Arcadevegeta - Full Stop Ahead

Review

Das Zeichen „Neukölln Hardcore“ weckt falsche Erwartungen an das zweite Album der Berliner Formation ARCADEVEGETA. Hardcore ist auf „Full Stop Ahead“ nämlich nicht die musikalische Stilvorgabe, nein, jenes Wort sollte hier eher als adjektivisches Adverb gebraucht werden, wenn man über den kreativen Output dieses Quartetts redet.
Flo (v), Tobi (g/v), Nicky (b) und Max (dr) machen es einem anfangs nämlich wahrlich nicht leicht. Sie pendeln wild (so scheint es zumindest während Hördurchgang 1) zwischen allen möglichen Stilen umher. Funk, Ska, Rock, Punk, Alternative, sogar ein wenig Metal/Stoner Rock; all das und noch mehr begegnet einem in hübscher Regelmäßigkeit entweder aufeinander folgend oder sogar simultan, wenn mitunter jedes der einzelnen Instrumente (den Gesang eingeschlossen) für eines der oben genannten Genres steht.
Doch wer sich ob dieser stilistischen Vielfalt anfänglich erschlagen fühlt und deswegen diese elf Songs abhakt, macht einen Fehler. Mit zunehmender Spieldauer mutieren sie nämlich zu elf kleinen Perlen. ARCADEVEGETA wachsen, denn sie haben nicht den bemitleidenswerten Kreativanspruch der Reproduktion von schon oft Gehörtem. Ihr Anspruch ist Innovation und Eigenständigekit. So sind ihre Songs auch keine wild durcheinander gewürfelten Fragmente, wie zuerst fälschlich angenommen. Mit jeder Minute Spielzeit ordnet sich das Chaos des Waldes. Packende Spannungsäste ziehen einen ins Dickicht, bevor man sich an wunderschönen Lichtungen erfreuen kann, die mal von entweder melancholischem oder nachdenklichem Nebel verhangen sind, nur um im nächsten Moment sonnengeflutete, gute Laune durchbrechen zu lassen. Die nötige Portion Humor und Augenzwinkern („K. Nüppel“) muss man ebenfalls nicht missen.
Würdet ihr mich nun fragen, mit welchen Bands ich ARCADEVEGETA vergleichen würde, käme von mir nur ein hilfloses Schulterzucken. Ihre Musik lässt sich einzig mit einer Wortschöpfung passend beschreiben: P(h)unkCore.
Als Schlusswort sei mir deswegen gestattet, ausnahmsweise mal einen Satz aus der Bandinfo zu zitieren, denn treffender kann man es wirklich nicht formulieren: „Gerade in einer Zeit, in der dumpfer Starkult und eine endlose Prozession von Retorten-Acts die kulturelle Landschaft beherrschen, heben sich ARCADEVEGETA als experimentierfreudiges, musikalisches (und mutiges, Anm. metalgreg) Schmankerl hervor.“
Anspieltipps: „Appeal Of Beat“ (die gute Laune), „Show Me Your God“ (der Abwechslungsreichtum), „A Couple Of Days“ (der spannungsgeladene, zeitlose Rock), „Cut The Night“ (die melancholische Nachdenklichkeit).

16.11.2004
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