The Legion:Ghost
Die Phönix-aus-der-Asche-Nummer

Interview

Während sich Hamburg an einem Samstag im März zwar mit arschkalten Temperaturen, aber dennoch mit feinstem Sonnenschein von einer seiner besten Seiten zeigt, sitze ich auf dem Fußboden der noch leeren Markthalle. Abgesehen von einer Flasche Bier habe ich noch weitere Gesellschaft gefunden. Die Modern Metaler The Legion:Ghost sind ausnahmsweise mal nicht als Touristen in der Stadt, sondern gondeln zusammen mit den Thrash-Metallern EKTOMORF für zwei Wochen durch Europas Clubwelten. Mit in der Reisetasche der Bande befindet sich neben hoffentlich genügend frischer Unterwäsche, auch das neueste Album „With Courage Of Despair“, welches heute am 16.03.2018 offiziell über die Verkaufstresen der Republik wandert. Das bereits im Jahr 2016 erschienene Erstlingswerk „..Two For Eternity“ konnte mit starker Präsenz punkten, „With Courage Of Despair“ soll nun weitere Fragezeichen ausradieren und das Ganze manifestieren. Klaus (Gitarre), Kevin (Gesang) und Markus (Bass) nehmen sich etwas Zeit und erklären mir, wie es ihnen bisher auf diesem Weg ergangen ist. Ein Gespräch bei Bier auf dem Boden der Markthalle über das Suchen und Finden des eigenen Sounds, den eigenen Erwartungen, den Mut zur Verzweiflung, Ängsten im Tourbus und String Tangas.

Guten Tag die Herren. Ihr seid gerade auf der „European Fury“- Tour als Support von EKTOMORF mit an Bord. Wie ist die Stimmung bis jetzt?

Kevin: Die ist richtig gut. Zugegeben, es ist das erste Mal, dass ich in einem Tourbus in so einer engen Koje schlafe. Ich hatte anfangs auch tatsächlich etwas Angst und dachte mir „Oh mann. Was ist, wenn wir jetzt einen Unfall bauen?!“ Ich bin dann in jeder Kurve und bei jeder Bremsung des Busses in der ersten Nacht voll aufgeschreckt. Schon sehr gewöhnungsbedürftig. Es ist echt toll mit den Jungs jetzt zwei Wochen so eine Tour fahren zu können, weiter zusammenzuwachsen, viele Konzerte zu spielen, neue Leute kennen zulernen.

Wie würdet ihr denn jemanden, der euch noch nicht kennt, generell THE LEGION:GHOST beschreiben?

Kevin: Ich persönlich würde die Band als eine moderne Metal-Band mit einem modernen Soundgewand beschreiben, die sich aus vorwiegend modern gehaltenen Metalgenres verschiedener Einflüsse bedient. Hauptsächlich dabei im Melodic Death, aber auch im Core-Bereich. Wir erfinden damit das Rad sicherlich nicht neu, trotzdem finde ich, ist bei THE LEGION: GHOST für jeden etwas dabei. Deshalb kommen wir eigentlich auch bei einem sehr unterschiedlichen Metalpublikum gut an. Natürlich nicht bei allem, aber doch bei vielen.

Wie würdest du deiner Oma die Band beschreiben? Die hat es ja sicher eher nicht so mit Melodic Death und Modern Metal?

Markus (lacht): Die Oma vom Kevin kennt die Band sehr, sehr gut. Aber das ist echt eine schwierige Frage. Ich glaube ich würde es meiner Oma, die leider nicht mehr lebt, in etwa so erklären, dass sich das Genre Heavy Metal im Laufe der Zeit ständig verändert, sich transformiert und weiterentwickelt und wir in einem Teil der Geschichte beginnen einzugreifen, wo es für mich derzeit modern erscheint, modern klingt. Diese Komponente ist hauptsächlich bei uns durch den Sound begründet aber auch dadurch, dass wir im Composing vertracktere Elemente zulassen und uns mal etwas Ungrades trauen. Das gibt dem Ganzen ein aktuelleres Gewand, als es früher beim klassischen Metal üblich war.

Kevin: Dazu würde ich gerne noch ergänzen, dass wir hier auf keinen Fall von Tech-Metal reden, der ja auch aktuell ganz stark vertreten ist. Dieses Supervertrackte steht bei uns nicht im Vordergrund. Wir nehmen einfach die bekannten Elemente des Metals und mixen diese zu etwas Neuem zusammen.

Besagtes Neues oder besser die neue Platte heißt übersetzt „Mit dem Mut zur Verzweiflung“. Was bedeutet der Titel persönlich für euch und was hat euch das letzte Mal so richtig zum Verzweifeln gebracht?

Markus: Für mich persönlich ist der Mut zur Verzweiflung sehr wichtig. Wenn du den Mut hast zu verzweifeln, und diese Verzweiflung auch ausleben kannst, hast du dadurch auch die Möglichkeit wieder Kraft zu schöpfen, ein neues Pflänzchen zu pflanzen, welches dann wieder Frohsinn hervorbringen kann. Dieses Zulassen der Verzweifelung halte ich für ganz, ganz wichtig.

Kevin: Es ist schon so ein bisschen diese „Phönix aus der Asche“- Nummer.

Klaus: Also so wirklich arg verzweifelt war ich ehrlich gesagt noch nie.

Also muss sich die Allgemeinheit nicht um dich sorgen?

Klaus: Also die verzweifelste Situation, an die ich mich erinnere, war als meine Exfreundin mich damals verlassen hat und das ganze Mobilar der Wohnung mitgenommen hat. Ich musste zwei bis drei Wochen von Papptellern auf dem Fußboden essen (lacht). Aber das war eigentlich eher lustig. Ich hab es mit Humor genommen.

Ist euch das Album denn leicht von der Hand gegangen?

Markus: Die Songs für „With Courage Of Despair“ sind im Laufe des vorherigen Albumzyklus („„..Two For Eternity“„) entstanden. Uli, unser Gitarrist hat sich nebenbei immer wieder Neues ausgedacht, neue Ideen gesammelt und uns vorgelegt. Daraufhin haben wir an den einzelnen Tracks gemeinsam so lange gearbeitet, bis das Endprodukt stand.

Kevin: Man kann das eher so beschreiben: Am Anfang war es halt sehr entspannt und sehr cool, aber als dann die Vorproduktion stand, wurde es schon sehr hektisch bei uns.

Markus: Ja, irgendwann drückt dann die Zeit, wenn erstmal ein Releasedatum steht, dann wird es gerne schon mal hinten heraus etwas knapp bei uns. Wir trödeln manchmal halt gerne etwas herum (lacht).

Kevin: Ja, oder wir sind dann spontan doch mir irgend etwas nicht zufrieden und ändern noch fix etwas. Das ist nie so ganz einfach.

Ihr habt es bei diesem Release durchaus einfacher haben können. Ihr habt euch aber dazu entschlossen vom Artwork bis hin zum Mastering alles alleine umzusetzen. Warum der harte Weg ?

Markus: Ja tatsächlich haben wir uns für den schwierigen Weg entschieden, aber eigentlich aus einem relativ pragmatischem Grund: wir wollten dieses Mal die absolute Kostenkontrolle, das muss man einfach mal ehrlich sagen. Wir wollten das Geld etwas zusammenhalten und das, was wir dabei eventuell einsparen für anderes verwenden, wie z.B. eine Tour.

Kevin: Richtig. Gleichzeitig sind aber auch die Fähigkeiten von Uli, unserem Gitarristen und Ben, unserem Drummer, durch die ganzen Vorproduzierungen einfach derartig gewachsen, dass wir es uns erlauben konnten, alles selbst zu übernehmen. So hatten wir neben der Kostenkontrolle auch eine viel größere Kontrolle über das Endergebnis. Ich glaube, wenn man es an Fremdanbieter abgibt, besteht die Gefahr, dass man nicht ganz so kritisch ist und sich schneller zufrieden gibt. Aber wenn man alles selbst in der Hand hat, geht man sehr viel kritischer damit um.

Markus: Dadurch bekommt man die Möglichkeiten viel mehr ins Detail zugehen. Das kann sicherlich aber auch schief gehen, wenn man sich zu sehr darin verliert.

Nach meinem Empfinden habt ihr diesmal die Songs noch stärker aufgebrochen, klingt dreckiger und spielt mit mehr Elementen aus der Heavy Metal-Schublade. War das forciert um sich aus der Masse abzuheben? Um mehr aufzufallen und sich mehr vom typischen Core zu entfernen?

Kevin: Die meisten Musiker verarbeiten ja schon das, wo sie sich selber gerade musikalisch wiederfinden. Ich glaube, wir haben irgendwann aufgehört, jeden einzelnen Entwicklungsschritt des Metals mitzugehen und für uns einen eigenen Weg gefunden Metal zu interpretieren. Das bedeutet vielleicht, dass wir im Vergleich zum reinen Core, weniger moshbarer sind, dafür spielt bei uns das Headbangen und Zuhören bei Konzerten eine größere Rolle.

Markus: Du kommst irgendwann als Musiker an den Punkt, wo du einen gewissen Anspruch gewährleisten willst und möchtest. Mir ist es dann nicht so wichtig, in einen Song zehn Breakdowns zu verpacken, nur weil es am Ende vielleicht tanzbarer ist. Weniger ist da oftmals mehr.

Was ist eure Motivation auf den sprichwörtlichen grünen Zweig zu kommen in der Szene? Um weiterzukommen?

Klaus: Also ich glaube primär ist für uns nicht das Ziel etwas bestimmtes zu schaffen oder zu erreichen. Wir machen einfach dass, worauf wir Bock haben und wenn wir damit Erfolg haben sollten ist das ein schöner Nebeneffekt. Wir würden und werden uns nicht verbiegen, um Erfolg zubekommen.

Kevin: Letzendlich bringt es nichts irgendwelchen Trends zu folgen. Man kann nur in etwas wirklich gut sein, wenn man authentisch bleibt. Wir wollen uns nicht auf Biegen und Brechen irgendwo hereinzwängen lassen.

Kevin, du bist hauptsächlich für den Text verantwortlich. Achtet ihr denn bei den Lyrics darauf, dass es zeitgemäß ist und bekommst du von den anderen Jungs auch mal gesagt: „Sorry, nicht so cool jetzt deinen letzten Einkaufszettel zu vertonen?“

Kevin: Also was die Songtexte angeht, bin ich echt total frei. Die anderen vertrauen mir da schon. Ich selber merke irgendwie meistens erst im Nachhinein, dass ich damit etwas ausdrücken möchte. Ich baue im Laufe der Zeit erst richtig Beziehung zu den einzelnen Songs auf. In der Vorproduktion setze ich meistens erstmal so Nonsense-Vocals ein, um ein Gefühl für die Rhythmik des Tracks zu bekommen. Bei dem was ich da dann so heruntersinge, bekommt jeder in der Band so sein Fett weg (lacht).

Da wären wir also beim vertonten Einkaufszetttel?

Kevin (lacht): Ja in etwa. Aber das halt nur bei der Vorproduktion. Erst danach baue ich mir die wirklichen Texte dazu. Anfangs sind es nur kleine Momentaufnahmen, zu denen ich nach und nach dann eine Beziehung aufbaue. Die Lyrics entstehen schon sehr intuitiv aber sie entwickeln sich erst so richtig, nachdem sie geschrieben wurden. Gesellschaftskritischen Themen sind mir persönlich alleine durch meine tägliche Arbeit mit psychisch kranken Menschen und meinem Studium „Soziale Arbeit“ sehr wichtig und auch beim Thema Medien kann ich mich sehr gut aufregen. Deutsche meckern ja gerne mal und das tue ich dann halt im Songtextformat.

Da vertonte Einkaufszettel und Nonsense eine sehr schöne Überleitung sind und das geschäftige Gewusel in der Location langsam zunimmt, spielen wir noch eine Runde. Die Jungs müssen spontan auf einen Satz oder ein Wort antworten. Spielen mag jeder. Auch die Menschen von THE LEGION:GHOST, also 1.. 2…3.. Go !

Mein lieber Schwan (in Anlehnung an „Swansong“/ „With Courage Of Despair“):

Alle lachen. Kevin (dann ernster): Ja, meine Freundin.

Song, der immer persönlich Bedeutung haben wird und mir immer nahe gehen wird:

Markus: Das gibt es Unmengen. Aber ich sage dir einen: Der Song „Großvater“ von der Band „STS“.

Die anderen aus der Band denken, ich wäre…..

Kevin: Eine Diva.

Markus: Eine Bombe mit kurzer Lunte.

Kevin: Lunte? Du meinst Zündschnur (mit wandernden Blick und natürlich darauf folgendem Gelächter in der Runde).

Markus: Egal. Sexbombe mit kurzer Lunte.

Klaus: …der Nachwuchs der neuen Partyfraktion.

Zuhause…

Kevin: ….habe ich ein weiches Bett. Und es bewegt sich nicht.

Markus: ….is where my heart is.

Klaus: Das wollte ich auch gerade sagen.

String Tanga

Markus:…is where my heart is.

Der beste Rat

Markus: Oh, da wüsste ich tatsächlich einen. Mein Papa hat mir mal geraten: Lass´niemals eine Frau in deine Band (lacht).

F60.0 (in Anlehnung an „F60.0″/ „With Courage Of Despair“)

Kevin: Als Pseudo-Diagnose für mich selbst, die eine meiner größten Schwächen überspitzt darstellt.

Mama ist stolz, weil…

Klaus: Die Frage ist, ist sie überhaupt stolz?

Markus: Ich möchte meine Mama kurz anrufen (lacht). Ich glaube, sie ist stolz, weil ich meinen eigenen Kopf habe, mein eigenes Ding mache und sie mir das auch so beigebracht hat.

Fön

Kevin: ….Fön is where my heart is

Traumgig

Klaus: Support bei KREATOR

Markus: Das unterschreibe ich.

Das war es dann auch schon Jungs. Hervorragend.  Vielen lieben Dank. Die letzten Worte an die metal.de-Leser gehören euch.

 

 

Quelle: The Legion: Ghost
16.03.2018

It`s all about the he said, she said bullshit.

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