Vyre
Interview mit KG Cypher zu "The Initial Frontier Pt. 1"

Interview

Vyre

Mit ihrem erstklassigen Debütalbum „The Initial Frontier Pt. 1„, welches über Supreme Chaos Records veröffentlicht wird, begeistern die ehemaligen (G)EIS(T)-Mitglieder KG Cypher, Hedrykk und Zyan mit wunderschönem, modernem Avantgarde Black Metal und Science-Fiction-Konzept. Das komplexe, dynamische Werk besticht durch seine futuristische Atmosphäre, den spannenden Songaufbau sowie die starken Melodien. Was dahintersteckt, klärten wir mit Sänger KG Cypher.

Bitte stell doch zuerst einmal VYRE vor! Wer seid ihr, wann und wie kam es zu der Bandgründung? In welchen anderen Bands wart bzw. seid ihr aktiv?

VYRE wurde 2011 gegründet und besteht derzeit aus:
Hedrykk – Gitarre
Zyan – Gitarre
Tmax – Bass
Android – Drums
Doc Faruk – Synth
KG Cypher – Gesang und Geschrei, Geröchel und Gebrüll
Nostarion – Cello
Martin Wiese – Keys und Orchester (Aufnahmen)
Atom Phantom – FX (Aufnahmen)

Die Bandgründung erfolgte, wie sollte es auch anders sein, um eine kreative Idee in die Tat umzusetzen.

Aktivitäten in anderen Bands haben sich über die Jahre so viele angehäuft. Darum hier eine kleine Auswahl der Bands und Projekte, in denen ein oder mehrere von uns fest oder einmalig in verschiedenen Positionen tätig waren oder sind:

LOST WORLD ORDER, POWERGAME, EÏS/GEÏST/EISMALSOTT, NEGATIVVM, UNRU, THE TRUE ARMAGEDDON, FLUORYNE, DÄMMERFARBEN, DYSTERTID, ENID,…

Wofür steht eigentlich euer Bandname VYRE?

Der Name hat für uns keine unmittelbare Bedeutung. Ich finde das Wort faszinierend seit ich es zum ersten Mal in einem Computerspiel gelesen habe. Das klingt sehr banal, ich weiß. Dennoch blieb das Wort hängen. Nicht wegen seiner Bedeutung, die sich an das Wort und den Sinn des „Vampyre“ annähert: Etwas auszusaugen. Vielmehr haben mich der Klang und vor allem das Schriftbild fasziniert. Das Wort ist einfach, prägnant, hat etwas mystisch Altertümliches, aber auch etwas sehr Modernes. Das macht das Wort sehr flexibel in seinen Assoziationen und gibt uns die Möglichkeit, es mit Bedeutung zu füllen. Der Name VYRE kann also für alles stehen, was wir jetzt oder in Zukunft machen. Je mehr Gewicht unser Schaffen hat, desto mehr Gewicht bekommt das Wort.

Euer Stil wird als interstellarer Avantgarde Black Metal bezeichnet. Bitte erkläre uns diesen Begriff genauer! Weshalb habt ihr euch für diesen besonderen Stil entschieden?

Interstellarer Avantgarde Black Metal. Klingt sehr gut. Ist aber nur die halbe Wahrheit und wäre auch so nicht von uns (bzw. mir) gewählt worden. Ich glaube, das kommt aus dem Pressetext des Labels. Ich kann damit leben, aber ich finde das zu komplex. Ich nenne VYRE Sci-Fi Metal. Die Texte sind Science Fiction, die Musik Metal. Dass wir gewisse Black Metal Elemente haben, ist mir natürlich klar. Meine Stimme, vereinzelte Blast Beats, einige Riffs. Genauso haben wir aber auch Heavy Metal und sogar eindeutige Stadion Rock Anleihen hier und da. Wir machen einfach, was uns gerade gefällt, und unserer Meinung nach notwendig für die Atmosphäre der Songs ist.

In welchem Zeitraum entstanden die Stücke zu eurem Debütalbum „The Initial Frontier Pt. 1“? Wie entstehen bei euch neue Songs, gemeinsam im Proberaum?

Bis auf einige Riffs, die schon seit langer Zeit auf eine Verwendung warten, wurden alle Songs im Zeitraum von etwa zwei Jahren vor den Aufnahmen geschrieben. Der Großteil der im Song verwendeten Elemente wird in Heimarbeit vorbereitet und dann im Proberaum im Bandgefüge zu fertigen Songs veredelt. So lange Stücke komplett im Proberaum zu schreiben, stelle ich mir unheimlich schwer vor. Diese Arbeitsweise hat sich für uns, und ich glaube auch viele andere Bands unserer Zeit, bewährt. Die ganzen Homerecording-Möglichkeiten, die einem heute geboten werden, vereinfachen diesen Prozess natürlich.

Ich hatte in meinem Review geschrieben, um den Leuten einen Anhaltspunkt zu geben, dass euer Album so ähnlich klingen könnte, würden ARCTURUS, TODTGELICHTER, LUNAR AURORA, MANES, DØDHEIMSGARD, NOCTE OBDUCTA, EIS und IHSAHN gemeinsam musizieren. Kannst du mit diesen „Vergleichen“ leben? Was sind deine/eure hauptsächlichen musikalischen Einflüsse?

Bis auf eine Band kann ich mit diesen Vergleichen natürlich sehr gut leben. Ich werde natürlich einen Teufel tun und verraten, wer diese eine Band ist. Ich denke aber auch, dass gerade MANES und DØDHEIMSGARD um einiges progressiver bzw. aggressiver an die Musik herangehen. Wir versuchen nicht, die Grenzen einzureißen, wir wollen sie nur ein wenig dehnen, so dass wir hinein passen. Das passiert auch eher unbewusst und ist nicht erklärtes Ziel. Deshalb finde ich es auch schwierig, uns der Avantgarde zuzurechnen. Was die musikalischen Einflüsse angeht, kann ich nur von mir sprechen. Die sind allerdings so mannigfaltig, dass ich sie gar nicht genau benennen kann. Meine „Sozialisation“ mit Black Metal in den Neunzigern ist natürlich für einen wesentlichen Teil verantwortlich, vor allem für die Instrumentierung. Darüber hinaus beeinflusst mich eigentlich alles, was ich bewusst oder unbewusst höre. Ich arbeite als Tontechniker mit sehr verschiedenen Musikern aus allen Bereichen der Musik zusammen, und von jedem Konzert nehme ich irgendwas mit. Die genannten ARCTURUS haben mich aber sicher bestärkt, mich dem Thema Science Fiction mit Metal zu nähern.

Es soll ja einen zweiten Teil geben. Sind hier schon Musik und Texte fertig? Was kannst du uns über dieses Album erzählen?

Sowohl die Musik als auch die Texte sind fertig. Beide Alben sind zusammen aufgenommen worden. Sie sollten auch zusammen gehört werden, sobald es denn möglich ist. Eine Teilung war vor allem wegen der Spielzeit nötig. Im Prinzip geht es auf „The Initial Frontier Pt. 2“  einfach weiter, bis alles gesagt ist.

Inhaltlich sollen sich die Texte um ein Konzept drehen, welches an Science Fiction Lektüre erinnern soll. Bitte erkläre uns genauer, was dahintersteckt!

Unsere organische und eine fiktive anorganische Zivilisation treffen an einem Punkt ihrer Geschichte aufeinander. Alle Texte der beiden Alben lassen sich in diesem Kontext interpretieren, wobei nicht bei allen Texten derselbe Maßstab angelegt wird. Einige erzählen von den Ängsten einzelner, andere von globalen oder eben interstellaren Konflikten. Was die einzelnen Songs auf eventuell vorhandenen Meta-Ebenen aussagen sollen, bitte ich jeden selbst zu interpretieren.
Sollte sich ein fähiger Hobby-Sci-Fi Autor finden, könnte ich mir gut vorstellen, die ganze Geschichte auch mal erzählen zu lassen. Ich selber habe leider gar keine Ahnung vom „Schreiben“ von Belletristik.

Beim letzten Song „Miasma“ stehen deutscher und englischer Gesang nebeneinander. Wieso?

Im speziellen Beispiel „Miasma“ hat der Song zwei erzählerische Ebenen. Die verschiedenen Sprachen boten sich an, diese Ebenen zu trennen. Vielleicht ist es auch eine kleine Reminiszenz an das, was ich die letzten Jahre vornehmlich „gesungen“ habe. Ich finde Englisch die weitaus musikalischere Sprache. Deutsch hingegen eignet sich hervorragend, um Akzente zu setzen. Außerdem hat es sich richtig angefühlt – und das ist in 90% aller Fälle die treibende Kraft hinter unseren musikalischen Entscheidungen. Diese deutschen Akzente werden immer wieder auftauchen. Englisch wird aber die hauptsächlich gesungene Sprache bleiben.

Was fasziniert dich am Weltraum? Was an Science Fiction?

Gegenfrage: Was fasziniert am Weltraum nicht? Der Weltraum ist überwältigend groß, voll von unglaublichen Phänomenen und extremen physikalischen Vorgängen, von beeindruckender Schönheit, erdrückender Leere und er bietet eine gesunde Perspektive auf unsere unwichtigen irdischen Belange.

Science Fiction ist für mich die Sehnsucht nach einer anderen Welt. Einer Welt mit verschobenen Prioritäten. Selbst einige der Dystopien haben etwas Erstrebenswertes, da die niederen Beweggründe, mit denen in unserer Zeit auf unserem Planeten die schrecklichsten Gräueltaten gerechtfertigt werden, ad absurdum geführt werden. Es ist gut, sich vor Augen zu führen, was wir erreichen könnten, und es ist gut, mal zu sehen, was uns erwartet, wenn die Scheiße einmal wirklich auf den laufenden Ventilator trifft. Außerdem mag ich Raumschiffe, Lichtschwerter, Phaser, Roboter, Plasmakanonen, Todessterne, Helden und Schurken.

Wie verliefen die Aufnahmen im Studio? Welche Gäste hattet ihr dort, und welchen Beitrag hatten diese?

Wir haben uns aus verschiedenen Gründen für zwei Studios entschieden. Auf Grund unserer sehr guten Erfahrungen mit Jörg Uken’s Soundlodge, gerade was Schlagzeug- und Gitarrenaufnahmen angeht, war es eine logische Entscheidung, diese dort aufzunehmen. Außerdem hat er auch im Mix bei LOST WORLD ORDER immer einen tollen Job gemacht. Also ging der Zuschlag für Mix und Master auch an ihn.

Aufgrund von diversen noch einzulösenden Gefallen und seiner überragenden musikalischen Finesse haben wir den Rest bei Martin Wiese (ENID) im Aurora Musiklabor aufgenommen. Er war extrem hilfreich dabei, meine Ideen für die Orchestrierung auf das Band zu bringen. Ich brauchte nur mitzusummen, was mir vorschwebte, und schon war es aufgenommen. Im Prinzip in Echtzeit. Sehr beeindruckend. Weiterhin ist er eine ausgemachte Kapazität was Gesangsaufnahmen und Gesangstechnik angeht. Großes Plus: Er besitzt ein Brauner Mikrofon.

Als Gäste waren also der zuvor genannte Martin Wiese an den Tasten und Nostarion von DÄMMERFARBEN / DYSTERTID, der in Zukunft auch zur Live-Besetzung gehört, am Cello. Wir haben gesprochene Passagen von Albert Einstein, und einen Chorus gesungen von einem Cyberman (auf TIF2). Soviel zu den Gastmusikern. 

Bei dreien von euch handelt es sich um ehemalige GEIST/EIS-Mitglieder. Weshalb kam es eigentlich aus eurer Sicht zu der Trennung?

Was soll ich dazu sagen? Musikalische Differenzen? Ich finde das ziemlich unüberhörbar.

Was ist für dich die Essenz des Black Metals?

Satan.

Was steht in nächster Zeit mit VYRE an?

Wir hoffen es ergeben sich einige Konzerte. Im April soll es bei Stuttgart ein Festival mit unserer Beteiligung geben, im August sind ein paar Tour-Termine in Aussicht. Etwa im Mai hoffen wir den zweiten Teil von „The Initial Frontier“ zu veröffentlichen. Wir würden auch gerne etwas Visuelles produzieren. Konkrete Pläne gibt es dahingehend aber noch nicht.

Vielen Dank für das Interview! Die letzten Worte gehören dir!

Ich danke für die Gelegenheit, uns vorzustellen.

Nwûl tash.
Dzwol shâsotkun.
Shâsotjontû châtsatul nu tyûk.
Tyûkjontû châtsatul nu midwan.
Midwanjontû châtsatul nu asha.
Ashajontû kotswinot itsu nuyak.
Wonoksh Qyâsik nun.

23.11.2013

Geschäftsführender Redakteur (stellv. Redaktionsleitung, News-Planung)

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