Edenbridge
Interview mit Gitarrist Lanvall und Sängerin Sabine

Interview

Edenbridge

Auch wenn es dem österreichischen Symphonic Metal-Aushängeschild weder an Ideen und schon gar nicht an Kreativität gemangelt hat, sind seit dem letzten Album „Solitaire“ knapp drei Jahre ins Land gezogen. Obwohl man sich bereits unmittelbar nach der Veröffentlichung des besagten Drehers an die Arbeit machte, kam es schicksalsbedingt zu dieser verhältnismäßig langen Durststrecke für EDENBRIDGE und ihre Fans. Diese ist nun aber endlich vorbei und sofern mich mein Gefühl nicht völlig verlässt, sollte für Bandoberhaupt Lanvall und seine Mannschaft mit dem aktuellen Werk „The Bonding“ nicht nur die hauseigene „Zielgruppe“ einmal mehr rundum zufriedengestellt werden können, darüber hinaus tun sich damit für EDENBRIDGE wohl endlich auch hierzulande bis dato noch nicht vorhandene Möglichkeiten auf.

Von der Klasse ihres aktuellen Albums sind logischerweise auch der Chef und die gesangstechnisch mittlerweile zu den allerbesten ihrer Zunft zählende Frontdame Sabine Edelsbacher überzeugt, die sich via Konferenzschaltung telefonisch mit mir in Verbindung setzten, um sich zunächst einmal meinen Versuch die Qualität des Werkes inklusive der persönlichen Wirkung auf mich als Zuhörer anzuhören.

Da es mir nicht ganz einfach fällt die richtigen Worte dafür zu finden, muss ich mich an dieser Stelle nochmals hochoffiziell bei Sabine bedanken, die mir als Souffleuse aushilft und das Vokabel „tiefschürfend“ einwirft, nach dem ich händeringend gesucht hatte. Den Löwenanteil des Gespräches übernimmt aber dennoch Lanvall, während sich Sabine nur gelegentlich, dafür aber pointiert und mit viel Witz zu Wort meldet. Auf Grund meiner Meinung zu „The Bonding“ fallen sich die beiden zunächst aber beinahe gegenseitig ins Wort:

Danke, Danke! Es freut uns wirklich wenn sich jemand mit unserer Musik beschäftigt, noch viel mehr aber selbstverständlich, wenn das „Urteil“ im Endeffekt derart positiv ausfällt wie deines!

Ein solches zu fällen ist in Anbetracht der Klasse des Teils aber nicht gerade schwierig, zumal ich mich tatsächlich noch nie zuvor dermaßen direkt von EDENBRIDGE angesprochen gefühlt habe.

Auch wenn es uns in der Zeit nach „Solitaire“ durch private Rückschläge wirklich schwer gefallen ist, die Gedanken für Musik frei zu bekommen, denke ich, dass es speziell dieser „Therapie-Effekt“ ist, der für Intensität und Tiefgang gesorgt hat. An sich hätten wir ja schon deutlich früher mit der Produktion für das neue Album loslegen wollen, da wir beide aber einen Todesfall in der Familie zu verkraften hatten, kann man wohl nachvollziehen, weshalb uns nicht alles ganz so einfach gefallen ist.

Als nicht minder wichtig für die Tiefenwirkung von „The Bonding“ entpuppt sich beim Eintauchen ins das Werk auch die Zusammenarbeit mit dem Orchester der Klangvereinigung Wien. War dieses Großprojekt denn als solches von Anfang an geplant, oder hat sich das erst mehr oder entwickeln müssen?

Anders gefragt: Hätte es „The Bonding“ überhaupt gegeben, wenn man kein Orchester zu Hilfe nehmen hätte können?

Zunächst einmal muss man schon festhalten, dass es das Album auf jeden Fall gegeben hätte, wenn auch wohl in völlig anderer Form. Aber schon beim Komponieren ist mir im Laufe der Zeit dieser Gedanke, endlich einmal mit einem „echten“ Orchester zusammenzuarbeiten, einfach nicht mehr aus dem Kopf gegangen. Symphonisch im Ansatz klingen EDENBRIDGE zwar ohnehin schon immer, dermaßen nach einem Orchester fordernd waren die Nummern allerdings bisher noch nie. Der negativen Begleitumstände im privaten Bereich im Vorfeld nicht genug, stellte sich für uns dann jedoch die Frage, wie man ein solches Unterfangen finanzieren könnte. Jetzt war natürlich jede auch nur erdenkliche Idee gefragt um etwas auf die Füße stellen zu können und ganz ehrlich, seit dieser Phase weiß ich, dass auch wir ein unglaublich loyales Publikum haben und das werden wir auf alle Ewigkeit zu schätzen wissen! Denn nur durch die Unterstützung unserer Fans und einigen Sponsoren ist es uns gelungen das Orchester zu finanzieren. In dieser unglaublich motivierenden Phase schrieb ich einige ganz gezielt auf diese Kooperation ausgelegte Teile von Kompositionen nochmals soweit um, dass wir nicht in Gefahr geraten würden, die eigentliche Songstruktur vom Orchester zuschütten zu lassen. Das ist meiner Meinung nach nämlich einer der kritischen Punkt einer solchen Kooperation und es wäre nicht da erste Mal, dass ein solches Projekt seine Wirkung nicht entfalten kann, weil das Orchester die Band eher überwältigt und nicht unterstützt. Die Zusammenarbeit mit Aufnahmeleiter Georg Luksch und dem Orchester war zwar auch nicht gerade ein Kinderspiel, dennoch denke ich, dass alle das Bestmögliche herausgeholt haben und wir auf das Ergebnis stolz sein können.

 

 

Ganz bestimmt! Aber nicht nur das Orchester hat beste Arbeit verrichtet, auch die Band und ebenso eure Gäste. Wobei ich ehrlich gesagt im Vorfeld gedacht hatte, dass EDENBRIDGE nun eine ganze Ecke derber klingen würden, immerhin kam zuletzt ja ein neuer Musiker ins Boot, den man aus der Death Metal-Ecke kennt.

Ja, ja, der Wolfgang (Rothbauer)! Ich weiß, man kennt ihn in der Szene vorwiegend als Musiker von ZOMBIE INC., IN SLUMBER oder DISBELIEF, allerdings darf man nicht vergessen, dass er ein wirklich begnadeter Bassist ist und von daher hat er sich bei uns auch gut eingefügt. Allerdings wissen wir auch seine Stärken im extremen Metal-Bereich zu schätzen und so war es von Beginn an völlig klar, wer die Grunts und Growls in „Shadows Of My Memory“ abliefern wird, haha. Was die Gäste betrifft, muss ich dir zustimmen. Mit Robby Valentine haben wir ja schon mehrfach zusammengearbeitet um die Background Vocals und Chöre perfekt umsetzen zu können und diese Liaison hat sich einmal mehr bewährt. Auf Erik Martensson bin ich aufmerksam geworden als ich mir wieder einmal ECLIPSE reingezogen habe. Super-Band, Super-Album, Mörder-Stimme! Da wusste ich, dass ich ihn auf eine Kooperation ansprechen würde – mit Erfolg würde ich sagen!

Mit Sicherheit! In eurer aktuellen Besetzung wird es wohl demnächst auch auf Tour gehen. Wie soll die Sache denn aussehen? Klar wäre es eine ganz besondere Sache mit dem Orchester zu spielen, aber das ist wohl logistisch eher nicht ganz so einfach, oder?

Das ist korrekt. Bezüglich der Orchester-Geschichte müsste man zunächst einmal generell eine geeignete Location finden können und auch noch für das gesamte „Drumherum“ sorgen. Natürlich würde ich so etwa gerne machen, bei uns im „Brucknerhaus“ in Linz zum Beispiel würde das hinsichtlich der Voraussetzungen sogar optimal sein, dennoch erscheint mir eine solches Unternehmen momentan als zu langfristig in der Planung, weshalb wir zunächst einmal in einem üblichen Rahmen auf Tournee gehen werden. Etwas Genaueres kann ich dazu allerdings noch nicht von mir geben, denn wir haben ja eben erst mit den Vorbereitungen dafür begonnen.

Und diese Tournee wird dann wohl zunächst einmal in Mitteleuropa stattfinden, oder habt ihr auch schon andere Märkte erobern können?

Also die Tournee ist zunächst einmal in Europa geplant, klar, allerdings kommt unsere Musik offenbar in Teilen Asiens verdammt gut an, weshalb wir es bereits bis nach Indonesien, China, Taiwan und Vietnam geschafft haben. Richtig euphorisch haben die Fans in Südkorea auf uns reagiert, es scheint, als ob wir in jener Region die Menschen mit unserer Musik einfach direkt ansprechen können (oder – wie Sabine plötzlich einwirft – man hätte sich nur in ihre „asiatischen“ Augen verguckt). Daher hoffen wir natürlich, dass sich dort erneut etwas ergibt, denn gerade verkaufstechnisch ist Asien, im Speziellen natürlich Japan, ein ganz großer Markt für uns, überraschenderweise aber auch die USA.

Zuvor könnte es aber endlich auch in der Heimat in einem größeren Rahmen klappen – die Voraussetzungen sollten jedenfalls gegeben sein.

Oh ja! Zum einen dürften wir in der ORF-Sportredaktion Fans haben, denn man hat vor kurzer Zeit angefragt, ob es denn möglich wäre EDENBRIDGE-Instrumental-Nummern als Hintergrundmusik für Formel Eins-Übertragungen zu verwenden. Da scheint sich wirklich eine Chance auf ganz großer Ebene anzubahnen! Im Fernsehen läuft es generell ganz ordentlich, so hat man uns vor kurzer Zeit auch zu GoTV!, einem österreichischen Privatmusiksender eingeladen für ein „Hosted By“ eingeladen. Dort wird man neben den von uns ausgewählten Clips einiger unserer Lieblingsbands wie DREAM THEATER und THRESHOLD natürlich auch unsere eigenen Videos zu sehen bekommen, unter anderem selbstverständlich auch den Clip zu „Alight A New Tomorrow“, der übrigens auf www.krone.at (der Website einer der größten östrerreichischen Tageszeitungen) seine Erstausstrahlung hatte, was uns natürlich auch sehr zuversichtlich stimmt, denn auch das zeigt vom Medien-Interesse an EDENBRIDGE. Einzig das österreichische Radio will nicht wirklich etwas unternehmen, auch wenn ich weiß, dass es da nicht nur uns so geht. Irgendwas kann doch im öffentlich-rechtlichen Radio nicht stimmen, wenn man den Zuhörern etwas von „Rock-Klassikern“ erzählt und die dann immer wieder nur dieselben Tracks zu hören bekommen. Offenbar fehlt es dort an Kompetenz, aber auch an Interesse. Keine Ahnung warum, aber früher war das besser.

Meine Rede! Bleibt abzuwarten, ob sich an der Situation in Bälde etwas ändern wird…. Die Gesprächspartner sind sich jedenfalls einig, dass eine Sendung wie damals, vor doch schon etwas, hüstel, längerer Zeit, als Gotthard Rieger noch einmal wöchentlich Klassiker, aber auch Neuvorstellungen (unter anderem eine Band namens DREAM THEATER, auf die ein damals junger Oberösterreicher aufmerksam wurde…) aus den Boxen knallen hat lassen, wieder her muss!

29.06.2013
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