Arktis - Meta

Review

ARKTIS trauen sich was, lassen sturköpfige Hasskommentatoren aus ihren modrigen Löchern kriechen und stülpen Pop und Hip Hop den Metalcore über. Mit ihrem Doppel-Debüt „Meta“ – kleiner hattet ihr’s nicht, oder? – erfüllen die fünf Herren die wichtigste Voraussetzung, um ins Gespräch zu kommen – sie sind streitbar. Da wir bei metal.de serviceorientiert sind, gibt es für alle Hobby-Nörgler zuerst die Angriffspunkte auf einen Blick:

Wer jetzt noch weiter liest, da ihm diese „Argumente“ nicht ausreichen, der wird nun erfahren, warum ARKTIS für „Meta“ vollkommen verdient eine Empfehlung einsacken können.

Die Zeit ist reif, um zu verstehen

Man muss „Meta“ nur einmal durchhören, um förmlich vom eisernen Willen angesprungen zu werden, den ARKTIS in jede verfügbare Sekunde legen. Es wird Wert gelegt auf ergreifende Stimmung, post-rockige Passagen und weiche Refrains klatschen mit bretthartem Riffing ab. Basierend auf einem äußerst stabilen musikalischen Fundament, nach dem sich manche etablierte Band alle 10 Finger lecken würde, wollen ARKTIS darüber hinaus mit Substanz überzeugen, bemühen sich um inhaltsstarke Texte und entsprechende Höhepunkte. Was die Kerls anders machen, als ähnlich zu beschreibende Bands, ist die absolute Offenheit, die sie sich textlich und musikalisch gönnen. Wo eben noch die Bassbombe explodiert und neben einem großen Knall ein loderndes Feuer hinterlässt, löscht im nächsten Moment ein samtiger Refrain-Schleier das Spektakel entspannt und ruhig ab. ARKTIS sind sich nicht zu fein für Texte über Herz, Nähe und Gefühl, beherrschen aber im Gegenzug die Dynamik, sodass hier das Laut-Leise-Spiel besonders trickreich gespielt wird. Scheinbar blind werfen sich die Musiker die Bälle zu, jonglieren mit Rhythmik und Stimmungen, dass es nur so eine Freude ist. Mit diesem Material sind live wirklich alle Reaktionen möglich. „Fragmente“, „Gold“, „Scheinriese“ , „Herz“ und „Enigma“ sind allesamt vorbildlich arrangierte Metalcore-Songs mit prägnanten Gitarrenmelodien, Schlagzeug und Bass weit entfernt vom drögen Standardgerotze, mutig und anders. Wer allerdings mit deutschen Texten nicht zurechtkommt, ist bei ARKTIS raus, ebenso wie die Gegner von poppigem Gesang.

ARKTIS auf der Suche nach dem heiligen Refrain

Wo Licht ist, ist auch Schatten und selbstverständlich haben ARKTIS auch ihre Schwachstellen. Da wäre zum einen die Wiederholung der Texte. Semi-gute Textzeile werden zum Ende hin zu häufig wiederholt, können die dadurch an sie gestellten Erwartungen aber inhaltlich nicht ausfüllen und wirken dadurch kleiner, als sie sind. ARKTIS sind keine Band mit dem lyrischen Format von FJØRT, wollen sie aber auch nicht sein. Sie bedienen sich einfacher Sprache, verstehen Text und Musik als Einheit und geben sich große Mühe mit deren kunstvollen Verknüpfung. Der Klargesang klingt stellenweise etwas zu stark nachbearbeitet, scheint aber vom Sänger bewusst so vorgetragen zu werden und nervt im Zusammenhang mit der harten Instrumentierung auch nicht wirklich. Noch dazu steht dem gegenüber ein ausdrucksstarker Brachialgesang, der dem von Paul Bartzsch (WE BUTTER THE BREAD WITH BUTTER) ähnelt und in Bezug auf die deutsche Core-Szene ganz vorne eingeordnet werden kann.

Sieh dich um, wir schreiben alle Geschichte

ARKTIS scheinen hohe Ansprüche an sich selbst zu haben, das zeigt die Auswahl der Cover. Es sind allesamt Songs, die inhaltlich überzeugen oder eben massenbewegende Hits sind. Aber alles keine einfachen Vorlagen, besonders in den Rap-Songs macht sich das Talent der Gruppe bemerkbar. Ganz ungezwungen purzeln die vielen Wörter taktsicher mit dem Riffs im Einklang, Betonung an den richtigen Stellen – Respekt vor dieser Leistung. Was ARKTIS aus „Bye Bye“ von CRO gemacht haben, lässt selbst scheuklappenbehafteten Miesepetern die Kinnlade herunterklappen. Circlepit mit Tiefgang und Klimax zu CRO?! Jawoll, ARKTIS schaffen selbst Songs, die von Anfang an grottig waren oder im Radio einfach tot gedudelt wurden, interessant neu aufzuarbeiten. Das Quintett hat sich die Lieder wirklich geschnappt und zu eigen gemacht. Jedes einzelne wird mit solcher Inbrunst bearbeitet, dass man der Band die Stücke auch als Eigenkompositionen abnehmen würde. ARKTIS wollen nicht an der Oberfläche kratzen. Das merkt man, es wird sich auszahlen und bald haben ARKTIS auch Raubtiere als Haustiere. Ganz bestimmt.

25.06.2016
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