Fasan Alarm Tour 2025
Kupfergold live in Stuttgart 2025

Mit dem fetzigen Titelsong ihres aktuellen Albums „Fasan Alarm“ legen die Rheinländer ein amtliches Tempo vor und bringen die Menge quasi sofort zum Johlen und Gurren. Natürlich ist Sängerin Bonnie Banks im tief ausgeschnittenen Schuppenpanzer und mit Blumen im Haar der offensichtliche Blickfang von KUPFERGOLD. Nicht weniger stilsicher zeigt sich aber Bassist Kai der Hai, der den 70er-Jahre-Porno-Chic mit Nietenweste, Vokuhila und akkurat getrimmter Rotzbremse ziemlich amtlich und dabei überraschend unpeinlich rockt. Bei der LARP-verdächtigen Folk-Hymne „Grüner Drache“ wirken hingegen die Hippie-Montur der Gitarristen Eric Rhymes und Flint Stone oder gar der barbareske Pelzbehang von Drummer Bummbummbasti wesentlich angemessener.

Spätestens als Bonnie Banks zwischen den Songs anfängt, Tee zu gurgeln, wird deutlich, dass das Tourleben seinen Tribut von der Sängerin gefordert hat – sie ist heute krank, muss immer wieder zu den praktischerweise im eigenen Dekolleté verstauten Taschentüchern greifen und wirkt ein wenig blaß um die Nase. Stimmlich hingegen gibt sie sich kaum eine Blöße und demonstriert auch heute eindrucksvoll, auf welch überragendem Level sich ihr Gesang inzwischen bewegt. Bevor das Lobgehudel nun aber allzu schöngeistig wird, untermauern KUPFERGOLD ihren teilweise arg derben Charme – die Band bezeichnet den eigenen Musikstil augenzwinkernd als „Assi-Folk“ – mit einer „Arsch und Titten!“-Singspieleinlage und einem illustren Reigen an zotigen Trinkliedern. Natürlich darf bei „Der Metmeister“ der Träger dieses Ehrentitels vom Merch-Stand auf die Bühne kommen und demonstrieren, wie er „aus jeder Körperöffnung“ eine Flasche goldenen Mets für seine durstigen Bandkollegen zum Vorschein bringen kann – wohl bekomm’s!

Eric Rhymes‘ Frage „Wie steht ihr zum Thema Alkohol?“ erntet erwartungsgemäß lautes Gejohle und wird mit einem augenzwinkernden „Das ist sehr bedenklich und ihr solltet euer Leben überdenken!“ quittiert. Doch soll es heute nicht nur um hochgeistige Getränke gehen, auch die Fleischeslust kommt bei KUPFERGOLD nicht zu kurz. Bonnie Banks nutzt die in „Zum goldenen Rammler“ besungenen Liebesabenteuer der Schandmaid Rosie, um reihum ihre männlichen Mitmusiker charmant und lustvoll durch den heißen (!) Kakao zu ziehen. Als Meerjungfrau bleibt ihr – ohne Schritt! – hingegen nichts anderes übrig, als die angehimmelten Knasterbärte lediglich zum Schmusen an ihren „Muschelbusen“ zu ziehen. Dank der exzessiv genutzten Mini-Seifenblasen-Kanone dürfen sich KUPFERGOLD hier über „das sauberste Publikum seit langem“ freuen – zumindest was die vordersten Reihen angeht.

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Nach einem bandinternen Instrumentenwechsel wird es mit der Piano-Ballade „Rammlerina“ kurzzeitig etwas ruhiger, doch natürlich geht es im Anschluss wieder in die vollen und zwar „Met Kasalla uss Valhalla“. KUPFERGOLD verstehen sich eben auf eine saubere Gesamtchoreographie, egal ob sie den „Heiligen Bimbatz“ in Mönchskutte und unter übereifriger Cajon-Verehrung beschwören oder die „Koboldkeilerei“ im Zugabenblock als wilde Mischung aus Polonaise und Moshpit von einem grüngewandeten Goldtopfträger anführen lassen. Kein Wunder also, dass sich die Band längst eine treue Fanschar erspielt hat, die das „Lichtermeer“ mit zuvor vom Fanclub verteilten LED-Wedeln erstrahlen lassen und nach dem höchst faschingsverdächtigen „Bienenhaus“ als kleine Summer-Breeze-Reminiszenz den Zugabenblock mit „Auf die Main!“-Rufen einfordern. Das absolute Interaktions-Highlight stellt jedoch das selbstgemalte Schild dar, das ein (für etwa die Hälfte der Texte definitiv zu) junger Fan der sichtlich gerührten Bonnie Banks überreicht, die ihre Dekolleté-Taschentücher nun zweckentfremden muss, um einige spontane Tränchen wegzuwischen.

Vor 22 Uhr – und damit natürlich viel zu früh – neigt sich die KUPFERGOLD-Show ihrem Ende zu. Von Krankheit keine Spur stimmt Bonnie Banks für das große Final-Medley das schottische Traditional „The Parting Glass“ a cappella an. Wer hier keine Gänsehaut kriegt, muss taub sein, diese Frau ist wahrlich eine stimmliche Urgewalt! Doch genug mit Besinnlichkeit, die kurz angespielten Cover-Versionen von unter anderem „La Bamba“ und „Hips Don’t Lie“ lassen die Party endgültig eskalieren, was schließlich in den Psycho-Andreas-Gedächtnis-Nonsense-Song „Es ist Obst im Haus“ mündet, zu dem auch die BÜCHSENSPECHTe mit einem ausgestopfter Marder die Bühne entern. Ein grandioser Abschluss für eine fantastische Show, die den Status der Band als geiler heißer Scheiß der Stunde nachhaltig untermauert. Und auch wenn uns KUPFERGOLD bei ihrer Bandhymne „Kupfer und Gold“ dreist ins Gesicht lügen, dass Kupfer und Gold „das härteste Zeug im Periodensystem“ wären, verzeihen wir der Band gerne und freuen uns schon auf weitere Shows, sei es im Dezember bei den „Eisheiligen Nächten“ mit SUBWAY TO SALLY oder kommendes Jahr im Vorprogramm von VERSENGOLD.

Text: Sonja & Florian Schörg // Fotos: Stefan Thiel

Setlist KUPFERGOLD

– Fasan Alarm
– Grüner Drache
– Und ’n Tripper
– Der Metmeister
– Muschelbusen
– Zum goldenen Rammler
– Rammlerina
– Met Kasalla uss Valhalla
– Rammlerbräu
– Heiliger Bimbatz
– Der Klügere Kippt Nach
– Zombie Malone
– Lichtermeer
– Das Bienenhaus

– Kupfer Und Gold
– Koboldkeilerei
– Medley
– Es ist Obst im Haus