Stälker
Reinigung durch Lautstärke

Interview

STÄLKER legen mit „Black Majik Terror“ ein Jahreshighlight für Speed-Metal-Maniacs ab. Da war es Ehrensache, dass wir uns Gitarrist Chris und Frontmann/Bassist Daif für einen entspannten Plausch über Horrorfilme und das Verlangen nach Katharsis durch Musik schnappten.

Die Veröffentlichung von „Black Majik Terror“ steht in Kürze an. Wie fühlt ihr euch dabei, in dieser seltsamen Zeit ein Album zu veröffentlichen?

Chris: Es fühlt sich großartig an! Letztendlich ist man immer nervös, wenn man etwas veröffentlicht und der Öffentlichkeit präsentiert. Es ist definitiv kein idealer Zeitpunkt. Aber es ist eben wie es ist. Angesichts der momentanen Lage gibt es keinen Grund, mit der Veröffentlichung bis zum nächsten Jahr zu warten. Ist es gut, das Album jetzt zu veröffentlichen? Wer weiß das schon. Du vielleicht? Ich habe aber festgestellt, dass sehr viele Bands dieses Jahr Alben veröffentlicht. Vielleicht funktioniert es für uns.

Aktuell gibt es keine Möglichkeit, reguläre Shows zu spielen. Habt ihr einen alternativen Plan, wie ihr das Album promoten werdet?

Chris: Nur die normale Online-Promo, Interviews wie dieses und Mund-zu-Mund-Propaganda im Underground. Hier in Neuseeland können wir sogar Konzerte spielen. Wir haben eine Releaseshow in unserer Heimatstadt gebucht und werden uns in Kürze nach mehr Shows umsehen. In Neuseeland sind so viele Konzerte gebucht, dass es schwierig ist, freie Termine zu finden.

STÄLKER feiern ihren Namen

Auf der neuen Platte spielt ihr immer noch unnachgiebigen, brutalen Speed Metal. Mit „Stälker“ habt ihr sogar einen Song geschrieben, der als Bandhymne gesehen werden kann. Wie kam die Idee auf, einen Track nach der Band zu benennen und worum geht es in dem Song?

Daif: Ich wollte immer, dass wir so eine Art Theme Song haben. Einer, der den Kern der Band reflektiert. Michael Topper stellt in seinem Essay „The Positive/Negatice Reals Of Higher Densities“ dar, wie die Verdichtung negativer Energien zu Manipulation führt und sich von dem Elend der Menschheit ernährt. Der Poet William S. Burroughs erkundete ähnliche Themen in seiner Geschichte „A One God Universe“.

„Intruder“ startet mit einem Sprachsample, was dem Song eine sehr einzigartige Atmosphäre verleiht. Für mich fühl es sich an, als käme es aus einem Horrofilm. Woher stammt es und wie ist es mit dem Song verbunden?

Daif: Das Sample stammt aus dem ikonischen Horrorfilm „From Beyond“ aus dem Jahr 1986. „Intruder“, ähnlich wie der Song „Stälker“, handelt von der Idee, dass es Lebewesen gibt, die außerhalb unseres Verständnisbereichs agieren. Es geht um Dinge, die wir als Menschen nicht erfassen können. In diesem Fall ist es etwas uraltes und böswilliges. Ich bin mir sicher, die meisten eurer Lesenden werden auch „The Witch“ aus dem Jahr 2015 kennen. Das dort vermittelte Gefühl, dass da draußen im Wald oder in der Luft etwas lauert, das offensichtlich böse ist, hat mich richtig erwischt. Ich habe ein paar der Bilder für den Text von „Intruder“ geborgt, aber anstatt Hörende in das Amerika des 17. Jahrhunderts zu schicken, wollte ich ein Bild der nahen Zukunft malen, in der Dinge genauso unsicher und aufwühlend sind.

Sind das Intro von „Black Majik Terror“ und das Outro von „Holocene’s End“ auch Samples oder habt ihr diese selbst aufgenommen? Und warum habt ihr nicht noch mehr solcher Samples und atmosphärischer Interludes verwendet?

Daif: Yeah, die haben wir natürlich selbst aufgenommen. Wir wollten testen, ob es möglich ist, eine schaurige Atmosphäre zu kreieren und trotzdem richtig Gas zu geben. Es gibt der Intensität einen Kontext. Ein Album, das nur aus musikalischer Gewalt besteht, ist immer ein Risiko, da es irgendwann seinen Effekt verlieren kann und eintönig wird. Die Ohren fangen an, es als Lärm wahrzunehmen. Jetzt, da ich das gesagt habe, muss einmal loswerden, dass ich Noise [Englisch für Lärm] als Genre mag. Damit bin ich als Teenager aufgewachsen. Doch ich persönlich langweile mich heutzutage oft bei Metal, der keine Hook oder das kleine bisschen Extra vorweist. Aber jedem das Seine.

Ein Song, der für mich heraussticht, ist das erwähnte „Holocene’s End“, denn es ist der einzige Song mit einem durchgehend moderaten Tempo. Habt ihr ihn in der Mitte des Albums platziert, um Hörenden etwas Platz zum Atmen zu geben? Und wie strukturiert ihr eure Alben?

Chris: Er sollte entweder am Ende der A- oder B-Seite stehen. Nachdem „Intruder“ die B-Seite beendete, packten wir „Holocene’s End“ ans Ende der A-Seite. Ich dachte immer, er solle ans Ende, aber viele Wege führen nach Rom. Am Ende wollten wir eine Reise, bei der Hörende nach der A-Seite denken, es wäre vorbei, bevor es auf der B-Seite nochmal richtig zur Sache geht.

Schuster bleib bei deinen Leisten

„Black Majik Terror“ bleibt den Wurzeln des Speed Metals weitestgehend treu. Habt ihr mal darüber nachgedacht, mehr zu experimentieren?

Chris: Wir wollen einfach straighten Speed Metal. Doch trotzdem gibt es einige neue Idee. Experimente? Gerne. Aber es muss dem Genre zu 100 Prozent treu bleiben.

Könnt ihr euch vorstellen, andere musikalische Richtungen mit STÄLKER einzuschlagen?

Daif: Ich habe tatsächlich ein Nebenprojekt, das eher wie die ruhigeren Teile von „Black Majik Terror“ und „Holocene’s End“ klingt. Man könnte es STÄLKER Zwei nennen. (lacht)

Die Texte handeln zumeist von Horror und Gewalt. Warum ziehen euch diese Themen an? Habt ihr nicht manchmal das Gefühl, dass das in der Metal-Szene totgeritten wurde?

Daif: Ich sehe diese Themen als zeitlos an. Viele Essays und Bücher wurden über das Bedürfnis einer Katharsis durch laute und schnelle Musik geschrieben. Ich stimme zu, es wurde totgeritten, aber ich merke auch, dass es immer noch das Verlangen nach mehr davon gibt.

Zwischen „Black Majik Terror“ und dem ersten Album „Shadow Of The Sword“ erschien 2019 die Single „Powermad“. Warum das? hattet ihr das Gefühl, diese beiden Songs würden auf dem neuen Album nicht funktionieren?

Chris: Das ist etwas kurios. Eigentlich hatten wir geplant, das zweite Album schon 2018 zu veröffentlichen, doch Touren, Arbeit, Shows und das Leben allgemein sorgen dafür, dass es länger dauerte. Wir wollten 2019 trotzdem etwas veröffentlichen, also haben wir eine EP mit zwei Songs un einem Video gemacht.

23.10.2020

"Irgendeiner wartet immer."

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