Mekigah
Interview mit VisOrtis zu "The Necessary Evil"

Interview

Mekigah

Nach ihrem guten Debüt „The Serpent’s Kiss“ und dem wahnsinnig intensiven Nachfolger „The Necessary Evil“ war es keine Frage mehr, VisOrtis von den Australiern MEKIGAH einige Fragen zur Band, zur Musik und dem Business zu stellen. Er erwies sich als sehr freundlicher, aufgeschlossener, aber auch nachdenklicher Gesprächspartner, der sich viele Gedanken um alles mögliche macht.

Hey, ihr habt mit „The Necessary Evil“ ein verdammt gutes Album abgeliefert. Bevor wir uns näher damit befassen, würde es mich interessieren, wer MEKIGAH sind und wir ihr, also du und Kryptus, zusammengefunden habt.

Danke erstmal. Also, die Idee kam von mir und Kryptus. Begonnen hat alles damit, dass wir telefoniert und uns geschrieben haben, da wohnte ich auch noch in einer anderen Stadt. Ich habe über die Jahre in einigen Bands gespielt, mit denen ich jedesmal nach Melbourne gekommen bin. Kryptus hat für unsere Aufnahmen regelmäßig den Mix und die Produktion erledigt. Ich hatte immer das Gefühl, dass der Mix richtig gut war und zudem wusste ich, dass er ein sehr fähiger, vielseitiger Musiker ist. Auch er hat bereits in unzähligen Bands gespielt. Wir haben uns dann also zusammengetan und MEKIGAH gestartet, nachdem ich nach Melbourne gezogen bin, geboren aus der gemeinsamen Leidenschaft zu dunklen Sounds und harter Musik. Wir wollten etwas machen, das nicht wirklich Metal ist aber ähnliche Elemente verwendet, die Ästhetik in verschiedenen Ausführungen nutzt, aber eben nicht in der üblichen, traditionellen Art und Weise. Unsere Zusammenarbeit basiert darauf, dass wir beide musikalisch sehr vielseitig sind und auch entsprehend musikalische Fähigkeiten mitbringen, unsere Ideen zu verwirklichen. Ich bin jemand, der gerne lang geplante Ideen umsetzt als einfach loslegt und schaut was herauskommt; also eher nicht auf die traditionelle Art. Ich eigne mir dann alle nötigen Fähigkeiten an um meine Visionen entsprechend umzusetzen. Kryptus ist ein echter Musiker mit entsprechenden Fähigkeiten und zudem ein brillanter Studio- und Live-Mixer seit bestimmt 20 Jahren. Wir wussten im Vorfeld überhaupt nicht, was tatsächlich dabei herauskommt, aber wir wussten, dass es etwas dunkles und einzigartiges werden würde.

Das Album ist wirklich großartig. Sehr intensiv, tiefgründig, düster und melancholisch. Ich würde es allerdings nicht grundsätzlich in die Kategorie Metal einordnen, sondern eher am Rande. Hm, ich würde sogar sagen, MEKIGAH spielen eine Art Avantgarde. Das ist Kunst. Würdest du euch eher dem Metal zuordnen oder lieber Gothic?

Ich denke nicht an Metal oder Gothic, wenn ich an MEKIGAH denke. Es gibt durchaus Stimmungen und Sounds in unserer Musik, die aus verschiedenen Gründen mit beiden Kategorien in Verbindung gebracht werden können, nicht zuletzt natürlich, weil diese Stile für uns als Einfluss gelten. Ich würde sagen, dass andere Elemente ebenso in unserer Musik vorkommen, seien es Soundtracks oder Klanglandschaften und mit Sicherheit klassischer Industrial, etwas Klassik und der mittlerweile gern verwendete Oberbegriff Noise. Dafür, dass wir erst zwei Alben raus haben, ist es OK, MEKIGAH derzeit mit Metal, Doom und Gothic in Verbindung zu bringen, aber es gibt keinen Grund, uns auch für zukünftige Veröffentlichungen darauf zu limitieren. Ich denke bei MEKIGAH grundsätzlich auch nicht an Experimente oder so, sie sind auch nur ein Teil des Ganzen. Es gibt halt so viele musikalische Wege zu ergründen…

Hattet ihr ein  bestimmtes Vorhaben, eine bestimmte Eingebung, als ihr „The Necessary Evil“ geschrieben habt? Das Album klingt, als wenn es als Ganzes gehört werden soll und kein Song für sich heraus sticht oder im Vordergrund steht.

Nun, das ist sehr interessant. Das erste Album, „The Serpent’s Kiss“, war mit einer dichten Storyline gefüllt und es war dazu bestimmt, in der genauen Reihenfolge gehört zu werden, damit die Lyrics zusammenhängen und entsprechend einen Sinn ergeben, ebenso wie der Einsatz der vielen unterschiedlichen Sänger. Mir scheint es, als wäre „The Necessary Evil“ dagegen einfach langsam aus dem Nichts heraus erschienen. Lyrisch gab es keinen Grund, die Songs in einer bestimmten Reihenfolge zu sortieren. Sie wurden alle für sich komponiert, lyrisch wie auch musikalisch. Wir haben sogar ein paar Songs weggelassen, die nicht zun den veröffentlichten passten, aber ansonsten ließen wir es uns offen, wie wir stilistisch vorgehen. Ein paar Stücke waren auch zu rau und lärmig, weshalb wir sie teilweise noch etwas umgestaltet oder einzelne Parts anderweitig eingesetzt haben.
Für mich war es ein Versuch, verschiedene Gefühle & Stimmungen auszudrücken, die musikalisch einfacher umzusetzen sind als auf persönlicher Ebene. Manchmal ist es schlichtweg nur Unterhaltung, einen Song anzuhören und ihn als solches zu mögen, aber auf der persönlichen Ebene sind es oft Dinge, über die du lieber nicht sprichst oder sprechen kannst. Manche Formen der Kunst, wie eben Musik, sind bestens dazu geeignet, diese Themen in einer eigenen Form wiederzugeben.
Ich bin mehr jemand, der ein Album in Gänze hört, als jemand, der sich einzelne Stücke herauspickt; also bevorzuge ich Alben, die entsprechend konzipiert sind. Manchmal möchte ich selbst gezielt ein Konzeptalbum entwerfen, zerbreche mir den Kopf darüber und dann wiederum passiert es manchmal, dass sich alles von allein fügt und ineinander gleitet, ohne es zu forcieren. So war es halt auch bei „The Necessary Evil“.

Neben dem dunklen Aspekt der Musik und den leichten Gothic-Einflüssen gibt es auch ein paar kleine Black-Metal-Einflüsse. Zum Beispiel beinhaltet „Bloodlust“ etwas Black Metal. Woher kommt das? Liegen deine, bzw. eure Wurzeln im Black Metal oder war es mehr ein Experiment?

Nun, Black Metal ist einer meiner favorisierten Stile als Hörer. Ich höre mir tonnenweise Bands dieses Stils an, egal, ob den alten oder neueren Stil. Als erstes zog ich mir die ganze norwegische Explosion in den 90ern rein. Gute Freunde von mir eröffneten hier einen Plattenladen, sie spezialisierten sich und so kam ich als einer der ersten in Australien in den Genuss, den ganzen frühen Stoff zu hören; MAYHEM, DARKTHRONE, BURZUM, EMPEROR, ULVER und so, halt das ganze Zeugs aus der Zeit damals. Das war auch mein erster Kontakt mit Black Metal und für mich persönlich stellt das Thema auf jeden Fall einen großen Einfluss dar. Somit bringe ich dieses gewisse Gefühl der Dunkelheit nicht erst durch MEKIGAH in meine Musik ein. Black Metal ist ein massiver Einfluss für uns beide, aber wir waren uns einig, dass wir nicht nur Black Metal in unserer Musik transportieren, sondern darüber hinaus agieren wollen. Unsere Wurzeln sind noch etwas früher zu finden, nämlich in den 80ern. Thrash, Death und so aber auch andere Sachen wie Grindcore, GODFLESH… alles, was irgendwie mit Metal zu tun hatte. Wir hören uns heute alles mögliche an, alle möglichen Stile, egal ob hart oder nicht, egal ob Metal oder nicht.
Kryptus hat bereits mit einigen australischen Black-Metal-Bands zusammengearbeitet, als Studio- und Live-Mixer und macht es auch heute noch. Somit ist er sehr tief in diesen Sound eingetaucht.
Ich würde sagen, dass der hauptsächliche Anteil an Black Metal, den wir nutzen, von den alten norwegischen Bands abgeleitet ist, die sich vom traditionellen Sound wegentwickelt haben, wie zum Beispiel ULVER, DÖDHEIMSGARD etc., oder spätere Blasphemer-Sachen von MAYHEMs Ableger AVA INFERI.
Der Song, den du meinst, ist wie eine kleine Flamme feuerspuckenden Black Metals, zumindest für ein paar Augenblicke. Was wir da machen, hat auf jeden Fall etwas mit dem musikalischen Geist des Stils zu tun. Hier in der Umgebung gibt es drei meiner Lieblingsbands, die alle verschiedene Variationen des Black Metals spielen: RUINS; THRALL und EREBUS ENTHRONED. Demnach bin ich durch meine eigenen Hörgewohnheiten immer angeheizt, was Black Metal angeht, auch wenn meine Musik selbst etwas anders rüberkommt.

Hattet ihr eine spezielle Vorstellung davon, wie der Sound, die Produktion von „The Necessary Evil“ werden sollte? Für mich klingt es sehr düster und melancholisch und trotzdem auch auf irgendeine Art hart und heavy, aber eben nicht auf die traditionelle Weise. Es gibt einiges an Hall und manchmal habe ich das Gefühl, in einer großen Kirche zu sitzen, deren Wände das Echo der Musik wiedergeben.

Es war durchaus unsere Absicht, dass sich der Hörer eine eigene „Welt“ des Sound vorstellen kann, wenn er sich das Album anhört. Du sollst dich für die komplette Spielzeit woanders befinden. Die Musik ist nicht dazu bestimmt, so zu klingen, dass du dir vorstellen kannst, wie die Band vor dir steht und in typischer Rock-Manier ihren Kram spielt.
Es gibt eine Menge, wie ich sie beschreiben würde: Spärlicher Ambient, Noise und in Auszügen einfachen, langsamen Doom Metal, der mit vielen subtilen Melodien angereichert ist, je nach dem, wie man sich gerade fühlt umd empfindet.
Vieles von dem hat wieder damit zu tun, wie KRYPTUS seine Fähigkeiten bzgl. Produktionen ausgespielt hat. Er hat aus jeder Kleinigkeit das Beste rausgeholt und sich viel Zeit genommen, jeden Part sorgfältig abzumischen. Viele der Sounds sind übrigens nichtmal mit Instrumenten entstanden, sondern mehr oder minder zufällige Außenaufnahmen; teilweise sogar nur Stimmen, bzw. Stimmgeräusche, die dem Ganzen eine unterschwellige Ästethik verleihen sollen. Es gibt viele dieser Sounds auf dem Album, die du nicht in Gänze wahrnimmst, aber wenn es dir gelingt, sie herauszufiltern, dann merkt man schnell, dass sie nur zusammen wirken und nicht einzeln für sich stehen können. Wir haben viele dieser Aufnahmen so bearbeitet, dass sie langgezogen, tiefer und aus der Ferne klingen, so richtig leiderfüllt. Klar, es gibt da draußen diesen typischen Wall Of Sound, der dich wegpustet und total heavy ist, aber er gibt die keinen Raum zum atmen und unterbindet, die einzelnen Elemente zu entdecken und zu erfühlen. Für mich war der Ambient-Faktor also wichtiger als das Teil heavy zu machen. Lieber Gefühl als Härte.

Würdest du mir etwas über die lyrischen Themen des Albums verraten? Worum geht es auf „The Necessary Evil“?

Der Albumtitel bezeichnet für mich kompakt die Themen der Lyrics, die ich geschrieben habe. Egal, ob es sarkastisch oder ernst gemeint ist, es sind alles Dinge, die ich als „The Necessary Evil“ (= das notwendige Übel) beschreibe. Manches ist persönlich, anderes wiederum mit Blick nach außen und auch mögliche Sichtweisen und Perspektiven anderer werden verarbeitet.

Eins hat mit einem Zauberlehrling und der Anwendung von Aborigines-Zauberei zu tun…
Der Gebrauch seines Instinktes und sich davon leiten zu lassen…
Der psychologische Aspekt, wie wir Mord und Totschlag definieren, was ist akzeptabel und was nicht, wie wir das Nehmen eines Lebens verurteilen oder hinnehmen…
Das Nutzen des Unbekannten: Verwirrt zu sein und gleichzeitig herausgefordert. Seiner Sicherheit entzogen zu sein, kann sehr verführerisch sein, finde ich. Warum das Gegenteil von Vertrautheit, Sicherheit, Komfort etc. auf manche so suchterzeugend ist…
Menschliche Abgründe auf die eine Art, sie direkt zu betrachten, ihr Umfeld, Glauben und Handeln.

All diese Beispiele, die natürlich nur ein paar nicht ausführlich beschriebene Auszüge aus dem Album sind, sollen hier eine Idee dessen wiedergeben, worum es auf dem Album geht. Alles verschiedene Richtungen, zusammengefasst in die zwei entscheidenden Worte des Titels.

Und wie passt das Artwork zur Musik? Es sieht aus wie eine bearbeitete Flamme…

Das Artwork und die Fotos wurden hauptsächlich von Kryptus erstellt. Das Cover ist ein Foto, das er gemacht hat, ebenso wie das Bild innen. Ich würde sagen, es ist der Interpretation des Betrachters überlassen, wie er das Cover zuordnet, aber um es aus meiner Sicht ganz einfach zu machen, würde ich es als Kopf oder Gesicht bezeichnen. Ich würde sagen, das Feuer stellt den Augenblick dar, in dem du begreifst, was passiert ist. Es manifestiert sich durch die Flamme. Man kann einen Zusammenhang zum Titel sehen oder auch nicht. Ich bevorzuge Leute, die das darin sehen, was sie sehen wollen und halt ihre eigene Interpretation entwickeln. Das Bild lässt mich an verschiedene Dinge der Musik denken, an die ich manchmal gar nicht dachte, als wir die Musik geschrieben haben; sozusagen eine Ergänzung. Keine Flamme ähnelt der anderen und doch sind die Grundstruktur und die Farben dieselben. Für mich ist das die perfekte Metapher für den Sound MEKIGAHs.

In deinen Worten: Was denkst du, ist so speziell an MEKIGAH, oder besser: Was denkst du, ist der Unterschied zwischen MEKIGAH und anderen Bands?

Ich weiß nicht, ob ich das zu spezieller sehe als jemand anders. Ich weiß, dass wir nicht danach streben, wie andere zu klingen und ich weiß, dass ich sehr hart daran arbeite, wirklich einmalige Musik mit jeder Band zu schreiben, in der ich tätig bin. Von Hörern würde ich am liebsten hören, dass sie diese Art Musik noch nie zuvor gehört haben und sie eine Herausforderung für sie darstellt.
Es ist auf jeden Fall ein einfacherer Weg, wenn du deine Musik mit einer oder mehreren bestimmten Schubladen bewerben kannst, aber derzeit verachte ich diese Art der Werbung ziemlich. Ich selbst als Fan, bzw. Hörer, habe kein Problem damit, sämtliche Arten Standardstoff oder auch schwierige Herausforderungen zu hören, aber für meine eigene Musik sehe ich keine ähnliche Herangehensweise, es sei denn, es geht um die Bezeichnungen „anders“ oder „herausfordernd“, „einmalig“ und so. Es sollte etwas sein, das du dir mehrere Male anhören kannst und bei jedem Mal eine andere Feinheit entdeckst. Das ist zumindest mein Wunsch.
Vielleicht kommt da auch unser eigener Musikgeschmack durch. Ich meine, wir hören echt so scheißviel unterschiedliches Zeugs und ich selbst spiele in drei anderen Bands und Projekten, die alle komplett anders sind als diese Band hier. Stell dir vor, du spielst Black Metal und alles, was du hörst ist auch Black Metal, dann wird sich dein eigener Black Metal eben wie… naja, normaler Black Metal anhören. Manche Leute sind glücklich damit und das ist völlig OK für sie. Ich aber denke, wenn ich ein Album schreibe, das sich anhört wie jeder andere Kram, sind wir nicht gut genug. Es muss etwas besonderes sein.

MEKIGAH sind nur zwei Leute. Habt ihr alle Instrumente selbst gespielt oder hattet ihr Gastmusiker im Studio?

Der Kern der Band sind zwei Leute, die alles schreiben, komponieren und so, und auf beiden Alben war es sehr unterschiedlich, wer was gespielt hat. Auf „The Serpent’s Kiss“ waren viel mehr Leute involviert. Es waren sechs Sänger dabei und wir haben noch die Backing Vocals beigesteuert, sowie einige Stimmen und Stimmgeräusche. Bei den meisten Stücken hatten wir einen Gastgitarrist (Decay, EREBUS ENTHRONED) und einen Gastbassist (Jono Chosid). Hauptsächlich haben aber wir beide die komplette Arbeit übernommen. Die Aufnahmen an sich, den Gesang, Bass, Gitarren und all das… Die einzigen Instrumente, von denen wir wollten, dass sie von jemand anderem gespielt werden, der es besser drauf hat, sind die Bläser. Unser Kumpel Simon hat sich darum gekümmert; manche Sachen haben wir extra für ihn geschrieben, andere Anteile hat er vorzüglich improvisiert.
Für „The Necessary Evil“ wollten wir weniger Gäste haben und rein musikalisch, also an den Instrumenten, waren Simon und Decay wieder die einzigen, die ausgeholfen haben. Dieses Mal hat Simon ein paar Piano-Bilder improvisiert und Decay für ein Stück ein Gitarrensolo beigesteuert.
Ein paar Sänger des vorigen Albums sind auch wieder eingekehrt und jeder hat ein Stück gesungen. Wir haben dieses Mal nur jene eingeladen, bei denen es einfach war sie zu kontaktieren und bei denen wir sicher waren, dass sie ihre Parts zügig hinkriegen. Paul Narkiewicz und T.K. Bollinger (ein Solokünstler, für den ich Schlagzeug spiele) haben einige Parts eingesungen. Sie sind seit langem Freunde von uns und wir haben schon viel mit ihnen zusammengearbeitet. Den Großteil an Sounds, Instrumenten und Gesang haben aber wir zwei gemacht.

Ist MEKIGAH eine richtige Band oder eher ein großes Projekt?

Ich bin nicht ganz sicher, aber ich würde sagen, momentan ist es ein Projekt, im Gegensatz zu einer Band, die raus geht und ihre Musik auch spielt. Das sehe ich nämlich vorerst nicht, wobei ich es für die Zukunft nicht ausschließen möchte. Ich habe viele Jahre live gespielt, allerdings finde ich, dass Aufnehmen durch das beständige Ergebnis mehr honoriert wird. Manchmal kribbelts aber trotzdem… wie gesagt, bis jetzt ist MEKIGAH ein Projekt von zwei Leuten, die das Schiff steuern.

Ihr habt Verbindungen zu RUINS…

Nun, zwischen den Bands, RUINS und MEKIGAH, gibt es nicht wirklich eine Verbindung. Ich bin mit Al von RUINS gut befreundet, seit vielen Jahren schon. Wir haben uns über die Musik in den 90ern kennengelernt und immer darüber gesprochen, dass wir uns gegenseitig unterstützen werden, aber wie gesagt, die Bands an sich haben nichts miteinander zu tun. Ich bin ganz einfach ein großer Fan der Musik und Texte von RUINS und ich finde es sehr aufregend, wenn jemand, den du gut kennst, imstande ist, so kraftvolle Musik zu machen.
Musikalisch haben unsere Bands gar nichts miteinander zu tun und die anderen Band-Mitglieder kennen sich gar nicht untereinander. Al ist jemand, den ich am meisten respektieren, wenn es um Musik oder Lyrics geht, aber auch um ganz andere Sachen, die nichts mit Musik zu tun haben. Er ist eine sehr interessante und kreative Persönlichkeit und definitiv jemand, der mich anpeitscht, das zu erreichen, was ich möchte und meine Kreativität auszureizen.

Bis jetzt habt ihr noch kein Label. Hattet ihr denn bereits Angebote oder möchtet ihr auch weiterhin alles alleine machen?

Nein, wir hatten noch kein Angebot von einem Label. Wir haben eine Menge darin investiert, unsere Alben zu vertreiben. An dieser Stelle übrigens ein großes Dankeschön an Stu von Aesthetic Death in England, der uns seit den Anfangstagen gewaltig unterstützt. Spannend dabei ist, wenn man alles selbst macht, dass man mit etlichen Leuten auf der ganzen Welt in Kontakt kommt. Ich verkaufe unsere Sachen sowohl bei Ebay als auch über Discogs, somit sind sie stets online erhältlich. Es ist heute so viel einfacher, mal eben etwas übers Web zu verkaufen, so viel leichter, mehr Leute zu erreichen.
Ich habe eigentlich noch nie darüber nachgedacht, was wäre, wenn sich ein Label meldet. Solange das nicht passiert, verbreiten wir unsere Alben erstmal selbst. Ich habe in den letzten fünf Jahren drei weitere Alben neben den beiden MEKIGAH-Alben veröffentlicht, dadurch habe ich schon etwas Erfahrung damit, wieviele CDs herzustellen sind und was so geht, wenn mans selbst macht. Ich bin immer offen gewesen, was Labels angeht und bin dies natürlich auch bezüglich MEKIGAH, wenn sich ein Label wirklich für die Musik interessiert. Ich sag niemals nie, aber es muss halt eine deutliche Stufe höher sein, als das, was ich alleine für die Band machen und erreichen kann. Grundsätzlich: Wenn jemand interessiert ist, Label oder Fan, ist das fantastisch. Bislang habe ich über ein Label nicht wirklich nachgedacht, weil ich mich immer nur um die Musik und mich nicht so sehr ums Geschäft gekümmert habe. Ich weiß aber, dass da draußen ein paar sehr ambitionierte kleinere Labels sind, die sich gut kümmern. Für mich bedeutet CDs herzustellen, sie mit anderen zu teilen, die daran echtes Interesse haben. Ich denke, wenn Leute echtes Interesse haben und die Musik ergründen wollen, dann braucht man sie ihnen nicht unter die Nase halten und einen Haufen Geld dafür verlangen. Ich fühl mich nicht gut mit diesem Geschäftemachen.

Ich nehme in letzter Zeit verstärkt wahr, dass mehr und mehr Bands (große wie kleine) beginnen, ihren Kram selbst zu machen, ihre Scheiben selbst zu veröffentlichen und gar nicht erst darauf warten, dass ein Label anklopft.

Ich glaube, für eine Band, die sich bereits einen Namen erspielt hat, ist es einfacher, ohne Label klarzukommen, was das Geschäftliche angeht. Ich bin mir sicher, dass ein Großteil der Fans einer Band heute bereit ist, direkt bei ihnen zu kaufen und nicht darauf wartet, das Zeug irgendwo teuer bei einem Label abgreifen zu können. Ich selbst kaufe soviel Musik wie ich kann. Für mich ist das der einzige Weg, den ich immer kannte. Vor dem Internet haben wir Tapes getauscht, Magazine und sowas, deshalb macht es mir nichts aus, zu tauschen. Ich bin glücklich mit meiner Situation und wie ich meine Musik verbreite und teile. Es ist besser als jemals zuvor und ich kann es eben sogar selbst machen und erleben.

Fantastisches Schlusswort! Ich wünsche dir und euch alles Gute. „The Necessary Evil“ ist ein wirklich fantastisches Album, wenn man darin eintaucht. Also: Schnappt euch einen Deal und kommt nach Europa, damit wir euch live sehen können. Vielen Dank für das Interview!

Ich danke dir für die Möglichkeit, über MEKIGAH sprechen zu können. Das Thema ist jeden Tag in meinem Kopf, aber ich tue mich manchmal echt schwer damit, in einfachen Worten auszudrücken, was mir die Musik bedeutet. Vermutlich ist das auch der Grund, warum wir überhaupt Musik machen. Und Deal oder nicht, eines Tages komme ich rüber nach Europa!
Vielen Dank!

11.11.2012
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