Acanthus - Pay For Impressions

Review

Kurz kam der Gedanke auf, wir hätten aus Versehen NIGHTWISHs „Oceanborn“ aufgelegt, denn ACANTHUS aus Tübingen bedienen sich deutlich bei ihren finnischen Vorbildern. Die 2022 gegründete Symphonic-Metal-Band legt mit „Pay For Impressions“ ihr Debütalbum vor und bietet eine Stunde lang eine Version des Genres, wie wir sie vor 20 Jahren am häufigsten hörten. Ist die Platte ein reiner Nostalgie-Trip oder setzt der Fünfer in diesem umkämpften Genre eigene Akzente?

ACANTHUS haben das Einmaleins des Symphonic Metal studiert

Fronterin Lilli Janz bewegt sich auf „Pay For Impressions“ stimmlich zwischen einer jungen Tarja Turunen und Sabine Edelsbacher von EDENBRIDGE. Neben NIGHTWISH dienen auch die Österreicher als Inspirationsquelle. Selbst der Albumaufbau wirkt vertraut: Harte und softere Stücke wechseln sich ab, am Ende steht der obligatorische Longtrack.

Dennoch machen ACANTHUS auf ihrem Debüt vieles richtig. Die Lieder sind abwechslungsreich, die Produktion druckvoll und nicht überladen. Die orchestralen Elemente klingen natürlich und sind geschickt eingesetzt – den Fehler, „Pay For Impressions“ mit zu vielen Spuren zu überfrachten, vermeiden die Tübinger. Für den nötigen Schuss Härte sorgt Keyboarder Alexander Thiel mit pointierten Growls, während die Gitarren präsent bleiben und nicht im Hintergrund verschwinden.

Die Songs tragen teils skurrile Namen wie „Jiyan“ oder „Bamborderlined“, wirken aber abwechslungsreich und integrieren unaufdringliche Folk-Elemente oder leichten Jahrmarkt-Flair. Geschickte Tempowechsel und intelligente Strukturen verhindern Langeweile. Neben modernen Synthie-Sounds im „Century Child“-Bombast gibt es auch einen poppigen Singletrack. Growls und Doublebass-Drums erinnern an EPICA und erweitern das Klangbild.

Wer sich von allen Facetten der Band in kurzer Zeit überzeugen will, sollte den abschließenden Longtrack „Death Of The Fox“ hören, der von Bombast bis zur zerbrechlichen Ballade, vom Soundgewitter bis zur Pianopassage alles bietet.

„Pay For Impressions“ ist ein Debüt mit großen Vorbildern

Vieles auf ACANTHUS‘ Debütalbum haben wir in ähnlicher Form schon gehört. Dennoch ist „Pay For Impressions“ eine wohltuende Zeitreise in die Ära, in der NIGHTWISH noch keine Arenen füllten und EDENBRIDGE mit Alben wie „Shine“ oder „The Grand Design“ ihren Zenit erreichten. Man darf gespannt sein, wie sich diese junge Band entwickelt.

09.09.2025

Redakteur für alle Genres, außer Grindcore, und zuständig für das Premieren-Ressort.

Exit mobile version