Nine Treasures
Märchen und Horrorgeschichten aus der Mongolei

Interview

Grüßt euch NINE TREASURES und viele Grüße in die Mongolei. Wie ist das Leben dort?

Genaugenommen stammen wir aus der Inneren Mongolei, einer autonomen Region in China. Dies bedeutet, dass wir eine Minderheit sind. Die Innere Mongolei ist 1,2 Mio. km groß und bietet 25 Mio. Menschen eine Heimat. Es ist die drittgrößte autonome Region in China. Die Menschen sind sehr unterschiedlich im Norden und Süden. Im Norden trinken die Leute gerne Bier und Alkohol, wie in Europa. Allerdings gibt es hier viel mehr Wildnis. Das beeinflusst auch irgendwie den Musikgeschmack. Wir haben sechs Jahre in Beijing gelebt, sind jetzt aber nach Hohhot (Hauptstadt des Autonomen Gebietes Innere Mongolei) gezogen. In Beijing gibt es mehr Möglichkeiten, aber die Stadt ist riesig. Um es mal so ausdrücken, für den Weg zur Bandprobe brauchst du zwei Stunden auf der Straße. Alles, was du tust, verlangsamt sich. Deshalb wollten wir dort nicht mehr leben.

Seid ihr Teil der Metal-Szene in China bzw. der lokalen Szene bei euch in der Ecke?

Ja, natürlich. Wir haben echt viele Gigs in den Metal-Clubs von Beijing gespielt, mit haufenweise lokalen Bands. Wir sind alle gute Freunde.

Wann bist du das erste Mal mit Metal-Musik in Kontakt gekommen und wie ist daraus die Idee einer Band der Richtung Mongol Folk Metal entstanden?

Der erste Kontakt entstand in der Junior High School – ich wurde total umgehauen. Genau das wollte ich auch machen! Ich habe in der High School angefangen Gitarre zu lernen und dort in einer beschissenen Schulband Standard-Metal-Songs gecovert. Nach dem Uni-Abschluss habe ich mich gefragt, welche Musik so klingt wie nichts anderes. Anschließend entstanden NINE TREASURES in Beijing. Das war 2011.

Soweit ich weiß, kombiniert ihr traditionelle mongolische Folk-Melodien mit Heavy Metal. Kannst du uns darüber etwas erzählen?

Eigentlich haben wir nur ein paar traditionelle Folk-Songs gecovert. 90 % der Stücke stammen aus unserer Feder. Aber unsere Lieder sind durch viele traditionelle Songs beeinflusst. Traditionelle Musik ist momentan in der Mongolei wieder populär geworden, weil viele Bands die Lieder covern, die unsere Eltern beim Trinken gesungen haben. Jedes Kind kann mindestens ein bis zwei dieser Stücke singen.

Bist du von anderen (Folk) Metal Bands beeinflusst worden? Im Review zu “Arvan Ald Guulin Honshoor” nannte ich euch die mongolischen SKYFORGER. Was denkst du über diesen Vergleich?

SKYFORGER habe ich nie gehört, unser Haupteinfluss sind KORPIKLAANI. Aber das war nur am Anfang von NINE TREASURES. Nach dem ersten Album“Arvan Ald Guulin Honshoor” haben wir unseren eigenen Weg gefunden und auf dem dritten Album “WISDOM EYES” perfektioniert.

Kannst du uns etwas über eure Texte erzählen? Was sind die Haupteinflüsse und Quellen für eure Texte?

Jedes Album ist anders. Ich habe einige Text über mongolische Märchen und Horrorgeschichten auf dem ersten Album einfließen lassen. Das zweite Album handelt von der Umwelt in der Mongolei und die dritte Platte befasst sich mit dem Leben und den Menschen.

Das deutsche Label Einheit Produktionen hat jüngst eure ersten zwei Alben wiederveröffentlicht. Wie kam diese Kooperation zu Stande und wird es in Zukunft weitere Zusammenarbeiten geben?

Unser Manager Yang kümmert sich um den Kontakt nach Europa. Er und Einheiten Produktionen sind seit vielen Jahren gut befreundet. Er sagte mir, dass er die ersten beiden Alben in Europa veröffentlichen kann, sodass wir dort eine Fanbase aufbauen. Das war der Ausgangspunkt. Wir müssen immer wieder nach Deutschland und Europa fahren, damit eine starke Fanbase aufgebaut wird. Das ist sehr schwer, insbesondere als asiatische Band. Wir werden sehen, was in Zukunft passiert. Wenn es für alle passt, können wir gerne wieder zusammenarbeiten.

„Arvan Ald Guulin Honshoor“ – schickes Artwork in der Wiederveröffentlichung

Ihr habt neulich eine große Europa-Tour gespielt. Wie lief die Tour und hast du Unterschiede zu Asien festgestellt?

Weißt du, eigentlich ist es keine gute Idee als komplett unbekannte Band quer durch Europa zu ziehen. Aber wir haben es getan, weil wir Lust haben unsere Kultur verschiedenen Menschen vorzustellen. In China stellt der Veranstalter die komplette Backline für die Bands, also Drums, Gitarren- und Bassverstärker usw. In Europa ist das anders, alle Backlines müssen durch die Bands mitgebracht werden. Das hat uns zunächst verwirrt, aber später haben wir uns damit abgefunden. Die Fans? In Europa sind sie viel größer als in Asien (lacht).

Was können wir von NINE TREASURES in der Zukunft erwarten? Wird es neues Material geben?

Ja, wir arbeiten momentan an neuem Kram und es wird sehr anders als das bisherige Material. Wir möchten härter werden, das ist die zentrale Idee, wir werden nicht jedes Jahr das gleiche Album machen. Zudem arbeiten wir an einem gut klingenden Akustikalbum. Die Grundidee der NINE TREASURES-Alben wird fortgesetzt. Das ist die Zukunft der Band.

Quelle: Interview Herbst 2017
03.11.2017

Stellv. Chefredakteur

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