Angantyr / Nasheim - Angantyr / Nasheim Split

Review

Eigentlich bin ich ja kein großer Freund von Split-CDs – eine handvoll B-Songs, zwei untalentierte Rumpelbands und fertig ist die Ressourcenverschwendung. Dass man die Geschichte jedoch auch stilvoll und qualitativ hochwertig durchziehen kann, zeigt die just erschienene Kollaboration der Black-Metaller ANGANTYR und NASHEIM. Nach über drei Jahren Planung macht das Scheibchen es sich jetzt endlich in meiner Anlage kuschelig und bietet -allein schon in Hinblick auf die Quantität- weit mehr als vergleichbare Veröffentlichungen: Über fünfzig Minuten Musik verteilt auf vier Songs warten auf offene Ohren und sollen sie auch sogleich bekommen:

Den Anfang macht das alte dänische Arbeitstier Ynleborgaz von ANGANTYR, der seinen Anteil bereits seit zwei Jahren im Kasten hat und ganz nebenbei auch noch mit allerlei Nebenprojekten für Furore im schwarzmetallischen Orbit sorgt. „Arngrims Hævn“ eröffnet seine Seite der Platte und präsentiert sich als Kind der alten, nordischen Schule: räudig, frostig, schnell – DARKTHRONE-Anleihen lassen sich mal wieder nicht verleugnen. Auch der Sound orientiert sich an den „good old times“ und poltert recht blechern aus den Boxen – jedoch in einem erträglichen Rahmen, sodass man das Ganze durchaus noch mit dem Prädikat „charmant“ abhaken kann. Bei „Edsvoren“ wird das Tempo nun erheblich gedrosselt und man verfolgt einen monotonen, mit depressiv-schleppenden Gitarren unterlegten Weg, der fast schon in die „Suicidal Black Metal“-Ecke abzweigt. Für meinen Geschmack nimmt man es mit der Monotonie hier leider eine Spur zu genau und erzielt keinen angenehm-hypnotischen Effekt mehr, sondern eher latente Anklänge von Langeweile… Aber da ja der Rede nach aller guten Dinge drei sind, haben ANGANTYR mit „I Der Knæler I Ynk“ (aus der „Kampen Fortsætter“-Ära) auch noch eine Live-Darbietung aus dem Archiv gezaubert. Einzelne Konzertaufnahmen auf Platten halte ich schon grundsätzlich für recht überflüssig, erscheinen aber im Kontext einer Split-CD und der beiden anderen Songs als noch entbehrlicher. Nichtsdestotrotz bekommt man im ersten Teil die gewohnte ANGANTYRsche Qualität, die zwar diesmal nicht überragend ist, aber trotzdem mit altbewährten Mitteln und Motiven überzeugen kann.

Und der zweite Streich folgt zugleich. Die Schweden von NASHEIM haben sich im Gegensatz zu ihrem Kollegen Ynleborgaz viel Zeit mit ihren Aufnahmen gelassen und diese erst kurz vor Erscheinen für beendet erklärt. Einige werden sich jetzt fragen, warum um Gottes Willen man drei Jahre für die Fertigstellung eines einzelnen Songs braucht? Nun, zuallererst sind NASHEIM Perfektionisten, zweitens hat „Sövande Mjöd Vill Jag Tömma“ eine Spielzeit von gut 25 Minuten und ist drittens und letztens einfach nur großartig. Epochal, melodisch, vielschichtig und intensiv. Nach einem ruhigen, knapp zweiminütigen Gitarrenintro durchbricht ein Schrei die vermeintliche Ruhe und die Weltenreise kann beginnen. Melodienreiche Instrumentalpassagen und nordische Härte geben sich die Klinke in die Hand und ein grandioser Bass und der (noch immer) perfekt komponierte Drumcomputer führen das Ganze zur musikalischen Vollendung. Ein Song wie ein Album, emotionsgeladen, abwechslungsreich und packend, das Warten hat sich hier definitiv gelohnt.

Was kann man noch sagen? Durch und durch empfehlenswert für Freunde nordischer Klänge und schon allein wegen der NASHEIM-Seite eine klare Kaufempfehlung.

01.10.2007
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