Abbath - Outstrider

Review

Ein bisschen über drei Jahre nach seinem selbstbetitelten Debüt kehrt ABBATH (u. a. IMMORTAL u. I) in voller Albumlänge zurück auf die schwarzmetallische Bildfläche. Das Drama, das sich im Zuge der Veröffentlichung des Debüts um das Lineup abgespielt hat, scheint vergessen angesichts des hier vorliegenden „Outstrider“, auf dem sich Olve Eikemo mit runderneurtem Lineup bestehend aus Ole Andre Farstad, Ukri Suviletho und Mia Wallace präsentiert – und über den Namen der letztgenannten haben sich „Pulp Fiction“-Fans bereits zu genüge amüsiert.

ABBATH zum Zweiten

Die Grundpfeiler seines Sounds sind dadurch nicht ins Wanken geraten. Zunächst einmal klingt ABBATH am Mikrofon natürlich aufgeweckt wie eh und je. Auch die Songs per se können was: Der Opener „Calm In Ire (Of Hurricane)“ versieht seinen Black Metal mit einer massiven Epic-Kante – und das mit Erfolg. Ein dramatisches Motiv, das durch eine akustische Gitarre dominiert wird, baut ordentlich Stimmung auf und mündet in ein melodisches, erhabenes Riff, das mehr klassischen Metal als Black Metal suggeriert. Dass der Norweger seine IMMORTAL-Wurzeln abzuschütteln sucht, etablierte er natürlich schon auf dem Debüt, dennoch erfrischt dieser gelungene Opener.

Ein ärgerliches Problem offenbart sich allerdings hier schon, spätestens aber beim folgenden „Bridge Of Spasms“: Der Sound ist nicht gerade ausgeglichen. Ob es daran liegt, dass die Gitarren zu dick auftragen oder dass das Schlagzeug zu dünn abgemischt ist, obliegt wohl dem Ohr des Betrachters. Auf der einen Seite hätte dem Schlagzeug etwas mehr Wucht gut getan, auf der anderen Seite steht die Gitarre derart penetrant im Vordergrund, dass der Gesang gerne mal in deren Lärm untergeht. Vermutlich ließe an beiden Schrauben gewinnbringend drehen, sodass das Schlagzeug mehr Kante zeigt und die Gitarren das Geschehen nicht überlagern.

„Outstrider“ glänzt durch Songs, weniger durch Ästhetik

Dabei liegt es nicht einmal an den Songs von „Outstrider“. Die gefallen nämlich durchweg, ob es das erwähnte „Bridge Of Spasms“ mit seinen dissonanten Riffs im Mittelteil ist, oder die drückende Aggression von „Land Of Khem“, das sich als herrlich bollernder „No Fucks Given“-Stampfer präsentiert, dem auch das später folgende „Hecate“ in nichts nachsteht. „Harvest Pyre“ weist dank markanter Arbeit an der Rhythmusgitarre einen starken Fokus auf Grooves auf, die für eine nackenbrechende Hook sorgen. Und der Rausschmeißer „Pace Till Death“ wütet sich fast schon in thrashiger Manier durchs Geäst und wartet mit einem Solopart auf, der auf herrliche Weise überzogen ist.

Hier hätte man den Sound einfach noch etwas aufräumen sollen, dann wäre „Outstrider“ locker auf dem Niveau seines Vorgängers gewesen. Die Songs gehen insgesamt recht gut ins Ohr und an frischen Ideen sowie an Abwechslung mangelt es auch nicht, an Hooks sowieso nicht. ABBATH verliert sich keineswegs in Selbstzitaten und beschreitet den eingeschlagenen Pfad konsequent weiter. Allein dieser oberflächliche Schnitzer hält „Outstrider“ davon ab, noch größer zu sein.

15.07.2019

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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