hatten wir einen. Aber Obesyx hat es nicht geschafft, unsere Tracks hochzuladen.

Hubbath: Wirklich? Wieso nicht?

Sløth: Soweit ich mich erinnere, hat er Mist gebaut und stattdessen einige seiner Homevideos hochgeladen. Dann ist er in Panik geraten und hat den ganzen Account gelöscht, als er es gemerkt hat. Also nein, ich bin sicher, dass dir unsere ersten EPs nicht untergekommen sind, aber vielleicht hast du das Schauspieler-Demo-Reel von Obesyx gesehen.

Hubbath (lacht): DAS Teil. Daran erinnere ich mich. Verschwommen. Aber ja, wo war ich? Unsere Eigenproduktionen waren verzerrter und roher. Wir haben übrigens mit Century Media darüber gesprochen. Schauen wir mal, ob sie die veröffentlichen wollen, entweder so wie sie sind oder remastered. Sløth hatte damals einen schrillen, nasalen Sound, als er in die Pubertät kam.

Sløth (lacht): Ja. Endlich haben sich meine Hoden abgesenkt.

Ein paar von euch wurden beim Videodreh zu „Cathedrals Of Mourning“ ernsthaft verletzt. Wird das am Ende noch potentielle Tourpläne zunichtemachen?

Sløth: Wir sind dabei, uns zu erholen. Zum Glück wurde niemand fürs Leben verkrüppelt. Aber ja, der Schaden ist hauptsächlich finanzieller Natur, was sich definitiv auf unsere künftigen Pläne auswirken wird. Aber schauen wir mal, wir arbeiten dran.

Habt ihr sonst noch was loszuwerden?

Hubbath: Danke für das Interview, es war uns eine Freude.

Sløth: Und ein riesiges Danke an unseren Kvlt da draußen. Ihr seid klasse!

Danke euch für das Interview!

 

Quelle: Sløth und Hubbath, Belzebubs
04.06.2019

headbanging herbivore with a camera

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