Graveworm
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Interview

Graveworm kommen aus Italien und dürften hier nicht nur Eingefleischten bekannt sein. Mit "Engraved in Black" veröffentlichten sie nun ihr bis dato ausgereiftestes und härtestes Album, mit welchem sie der Südtiroler Krone nochmals eins draufsetzen konnten. Nach vier CDs und einer MCD war es also für uns auch langsam mal Zeit, einen Blick über die Alpen zu wagen und Sänger Stefan Fiori mit ein paar Fragen im Gepäck zu kontakten.

Graveworm„Engraved in Black“ ist ja nun erst seit ein paar Wochen veröffentlicht. Seid ihr mit dem Gesamtergebnis zufrieden und was konntet ihr bereits für Kritik einfahren?

Wir sind überaus glücklich mit dem, was wir gemacht haben. Meiner Meinung nach ist das die beste CD die wir bis jetzt gemacht haben und wir sind unserer Linie treu geblieben. Außerdem haben wir endlich ein Studio bzw. einen Produzenten gefunden, der uns einen echt fetten Sound gezaubert hat. Andy ist einfach klasse. Die Resonanzen bis jetzt waren echt gut und wir freuen uns darauf. Läßt uns ja einen Schritt weiter machen. Aber am Schluß entscheiden dann doch die Fans, ob die Scheibe gut ist oder nicht. Denn die besten Kritiken nützen nichts, wenn der Fan die CD nicht mag.

Es scheint so, dass ihr Cover-Versionen mögt, denn neben „Fear Of The Dark“, „Christian Woman“ und „How Many Tears“ habt ihr nun mit „Losing My Religion“ einen weiteren Song gecovert. Wie sucht ihr die passenden Songs aus und wie sieht eure Bearbeitung dann aus? Werdet ihr auch weitere Songs covern?

Die Auswahl der Coverversionen entsteht immer aus der Idee eines Einzelnen. Wenn jemand eine Idee hat, besprechen wir das und wir probieren bzw. experimentieren ein wenig rum. Und wenn der Song geil ist, behalten wir ihn ansonsten schmeißen wir ihn weg. Wenn wir so was machen ist uns wichtig, dass wir den Song total verändern und er am Ende nach einem Graveworm Song klingt. Denn es macht ja keinen Sinn die Sachen einfach nur 1:1 zu kopieren. Wir wollen verändern und experimentieren. In Zukunft wird es bestimmt wieder Coverversionen geben, wobei wir jetzt noch keinen blassen Schimmer haben was wir uns als nächstes rannehmen.

In der Biographie von Nuclear Blast und eurer Webseite wird berichtet, dass es auf „Engraved In Black“ als Bonus eine Coverversion von „It´s A Sin“ geben soll. Warum wurde nun auf „Losing My Religion“ zurückgegriffen?

„It´s A Sin“ sollte anfangs nur als Bonustrack für die Japanversion von „Engraved in Black“ verwendet werden. Jedoch wollten wir, dass der Song für jeden zugänglich sein sollte. Deswegen haben wir entschlossen, dass dieser als Bonustrack für die limitierte Digipack Version verwendet wird. Leider mussten wir jetzt dafür „Losing My Religion“ streichen, denn wir hatten rechtliche Probleme und konnten diesen am Ende nicht veröffentlichen. Aber wir holen das nach.

Warum habt ihr von Last Episode zu Nuclear Blast gewechselt? Welche besseren Möglichkeiten bieten sich jetzt für euch?

Weil es einfach das größte Label in diesem Musiksektor ist. Als wir mit NB in Kontakt getreten sind, hatten wir einige Bedenken, ob das wohl das richtige für uns sein wird. Wir sind eine kleine Band und würden dann zu einem riesigen Label wechseln, wo schon andere Kaliber sind. War ne schwierige Entscheidung. Letzen Endes war es halt so, dass wir mit Markus Wosgien ne Vertrauensperson an Bord haben, der für uns die Promotionsarbeit macht und zweitens wollten wir uns diese Chance einfach nicht entgehen lasen. Mal sehen was auf uns zukommt.

Ich habe in einigen Reviews gelesen, dass „Engraved In Black“ stark mit Hypocrisy verglichen wird. Ich kann dieses jedoch nicht ganz nachvollziehen. Inwieweit könntest Du Dir diese Vergleiche erklären? Sind überhaupt Gemeinsamkeiten zu entdecken?

Meiner Meinung nach haben die Leute recht, aber ich finde das nicht schlecht – im Gegenteil. Ich liebe Hypocrisy und kann daher die Einflüsse nicht verleugnen und wenn mich dann jemand mit Hypocrisy vergleicht, ist das für mich eher ein Kompliment, obwohl wir schon versuchen unser eigenes Ding zu machen. Aber wir werden halt von verschiedenen Musikrichtungen beeinflußt und unsere Lieblingsbands beeinflussen uns halt im Unterbewußtsein. Denn wir gehen nicht an das Songwriting ran und sagen uns, dass wir nach der Band X oder Y klingen müssen. Es geschieht einfach.

Die Texte von „Engraved in Black“ handeln u.a. ja von eurer/n Südtiroler-Traditionen/ Sagen etc. Ich finde dies sehr interessant, da irgendwie jede Band nur nach Norden schaut und sich reichlich bei den Nordischen Göttern bedient. Was für Helden, Götter, Fräuleins gibt es denn in euren Regionen?

Ich habe mich wieder bei der Südtiroler Sagenwelt bedient, um die Texte der neuen CD zu machen. Sie scheinen schier unausschöpfbar zu sein. Gut für mich…hehe. Diesmal sind die Texte aber ein wenig heftiger ausgefallen, da auch die Songs härter und aggressiver sind. Ganz besonders zu empfehlen sind die Dolomitensagen, obwohl die meisten Bücher alle nur die harmlosen Geschichten enthalten. Die besten Geschichten sind die, die man von älteren Menschen erzählt bekommt. Besonders interessant fand ich die Erzählung der Spinna de Mul ein Wesen halb Spinne halb Esel. Echt cool!

Eure Scheiben werden von Mal zu Mal weniger Gothic-beeinflusst…wie kam es zu dieser Entwicklung?

Bevor wir Songs schreiben machen wir uns irgendeinen Plan den wir einhalten wollen. Es ist nicht so, dass wir dann sagen so viele Songs müssen langsam sein oder so viele Songs müssen so klingen. Uns war immer wichtig, dass wir härter und schneller werden, denn es gibt so viele Bands die von Album zu Album langsamer und softer werden. Und diesen Weg wollen wir nicht gehen. Wir wollen von Album zu Album immer härter werden auch wenn das nicht heißen soll, dass wir zu guten Endes Black Metal wie Marduk spielen werden. Keyboardmelodien und atmosphärische Parts sind sehr wichtig für uns und werden auch in Zukunft eine große Rolle spielen. Es entwickelt sich einfach.

Ihr seid ja nun schon ein paar Jahre in der Szene aktiv…Inwieweit haben sich Eure Gesichtspunkte oder Meinungen zum Musik-Business geändert, als noch zu euren Anfangszeiten?

Wir sind nicht mehr so blauäugig, wie wir mal waren. Wir haben doch ein paar negative Erfahrungen gemacht. Man sieht die Dinge ein wenig anders, auch wenn der Spaß bei uns Würmern immer im Vordergrund stehen wird.

Ich bin eine geborene Osnabrückerin und habe gehört und gelesen, dass ihr auf Osnabrück nicht mehr besonders gut zu sprechen seid. Ich kann mich noch an die „Infernal Gods Of War Tour“ 1999 erinnern, als ihr hier eigentlich spielen solltet, aber weil die Halle noch dreckig war, fiel das Konzert aus. Habt ihr auf Tour öfters solche/ähnliche Erlebnisse gehabt oder ist Osnabrück die Ausnahme? Denkst Du, dass die Konzert-Situation für kleinere Bands schlecht ist und doch eher Wert auf Mega-Events gelegt wird wie z.B. Metallica in Berlin etc.?

Eigentlich war das bis jetzt der einzige Vorfall. Klar gibt es manchmal Locations wo die Halle nicht die sauberste ist und alles eher verfallen aussieht. Aber das ist doch egal, denn Metal will ja nicht mit Samthandschuhen angegriffen werden. Aber es sollte doch ein Minimum an Sauberkeit vorhanden sein. Das war leider in Osnabrück damals nicht der Fall. Ich glaube, dass auch kleinere Bands wie wir die Chance bekommen live zu spielen. Wir spielen im September und Oktober verschiedene kleinere Gigs. Und das zeigt doch, dass es immer wieder Musikfans geben wird, die ihr bestes geben um ein Konzert zu veranstalten. Hut ab.

Ihr geht ja jetzt im Dezember im Rahmen des X-Mas-Festivals wieder auf Tour. Wie findet ihr das zusammengestellte Band-Package? Wisst ihr schon, welche Songs ihr spielen werdet oder wird euer neues Material jetzt erst auf den Festivals getestet?

Ich finde das Package wirklich interessant, auch wenn ich sagen muß, dass ich kein Freund dieser riesen Packages bin. Mir kommt dies alle viel zu viel vor. Ich war schon öfters auf den X-Mass Festivals oder No Mercy Festivals und mir war das immer schon zu viel. Aber wir freuen uns alle darauf. Denn wir spielen erstmals in Städten, wo wir vorher nie gespielt haben und wir werden bestimmt ne Menge Spaß haben. Mal sehen.

Ich habe euch letzte Woche bei Rock 4 U auf B.TV gesehen. Wie war es für euch live im Fernsehen zu sein? Denkst Du, dass solche Shows oder Metal im Allgemeinen eine größere Plattform im Fernsehen haben sollten?

Es war schon ein komisches Gefühl. Wir alle wussten nicht was uns erwartet, denn wir hatten die Show vorher nie gesehen. Also war es wie ein Sprung ins kalte Wasser. Aber die Leute dort waren alle super nett und haben uns die Sache leicht gemacht. Wir konnten ja nichts Falsches machen. Ich persönlich finde es gut solche Shows zu machen. Sollten öfters gemacht werden. Viva-plus fängt ja wieder an härtere Sachen zu spielen. Dies zeigt doch, dass die Nachfrage da ist. Also kann man ja nichts falsch machen.

Was steht als nächstes im Graveworm-Lager an? Werdet ihr neben den Konzerten noch neue Songs schreiben oder ist jetzt erstmal ’nur‘ Konzert/Festival-Zeit?

Als erstes stehen die Festivals und sonst noch einige Konzerte auf dem Plan. Und klar werden wir in der Zwischenzeit mit dem Songwriting beginnen. Denn ich muß dir sagen, dass wir leider nicht die schnellsten sind was das Schreiben neuer Songs betrifft. Also ran an die Arbeit und so schnell wie möglich wieder zu Andy ins Stage One Studio…

Ich danke vielmals für die Antworten und wünsche euch noch viel Erfolg und Alles Gute auch für eure Live-Auftritte… Es verschlägt euch ja auch wieder nach Osnabrück, vielleicht sieht man sich ja da! ;P. Möchtest Du nun noch abschließend etwas loswerden?

🙂 Danke für die Interviewmöglichkeit und vielleicht sieht man sich ja mal wieder auf
einem Konzert. Viel Spaß an alle mit „Engraved in Black“!

Galerie mit 7 Bildern: Graveworm auf dem Ragnarök 2018
15.07.2003
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