Agents Of Man - Count Your Blessings

Review

„Ja, meine sehr verehrten Damen und Herren, Sie haben gerade rechtzeitig zum heutigen Spielabend eingeschaltet … ich begrüße Sie herzlich und bin mal so frech, Ihnen eine launige Zeit zu versprechen. Die Location ist bis zum letzten Stuhl besetzt, die Stimmung könnte besser nicht sein …ach, was sag ich, die ist jetzt bereits besser als beim FC vor zwei Wochen.

Ja, da laufen sie ja auch schon auf, die wackeren Streiter…
Und was ist das für ne Mannschaft! Fünf quer– bis längstättowierte Halb- bis Schwergewichte. Da merkt man ihnen beim Entern der Bühne gleich die ganze Kraft und Ausdauer an. Ja, das sind keine Schmalspurathleten, die hier ein Kreisklassespiel abliefern werden. Nein, meine sehr verehrten Damen und Herren, hier wird gleich ganz großes Tennis gespielt.

Der Unparteiische scheint heute mal wieder sehr geduldig… nein, Anpfiff… und es geht los.
Gleich von Null auf Hundert, da bleibt kein Auge trocken. Gleich zu Anfang ist auch schon die prächtige Produktion hörbar. Ja, diese Jungs haben hart gearbeitet, das ist offensichtlich.

Da sägen auch schon die Klampfen los, als gäbe es kein morgen mehr. Kommen jetzt mächtig über die beiden Außen… ein phänomenales Passspiel zum Frontstürmer, der stimmlich bestens zum HClastigen Geriffe passt.… aber nein, zu ballverliebt… da steht doch keiner. Es bietet sich auch keiner an!

Ja, SO kommen sie natürlich nicht zum erfolgreichen Abschluss. Da fehlt noch das Händchen für überzeugendes Songwriting. Wenn ich mich da zu anfangs nicht schwer getäuscht habe. Dem Spiel ist das allerdings nicht zu wünschen. Aber warten wir mal ab – sind ja gerade die ersten Spielminuten vorbei. So, jetzt wird es schon interessanter… sehr abwechslungsreiche Strategie, die sich die Mannschaft hier für den heutigen Abend zurecht gelegt hat. Aber die Doppelpässe sind im Moment noch verdammt unpräzise, wofür braucht man da zwei Klampfen, kann man sich fragen. Und wieder: die Riffs belanglos… da ist ja das Schlechteste, was ein großer Kerry King oder der brillante Scott Ian in der amerikanischen Oberliga so abfeuern noch wesentlich überzeugender. Mit diesem leidlichen Spiel kann man einfach nicht punkten. Da bleibt nichts an Songs hängen. Der Fronter variiert jetzt aber mächtig und streut zwischendurch melodische Parts ein. Aber mit seichtem Linkin Park Gesäusel und dezentem Papa Roach Dilettantismus kommt man nicht durch die gegnerische Abwehr… SO kann das nicht laufen. Ja und jetzt versucht er es wieder mit der Brechstange, aber auch die Biohazard Kniffe bei „Repercussion“ kommen nicht durch. Und das ist jetzt ganz klar, sehr verehrte Damen und Herren… da handelt er sich die Gelbe Karte ein. Böses Foul, dafür sieht man bei Vorbildern wie Hatebreed gleich die Rote! Aber es geht weiter… und apropos Repercussion… der Hintermann erweist sich jetzt zunehmend als Schwachstelle… erinnert etwas an Calamity-Abbadon… natürlich timingsicherer, aber ebenso farblos. Da müsste die Abwehr am Bass nun etwas näher zusammenrücken, um die Kiste sauber zu halten… aber auch da Fehlanzeige! Da hab ich die Produktion zu Beginn doch gewaltig überschätzt.

Zurzeit spielen hier Not gegen Elend und es steht noch nicht fest, wer gewinnt. Vielleicht ist diese Mannschaft auch unverdientermaßen aufgestiegen… der Metal/Emocore Zug steht seit geraumer Weile auf dem Abstellgleis, ganz gleich ob man es mit poppigen Melodien anreichert oder nicht. Kein Wunder, dass die Fans heutzutage zu den Spielweisen des guten alten Thrashs zurückkehren. Wie hat der neue Gott im griechischen Olymp namens Rehagelos doch so treffend gemeint… Modern spielt, wer gewinnt. Ja … Agents Of Man gewinnen hier nicht mal nen Blumenstrauß und sind in etwa so innovativ wie ein Brombeerstrauch zu Pfingsten. Da gibt’s auch schon zurecht die ersten Pfiffe von den Rängen… meine verehrten Damen und Herren, ich freu mich schon auf die Rückrunde. Kann nur besser werden. Ich gebe rüber zum Einhandunterwasserstricken…“

13.07.2005
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