Death Destruction
Interview mit Henrik Danhage und Jonas Ekdahl

Interview

Death Destruction

Die EVERGREY-Musiker Henrik und Jonas schockten im vergangenen Jahr ihre Fans, indem sie den Ausstieg aus ihrer Band verkündeten, um sich ganz auf ihr anderes Projekt DEATH DESTRUCTION konzentrieren zu können. Das Konzert in Köln, über das wir bereits an dieser Stelle berichteten, bot den passenden Rahmen, um mit den beiden über diesen Schritt zu reden.

Hallo, Leute. Wie geht es euch heute?

Henrik: Großartig. Wirklich, wirklich gut.

Wie ist die Tour bisher gelaufen?

Jonas: Die Tour läuft sehr gut. Vor allem wenn man bedenkt, dass wir uns mit acht Leuten einen Bus teilen. Die Tour läuft gut, die Fans waren klasse, die Zeit ist bisher sehr schnell vorbei gegangen. Wir sind schon seit 25 Tagen auf der Straße und fliegen morgen nach Hause. Das Ganze hat sich aber angefühlt, als wären es gerade mal 10 Shows oder so gewesen. Trotzdem fühlt es sich aber auch sehr gut an, morgen wieder nach Hause zu kommen. Ich dachte eigentlich, dass mir das nicht zu viel ausmachen würde, dass ich die ganze Tour locker an einem Stück durchziehen könnte. Aber jetzt fühlt es sich wirklich gut an wieder nach Hause zu kommen, um meine Unterhosen und meine dreckigen Socken zu waschen.

Hattet ihr irgendwelche Probleme damit, das Fredrik jeden Abend zwei Gigs spielen muss?

Henrik: Wir nicht, aber er vielleicht. Er ist immer sehr geschafft nach dem Set von HAMMERFALL. Er steht jeden Abend für zwei Stunden und zehn Minuten auf der Bühne. Er brennt immer richtig darauf, mit uns hoch zu gehen. Dann hat er zwei oder drei Stunden, bis er wieder rauf muss. Er hat also Zeit, sich abzukühlen und ein wenig runterzukommen, während die anderen sich gegenseitig hoch pushen. Wenn HAMMERFALL dann spielen ist er wirklich platt.

Es könnte sein, dass euch einige unserer Leser noch nicht kennen. Könntet ihr für sie kurz eure Musik beschreiben?

Jonas: Sie besteht aus einer Menge Groove, ordentlich Heaviness und auch ein wenig technischem Zeug. Wir versuchen aber nicht, das künstlich zu erzeugen, es passiert einfach so. Unsere Musik ist einfach die Musik, die wir lieben. Darum steckt auch eine Menge Herz und Liebe in ihr.

Henrik: Ich denke, wir spielen Metal mit viel Seele. Wir versuchen nicht irgendwas bestimmtes zu machen. Wir spielen einfach.

Natürlich müssen wir auch ein wenig über EVERGREY sprechen. 2010 habt ihr die Band verlassen, um euch auf DEATH DESTRUCTION zu konzentrieren. Warum habt ihr euch für diesen Schritt entschieden?

Henrik: Mein Grund war, dass ich nicht mehr bei EVERGREY spielen wollte. Ich hatte mir DEATH DESTRUCTION diese wundervolle Sache, bei der sich alles so gut anfühlte und bei EVERGREY fühlte sich alles so schlecht an. Darum gab es für mich keinen Grund, in einer Band zu bleiben, bei der ich es nicht genoss, Teil von ihr zu sein. Das wäre nicht fair mir gegenüber gewesen und auch nicht fair der Band gegenüber. Denn jede Band verdient es, dass ihre Mitglieder ihre Musik lieben. Und darum habe ich sie letztendlich verlassen.

OK. Und wie war es bei Dir, Jonas?

Jonas: Bei mir war es ähnlich. Ich kam mit mir selbst nicht mehr klar. Es gab eine Menge Spannungen. Obwohl wir nie darüber gesprochen haben, waren sie doch da. Natürlich hatte ich auch noch DEATH DESTRUCTION. Aber das war nicht der eigentlich Grund, weshalb ich gegangen bin. Ich wäre auch ohne DEATH DESTRUCTION gegangen, weil ich sonst mit mir und meinem Leben nicht mehr froh geworden wäre. Also haben wir uns darauf geeinigt, dass Henrik und ich gehen werden, damit wir alle Freunde bleiben können, ohne dass wir uns gegenseitig umbringen und nie wieder ein Wort mit einander wechseln wollen. Ich denke das war der richtige Schritt. Jeder ist glücklich damit. Wir sind immer noch sehr gut befreundet mit Tom und Rikard. Auch während der Tour haben wir häufig mit Tom gesprochen. Er war sehr neugierig, wie es so läuft und wie es uns geht. Wir sind also wirklich noch richtig gute Freunde.

Henrik: Es gab kein Drama. Wir wollten das alles einfach beenden und uns trennen, bevor die Dinge unschön werden und wir uns Sachen an den Kopf werfen, die wir später bereuen. Denn es wäre einfach komisch gewesen, hier zu sitzen und Scheiße über eine Band zu erzählen, in der ich so viele Jahre gespielt habe. Das wäre nicht fair. So sind alle glücklich.

Warum habt ihr Rikard bei EVERGREY gelassen? War er nicht auch ein Teil von DEATH DESTRUCTION?

Henrik: Nicht wirklich. Er war mal einen Abend da, als wir einen Song gespielt haben. Die meiste Zeit hat er allerdings mit trinken und schreien verbracht. Aber als er dann gemerkt hat, wie ernst es uns mit der Sache ist, hat er gesagt, dass er das nicht tun wolle.

Jonas: Er behauptet allerdings immer, wir hätten ihn gefeuert. Das ist nicht wahr! Er hatte einfach die Hosen voll, als er gemerkt hat, dass die Sache ernst wird.

Henrik: Darum spielt er Keyboard! Er ist eine Pussy!

Ihr habt euch dann mit Fredrik und Jimmie zusammen getan. Warum habt ihr euch für die beiden entschieden?

Henrik: Ich denke Fredrik war für uns die erste und einzige Wahl. Ich habe mit ihm schon so viele Jahre zusammen gespielt. Seit 1984 oder 1985 waren wir zusammen in unterschiedlichen Bands und haben viele Gigs zusammen gespielt. Er war auch kurz mal bei EVERGREY. Als EVERGREY einen Bassisten brauchten, wusste ich gleich, dass da dieser tolle Mann ist, der für uns zuvor auch schon einige Texte geschrieben hatte. Als wir dann für DEATH DESTRUCTION einen Bassisten suchten, war es genau dasselbe. Ich weiß nicht mal, ob wir eine richtige Diskussion hatten. Es war einfach so glasklar, dass er unser Bassist werden würde.
Bei Jimmie war es ein wenig anders. Ich kannte ihn, seit er 14 oder 15 Jahre alt war. Er hing immer vor unserem Proberaum rum, während Fredrik und ich mit unserer alten Band gespielt haben. Er sah richtig zu uns auf, weil wir älter waren und so. Und er war immer gut informiert. Er wusste immer, wann wir probten. Dann saßen er und seine Freunde vor unserem Proberaum rum oder fragten, ob sie reinkommen könnten. Ich habe ihn irgendwie nie richtig ernst genommen, weil er so jung war. Es war zwar irgendwas Nettes an ihm, aber er war einfach zu jung. Dann fingen Fredrik und Jimmie allerdings an, im selben Lager zu arbeiten und Fredrik fragte mich irgendwann, ob ich mich an Jimmie erinnern würde, er wäre richtig gut geworden. Ich erinnere mich noch daran, dass ich Jimmie einige Wochen vorher getroffen hatte. Ich hatte das Gefühl, dass er langsam vom Jungen zum Mann wird. Er hatte einfach diesen anderen Schein um sich, er glühte irgendwie auf eine andere Art und Weise. Für mich ist er irgendwie wie Jim Morrison (THE DOORS – Anm. d. Red.), er hat wirklich Star-Qualitäten. Und als Jonas ihn dann auch sah, war es irgendwie klar.

Jonas: Da war es dann nicht mehr schwer. Er ist einfach ein toller Kerl.

Henrik: Wir bekamen die Demos, die er uns geschickt hatte. Wir luden ihn dann ein, mit uns zu spielen und er war richtig nervös, weil er wusste, dass wir zwei Tage später ein Demo aufnehmen wollten. Zwei Stunden lang war er richtig fertig, richtig nervös und dann wechselte er plötzlich in das, was wir heute als DEATH DESTRUCTION-Mode bezeichnen. Wir haben ihm gesagt, er sei hier, weil wir ihn wollten und er solle uns zeigen, was er kann. Und dann machte er plötzlich – sogar auf unserem ersten Demo – einige der coolsten Sachen, die ich je gehört habe. Diese Screams sind einfach unglaublich!

Jonas: Und er hatte dazu auch noch eine schwere Grippe. Der Junge ist einfach verrückt, total verrückt. Er machte einfach weiter und weiter und es hörte sich so verdammt gut dann, dass wir nur zu ihm sagen konnten, er solle weiter machen. Wir fragten uns wirklich, wer oder was das da ist.

Henrik: Das war 2008. Weißt du, eigentlich sind wir eine alte Band und haben schon so viel zusammen gespielt. Aber bisher haben wir gerade mal 30 Gigs gehabt, so dass man auch sagen könnte, wir wären noch eine frische Band. Ich meine Jonas und ich spielen schon acht, neun oder sogar noch mehr Jahre zusammen. Wir stehen einander einfach so nahe, wir sind so gut aufeinander eingespielt. Auch dass Jonas und Fredrik direkt so gut miteinander klarkamen, ist wundervoll. Wir reden einfach über alles, was im Metal heutzutage wirklich selten geworden ist. Heute müssen die Drums immer der Gitarre und dem Metronom folgen, alles muss so super tight sein und der Vibe geht total verloren. Das macht uns allen anderen Bands gegenüber wirklich einzigartig.

Jonas: Bei uns geht es nur um den Vibe. Darum fängt man doch an Musik zu hören oder Musik zu spielen. Es geht darum den Vibe zu fühlen, die Emotionen zu fühlen. Das wollten wir machen und das wollten wir nach außen transportieren: Unseren Vibe transportieren! Und wir sind einfach die perfekte Verbindung aus vier Typen, die das zusammen machen. Es ist einfach wunderbar!

Henrik: Es ist cool, wenn die Leute das mögen. Aber auch wenn sie es nicht mögen, ist es auch cool. Denn die einzigen, bei denen es mich interessiert, ob sie denken ich sei gut, sind die drei Jungs. Das fühlt jeder von uns. Und wenn die Leute das dann auch noch mögen, ist das nur ein Bonus. Wenn sie es nicht mögen, ist mir das ziemlich egal. Sie haben immerhin eine Meinung über mich und das ist in Ordnung. Es gibt ja auch eine Menge an Musik, die ich nicht mag. Es ist einfach gar kein Problem. Es geht nur um den Vibe!

 

 

Wenn ich das so höre, denke ich nicht, dass ihr geplant habt, einen Sänger mit dieser Metalcore-Stimme wie Jimmies, in die Band zu holen.

Henrik: Am Anfang hatten wir einfach nur Spaß und ein paar coole Songs. Wir hatten die Idee mehrere Sänger aus der Göteborger Szene auszuprobieren, die bei unterschiedlichen Songs unterschiedliche Dinge machen können, so dass das ganze mehr wie ein Projekt wird. Und dann ist dieser Kerl aufgetaucht und wir haben gemerkt: Wow! Das ist eine Band!

Jonas: Jimmie – und dafür werde ich immer eintreten – schlägt jeden Growler und Screamer zumindest in Göteborg um Längen. Warum sollten wir also nur darüber nachdenken, mit jemand anderem zusammen zu arbeiten?

Henrik: Und er liebt die Band! Wir kommen irgendwie immer wieder darauf zurück und sprechen darüber. Aber das ist einfach so wichtig!

Jonas: Man hört das heutzutage einfach nicht mehr. Man hört keinen Musiker mehr der sagt, er liebe es in seiner Band zu spielen, er liebe es, mit seinen Mitstreitern zusammen Musik zu machen. Dabei macht das einfach so viel Spaß und es ist so wichtig, diese Band-Chemie zu haben. Ich kann mich einfach nicht daran erinnern, wann ich so was das letzte von einer der zeitgenössischen Metal-Bands gelesen habe. Meiner Meinung nach ist das einfach scheiße. Deshalb ist es so wichtig für uns, diese Ansicht nach außen zu tragen.

Henrik: Ich denke es spielt einfach keine Rolle, ob jemand dünn oder dick ist, ob er hässlich oder hübsch ist, ob er lange oder kurze Haare hat. Wen interessiert das? Wenn es diese Chemie zwischen mir und drei Mädchen geben würde, warum sollte ich dann sagen, ich gehe mit drei Mädchen nicht auf Tour. Das ist doch die Bedeutung von Chemie. Wenn es sich richtig anfühlt, dann tu es einfach! Selbst wenn es 50jährige Mädchen sind. Man muss einfach seinem Herzen folgen.

Wie lange habt ihr gebraucht, um euer neues Line-Up zusammen zu stellen?

Jonas: Nicht wirklich lange. Fredrik war eine selbstverständliche Wahl und dann mussten wir nur noch irgendwie an Jimmie ran kommen.

Henrik: Ich würde sagen es lag nicht mal ein Monat zwischen unserer ersten kleinen Session und dem Moment, als wir das Gefühl hatten, eine komplette Band zu sein.

Ihr habt jetzt endlich euer erstes Album produziert. Wie fühlt es sich an die erste Veröffentlichung seines neuen Babys in der Hand zu haben?

Henrik: Genauso, als hätte man sein Baby in der Hand! Es ist einfach etwas ganz besonderes für uns. Denn in jeder anderen Band mit der wir Alben aufgenommen haben, war es immer das Baby von jemand anderem. Du durftest zwar zwischendurch mal kurz vorbei kommen und auf das Kleine aufpassen, aber es gab immer einen sehr dominanten Vater, der eine sehr genaue Vorstellung davon hatte, was das Beste für es ist. Es fühlt sich einfach so gut an, dass wir alle vier das von Anfang an aufgezogen haben. Es ist einfach so wunderbar, dass wir es geschafft haben, ein Album auf Sony Records heraus zu bringen. Und das mit der Musik, die wir spielen! Natürlich hat es eine Weile gedauert, bis wir den Deal so hatten, dass wir damit zufrieden waren. Denn wir haben so hart an dieser Sache gearbeitet, sie ist unser Baby. Da darf niemand kommen und uns reinreden, weil er der Meinung ist, er wüsste besser als wir, was DEATH DESTRUCTION ausmacht. Niemand weiß besser, was DEATH DESTRUCTION ausmacht, als wir vier. Im Gegenteil sind wir die einzigen, die wissen, was DEATH DESTRUCTION ist. Es macht mich einfach stolz auf die Rückseite des Albums zu schauen und festzustellen, dass da meine drei Kumpels zusammen mit mir zu sehen sind. Wir haben das zusammen durchgezogen und das kann uns niemand mehr wegnehmen.

Du hast über diesen Sony Deal gesprochen. Glaubst du, dass euer musikalischen Background einen Einfluss darauf gehabt hat, dass ihr diesen Deal bekommen habt?

Henrik: Nein. Ich denke, das hat die Leute im ersten Moment schon ein wenig neugieriger gemacht. Aber du bekommst keinen Deal mit Sony, weil einer der Musiker bei HAMMERFALL spielt, einer bei DEAD BY APRIL und zwei mal bei EVERGREY waren. Wenn wir von LED ZEPPLIN oder KISS oder VAN HALEN kommen würden, dann wäre das was. Aber drei Bands aus Göteborg sind nicht gerade ein Verkaufsschlager, wegen dem man einen Sticker auf das Album klebt. Versteh mich nicht falsch: Wir wollen auch diese Fans, wenn sie unsere Musik mögen! Aber ich denke wir machen einfach etwas komplett anderes. Manchmal glaube ich fast, es ist ein Nachteil, dass es diese anderen drei Bands gibt. Das sorgt dafür, dass die Leute glauben, DEATH DESTRUCTION wäre ein Side-Project, mit dem wir es nicht ernst meinen.

Jonas: Sie glauben, dass wir versuchen einen auf Heavy zu machen und uns wie eine Heavy Metal Band zu benehmen. Aber genau das machen wir nicht! Wir folgen lediglich unseren Herzen und machen, was wir lieben.

Henrik: Dabei ist heute alles so einfach. Im Internet gibt es so viele Informationen. Wir machen diese Musik schon seit so langer Zeit. Der Song “Shredding March“ zum Beispiel ist einer der Songs, den Fredrik und ich vor 15 Jahren gespielt haben. Wir haben ihn zwar komplett neu arrangiert, aber es sind immer noch eine Menge Riffs von damals drin. Also kommt bitte nicht an und behauptet, ich würde versuchen, Metal zu spielen. Ich bin mehr Metal als viele der Typen, die darüber schreiben.

Zurück zu eurem Album. Was waren eure größten Einflüsse?

Henrik: Die anderen drei Typen!

Jonas: Ich würde sagen, der einzige Einfluss waren VAN HALEN. Nicht wegen ihrer Songs, sondern wegen der Band VAN HALEN und deren Chemie, die sie auf ihren frühen Alben hatten. Wegen dieser sehr dynamischen Sache, die sie hatten. Wir wollten einfach genau dieses Feeling auf unserem Album haben, anstatt diese Standard-Metal-Produktion zu haben, wo alles bis zum geht nicht mehr bearbeitet wurde. Ich denke, dass ist unser einziger Einfluss. Ich glaube nicht, dass es Momente auf dem Album gibt, in denen man sich groß an irgendwelche anderen Bands erinnert fühlt.

Henrik: Wenn es wirklich einen Einfluss für DEATH DESTRUCTION gab, dann war das unser Produzent. Er hat wirklich verstanden, in welche Richtung wir mit unserem Material gehen wollten.

Jonas: Er wusste einfach genau, was wir vorhatten. Wenn wir ihm sagten, dieses oder jenes VAN HALEN-Album sei cool, konnte er direkt sagen, was wir mit unserem Material machen.

Henrik: Als wir angefangen haben, an dem Album zu arbeiten, sind wir einfach viel Zeug losgeworden und haben letztendlich zu dem gefunden, was DEATH DESTRUCTION ausmacht. Und das sind nun einmal Groove und Leidenschaft. Es ist wie Öl: dick und klebrig und irgendwie auch ekelig. Aber man ist irgendwie trotzdem davon angezogen.

 

Ich denke auch, dass euer Sound sehr einzigartig ist. Einige groovige Blues-Einflüsse, ein wenig Göteborger Melo Death und natürlich Jimmies einmalige Stimme. Wie ist das entstanden?

Jonas: Weil wir nicht darüber nachgedacht haben. Es ist einfach so entstanden. Wir haben einfach gejammt und gespielt, bis es sich richtig anfühlte. Dabei haben wir nicht jeden Part eines Songs speziell analysiert. Es ist einfach so passiert.

(An dieser Stelle musste Jonas leider unsere gemütliche Runde verlassen, um sich einem anderen Interview-Partner zu widmen. – Anm. d. Red.)

Henrik: Worüber haben wir gesprochen? Ach ja, unseren Sound. Ich denke, dass einzige mal, dass wir darüber nachgedacht haben, war, als wir ganz am Anfang beschlossen hatten, nicht die typischen Melodien des Göteborger Melo Death zu verwenden. Wenn wir schon von Death Metal reden, dann lass uns lieber über den Old School Death aus Florida reden. Davon fühle ich mich viel mehr angezogen: Keine Melodien, nur dreckige Riffs und coole Vibes. Bei den härteren Parts wollten wir von Anfang an den böseren Pfad beschreiten. Ich denke, das erinnert eher an den Norwegian Black Metal und den Florida Death Metal. Danach wollten wir klingen, nicht nach diesem melodischen Göteborg-Ding. Das wollten wir mit diesen ganzen Rock und Hard-Rock Einflüssen kombinieren. Es ist ein Mischmasch, über den wir überhaupt nicht nachgedacht haben.

Habt ihr irgendwelche Schwierigkeiten, weil Fredrik und Jimmie auch noch für ihre anderen Bands spielen?

Henrik: Wir haben keine Schwierigkeiten innerhalb der Band, sondern eher mit einigen praktischen Sachen. Wir haben uns vor so vielen Jahren dafür entschieden, das zu machen und wir machen es einfach. Wir wissen nicht, ob es dann ein Jahr oder drei Jahre dauert, weil jeder sich auch noch auf seine anderen Bands konzentrieren können soll. Wir wollen darüber aber auch nicht zu viel nachdenken oder reden. Das ist kein Problem, zumindest im Moment nicht. Wir warten einfach ab, bis wir ein Problem damit bekommen. Aber wir hoffen, dass das nie passiert. Weißt du, alle drei Bands haben dasselbe Management. Das hilft uns ein wenig. Wir haben auch schon einige Shows ohne Fredrik gespielt. Das war scheiße! Wir lieben ihn, er ist ein außergewöhnlicher Bassist und ein guter Kumpel. Ich bin aber überzeugt davon, dass wir solche Sachen im Laufe der Zeit in den Griff bekommen.

Dann lass uns mal über was ganz anderes reden! Ihr seit im Moment in Deutschland. Hattet ihr die Chance, irgendwas außer der Konzerthallen zu sehen?

Henrik: Ja. Als wir in Berlin waren sind wir mit unserem alten Promoter ausgegangen, der mit Jonas und mir schon viele Jahre zusammenarbeitet. Er ging mit uns zu so einer hawaiianischen Rock-Bar, wo wir einen Burger gegessen haben. Ansonsten bin ich allerdings eher der falsche Ansprechpartner für solche Fragen. Ich stehe jeden Tag sehr spät auf und genieße es lieber, Zeit in meiner Koje zu verbringen. Ich beschäftige mich dabei sehr viel mit mir selber, höre Musik, lese Bücher oder checke meine Mails. Gerade, wenn es so voll ist und man von so vielen Menschen umgeben ist, die man sich nicht wirklich ausgesucht hat. Zu Hause hasse ich es alleine zu sein. Aber im Tour-Bus ist das irgendwie was anderes. Diese kleine Koje ist ja auch der einzige Rückzugsort, den wir haben. Man schließt den Vorhang und dann ist man alleine. Ich weiß, dass ich das eines Tages bereuen werde. Ich toure schon seit so vielen Jahren und war schon in so vielen Städten aber ich habe trotzdem noch nicht viel gesehen. Meistens sehe ich nur meine Koje und die Garderobe.

Die Szene in Göteborg ist legendär! Wenn du sie mit der deutschen Szene vergleichst, fallen dir da irgendwelche Unterschiede auf?

Henrik: Ich denke, es ist gut für eine Band, auf einer Tour zu sein, wie dieser hier, es ist auch gut, die erste Band auf einer Tour zu sein. Ich hoffe, dass habe ich deutlich rüber gebracht. Aber ich denke, das spezielle an größeren Städten wie Berlin oder auch an Deutschland ist, dass das Publikum sehr verwöhnt ist. Du steigst einfach in dein Auto, fährst zwei bis drei Stunden und hast die Möglichkeit, dir eine großartige Metal-Show anzusehen. Und das jeden Tag! Dann die erste Band bei einer HAMMERFALL-Show zu sein ist wirklich schwer. Da sind jeden Abend so viele HAMMERFALL-Fans und wir haben nichts mit HAMMERFALL gemeinsam, wenn man einmal davon absieht, dass wir den selben Bassisten haben. Das gilt auch für die anderen Bands! Es sind einfach vier ganz unterschiedliche Bands in diesem Billing. Und dann die erste Band zu sein ist verdammt hart. Das Publikum ist …  ich würde vielleicht doch nicht sagen verwöhnt. Das klingt zu negativ. Aber es ist sehr schwer zu knacken. Speziell bei dieser Tour. Wenn wir jetzt mit MACHINE HEAD oder IN FLAMES unterwegs wären, wäre das eine andere Sache. Denn dort haben sich die Fans bereits wirklich harte Musik ausgesucht. Aber das ist gut für uns, weil es das Feuer am brennen hält. Mir ist es egal, ob sie überhaupt zusehen, wenn ich spiele. Das einzige was uns interessiert ist, wie die Reaktionen in der Sekunde sind, nachdem wir unser Set beendet haben. Dann sehe ich die ganzen Leute, denen es gefallen hat. Die anderen vergesse ich dann, sie existieren gar nicht für mich. Und dann merkt man, dass es sich wirklich gelohnt hat, dieses Konzert zu spielen, obwohl es wirklich hart war, die Leute zu begeistern. In Göteborg ist das ganz anders. Es gibt nicht mehr so viele gute Clubs und du kannst dir eben nicht jeden Tag eine coole Death Metal-Show ansehen. Deswegen ist das Publikum dort auch viel einfacher. Vielleicht auch, weil wir aus Göteborg oder Schweden sind. Aber die coole Sache an Göteborg ist, dass du, wenn du ein Metal-Fan bist und Bands aus der Stadt magst, nur eine Woche oder so in der Stadt verbringen musst, um eine Menge der Typen zu sehen, die in einigen dieser Bands spielen. Es leben nur ungefähr 600.000 Menschen in Göteborg und es gibt zwei oder drei Rock Bars. Wenn du dich also in der Szene rumtreibst, siehst du fast automatisch einen der Jungs. Manchmal vergessen wir das auch, wenn wir einen trinken und dann kommt plötzlich jemand vorbei und will ein Foto machen. Im ersten Moment fragt man sich, was das soll, weil man ja nur ein Bier trinkt. Aber dann fällt einem wieder ein, dass der in dieser Band spielt und der in jener und dann macht das plötzlich wieder Sinn. Das ist sehr cool und auch sehr einzigartig, weil einfach alles so intim ist. Göteborg ist einfach eine kleine intime Stadt.

Magst du Deutschland?

Henrik: Ja. Ich denke es ist irgendwie interessanter, in Europa zu touren, weil es sich einfach so stark unterscheidet. Wenn man in Nord Amerika tourt, ist es jeden Tag irgendwie das Gleiche: Es sind immer nur zehn Minuten bis zur nächsten Mall. Wenn du Lust auf ein Bier oder einen Schokoriegel hast, kannst du überall dasselbe bekommen. Es ist einfach jeden Tag das Gleiche. Während man in Deutschland zum Beispiel einige sehr gute Würstchen finden kann und am nächsten Tag ist das plötzlich ganz anders. Du kannst nicht mal eben mit deinen Freunden raus gehen und denen das zeigen. Vor allem in dieser Jahreszeit, wenn man weiß, dass es an einigen Orten verdammt kalt werden kann, ist das touren in Europa einfach wesentlich interessanter.

 

Du hast es fast geschafft. Am Ende würde ich gerne noch ein Assoziationsspiel spielen. Ich sage dir ein Wort und du sagst mir, was dir gerade durch den Kopf schießt.

Henrik: Los geht’s!

Musik

Henrik: DEATH DESTRUCTION

Metal

Henrik: Ich würde sagen Metal ist für mich Dortmund 1984. Da war diese große Show mit IRON MAIDEN und JUDAS PRIEST. Das coole an der Sache war, dass sie diese ganze Show in Schweden übertragen haben. Ich war damals jung und für mich war das eine verdammt große Sache.

Schweden

Henrik: Meine Familie.

Deutschland

Henrik: Da muss ich nochmal Dortmund sagen.

Bier

Henrik: Mehr!

Webzines

Henrik: Leidenschaft! Diese Leute investieren so viel Zeit. Das ist ein wenig, wie eine Band zu haben. Einfach pure Leidenschaft!

Du hast es geschafft! Die letzten Worte gehören dir.

Henrik: Danke schön, dass ihr hier wart und dieses Interview gemacht habt. Das ist eine große Ehre. Gerade in der heutigen Zeit, wo es so viele Bands und so viel zu tun gibt. Danke, dass ihr Zeit in DEATH DESTRUCTION investiert habt. Hört in das Album rein, Leute. Und wenn euch das gefällt, kommt vorbei und sehr euch eine Show an. Ich verspreche euch, die wird euch noch viel besser gefallen.

Vielen Dank dafür, dass du dir die Zeit für dieses Interview genommen hast und schöne Grüße noch an Jonas.

07.12.2011
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