Kaeck
Die Niederkunft des bösartigen Gottes

Interview

Die niederländischen Black Metaller KAECK veröffentlichten 2021 ihr zweites Werk „Het Zwarte Dictaat“, das getreu der Tradition niederländischen Black Metals im allgemeinen und dem Bandsound im besonderen wieder durch eine untergründige, sumpfige Produktion und damit einhergehend einer düsteren Atmosphäre brilliert. Das Album hat immerhin sechs Jahre auf sich warten lassen, immerhin erschien das Debüt „Stormkult“ bereits 2015. Wir haben uns daher die Band geschnappt und einmal dazu befragt, aber auch über die zum Teil makabren Hintergründe von „Het Zwarte Dictatt“. Und da selbst Black Metaller nur Menschen sind, kam natürlich auch die Frage nach der Corona und deren Auswirkung auf Psyche und Körper.

Hallo zusammen, zunächst einmal: Gratulation zu „Het Zwarte Dictaat“. Wie geht es euch?

Jan Kruitwagen (Gitarre, Keyboards, Songwriting, im folgenden K. abgekürzt): Danke für das Interesse. Ich sitze hier zusammen mit R Nillesen (Bass, Schlagzeug, im folgenden R. abgekürzt) und Oovenmeester (Gesang, Texte, im folgenden O. abgekürzt). Uns geht es gut. Wir versuchen, nicht zu viel zu trinken angesichts des Mangels an Shows. Normalerweise würden wir jetzt im Winter mit SAMMATH auf der Bühne stehen und uns dann andere Bands anschauen. Ich für meinen Teil konzentriere mich auf Musik und Familie. Scheiß Pandemie.

Wie seid ihr bislang durch die Pandemie gekommen?

R.: Mit sechs Kilos extra, ansonsten soweit gut. (lacht) Und endlich hatten wir genug Zeit, um das Album aufzunehmen und fertig zu stellen.

O.: Ich hatte jede Menge Zeit, um mich persönlich zu entwickeln, zuzüglich zur Gewichtszunahme, die R. schon erwähnt hat. Die Pandemie war so weit gnädig zu uns.

K.: Ganz gut eigentlich, ein neues KAECK- und ein neues SAMMATH-Album im Kasten, so produktiv war ich lange nicht mehr in so kurzer Zeit. Ich habe auch großes Glück, direkt an der Grenze zu leben, sodass ich immer dort hin kann, wo es gerade nicht zu strikte Regeln gibt. Wenn beispielsweise Deutschland mal wieder zu strikt ist, gehe ich in die Niederlande und umgekehrt. Heute gibt es Schnitzel und Bier in Deutschland, da die Niederlande gerade wieder alles heruntergefahren haben [das Interview entstand um Jahresende herum, Anm. d. Red.].

Hatte der Lineup-Wechsel, der im Pressetext aufgegriffen wird, mit der langen Wartezeit auf das neue Album zu tun?

R.: Nein, die Band wurde von Jan, Oovenmeester und Swerc um 2014 herum gegründet, aber die Idee dahinter war von vorn herein, mich mindestens als Live-Bassisten zu integrieren. Nun spiele ich regulären Bass auf dem zweiten Album. In den vergangenen Jahren gab es jedoch vieles in meinem und Oovenmeesters Privatleben, dem wir jeweilig Aufmerksamkeit schenken mussten. Und Jan und ich hatten natürlich mit den Aufnahmen des SAMMATH-Albums alle Hände voll zu tun.

Es ergab sich tatsächlich während der Aufnahmen zu „Het Zwarte Dictaat“, dass Swerc seinen Ausstieg aus zeitlichen Gründen bekannt gab. Er hatte schon die Synths und Drums eingespielt, sodass wir nun zwei Möglichkeiten hatten. Wir hätten entweder alles so lassen können, wie es war, oder wir hätten es noch einmal neu einspielen können. Wir entschieden uns für letzteres, sodass Jan die Keys und ich das Schlagzeug neu einspielten. Das kam alles etwas unerwartet, wir waren am Ende aber mehr als zufrieden mit dem Ergebnis, das viel düsterer war als die ursprüngliche Version.

K.: Der Lineup-Wechsel war perfekt für KAECK. Manchmal ist es einfach besser, wenn sich die Wege trennen.

Wie lief der Aufnahmeprozess?

O.: Es hat Spaß gemacht, sobald die Sache ins Rollen kam und sich aus den einzelnen Teilen langsam ein Gesamtes formte. Es war herrlich, den Release des Albums im White Wolf Metal Café in Groningen feiern zu können. Ich glaube, dass die Umgebung bis zu unserem nächsten Album noch eine ganze Weile traumatisiert sein wird.

K.: Musik schreiben fällt mir für KAECK sehr leicht. Es ist geradeaus gedachte Musik, die mehr auf Atmosphäre denn Technik beruht. Ich habe immer noch Kopfschmerzen von der Release-Party.

Woher kam die Idee, das Schlagzeug mit menschlichen Knochen aufzunehmen?

R.: Ich habe eine große Sammlung menschlicher Knochen, medizinischer Skelette und Gebeine aller Art. Du siehst einen Teil davon tatsächlich auf dem Cover-Foto. Ich brauche das Tote im Leben, um mich lebendig zu fühlen. Das Schlagzeugspiel mit Knochen leistete demzufolge einen großartigen Beitrag zur sektiererischen Atmosphäre von „De Kwekeling“ und „Het Vurig Gemaal“. Man opfert im wesentlichen die menschlichen Überreste durch deren Benutzung, was in das Konzept von KAECK hinein passt. Oovenmesters Konzept schließlich beschreibt den Gott Kaeck als einen solchen, der Opfergaben einfordert. Es passt also alles zusammen.

K.: Meine Kinder fragen mich immer, ob ich jemals einen normalen Tag im Leben habe und ob ich überhaupt normale Leute kenne.

Laut Presseinfo sind die Lyrics eine Basis vieler der Riffs, die auf „Het Zwarte Dictaat“ zu hören sind. Könnt ihr das bitte ein bisschen ausführen?

K.: Ich schreibe die Riffs basierend auf den Lyrics. Wenn Oovenmeester über karge Landschaften schreibt, werden die Riffs schnell. Wenn er über einen Müller schreibt, der Knochen und Seelen mahlt, schreibe ich langsamere Passagen, die mehr einen gesanglichen Charakter haben. Die wahnsinnigen Lyrics über den Gott Kaeck versetzen mich immer in eine gewisse Stimmung, abhängig von der Beschaffenheit der Texte. Das funktioniert für mich am besten.

In einem früheren Interview wurde Kaeck als bösartiger, aggressiver Gott bezeichnet, der durch euch beschworen worden ist. Wie verhält es sich mit dem neuen Album?

O.: Man kann die Alben als kontinuierliche Erzählung betrachten. Auf der ersten Platte versucht Kaeck, die Menschen so zu manipulieren, dass sie ihn verehren und einen Kult zu seinen Ehren gründen. Dieses neue Album handelt von seiner Niederkunft auf die Erde und dem Reich der Albträume, das er hervorbringt. Im nächsten Album wird es wahrscheinlich um die Versklavung der Menschheit durch ihn gehen und wie er sie regiert. Er ist wahrlich kein gnädiger Gott.

K.: Die komplette Geschichte um Kaeck hat mich fasziniert, seit Oovenmeester mir erklärt hat, worum es in seinen Texten geht. Es ist definitiv nicht die Standard-666-Satan-Rhetorik.

Habt ihr Live-Pläne oder ist das etwas, worüber ihr derzeit nicht nachdenkt?

K.: Selbst wenn die Umstände andere wären, würden wir dafür gerade keine Zeit haben. Ich würde gerne live spielen, aber Oovenmeester ist zeitlich eingespannt. Mr. Nillesen ist wie ich auch bei SAMMATH aktiv und wir nehmen im Februar unser siebtes Album auf, das über Hammerheart Records erscheinen wird. Das nimmt unsere Freizeit ziemlich in Anspruch. Ursprünglich war KAECK nur ein Projekt, nun ist es aber eine Band mit einer Fanbase, die weiter wächst.

Quelle: Kaeck (per Email)
01.03.2022

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

Exit mobile version