Augury - Fragmentary Evidence

Review

Junge Senkrechtstarter – oder eher doch nicht? Qualitativ wirklich so stark wie vielerlei große Töne suggerieren? Handelt es sich überhaupt in dem Sinne um eine Newcomer-Band? Alles Fragen, die es rund um AUGURY und deren zweites Album “Fragmentary Evidence“ zu klären gibt. Musikalische Erfahrung bringt der Zusammenschluss schon mal mehr als genug mit, so spielen oder spielten sämtliche Mitglieder bereits in einer Vielzahl von anderen Bands, was angesichts der größtenteils wirklich sehr komplexen Strukturen, sowohl auf instrumentaler als auch auf kompositorischer Ebene, nicht verwunderlich ist. Dennoch, hantierten AUGURY auf ihrem Debüt “Concealed“ oftmals noch sehr untransparent, so wirkt diese Scheibe weitaus gereifter.

Vormachen braucht man sich dahingehend trotzdem nichts, denn das wesentliche Trademark der Kanadier bleibt noch immer die teilweise chaotische Aufeinanderfolge verschiedenster Stilmittel, allerdings beherrschen AUGURY das Chaos und nicht andersherum. Diese stilistischen Fragmente variieren nicht allein im Instrumentalbereich, sondern insbesondere an den Vocals, wo ich eine derartige Vielschichtigkeit bisher recht selten erlebt habe. Dort reicht das Spektrum von tiefen Growls und hohen Screams über träumerische Klargesänge bis hin zu einem wahnsinnigen Townsend-Gejohle. Da diese Palette aber niemals von einem Sänger abgedeckt werden könnte, enthält “Fragmentary Evidence“ zahlreiche prominente Gasteinsätze – zum Beispiel von Sven De Caluwé (ABORTED) oder Youri Raymond (CRYPTOPSY).

Die Gitarren offenbaren ebenfalls ein selten da gewesenes Maß an unüberschaubarem Abwechslungsreichtum. Auch dort ist es nicht ausschließlich eine Unzahl an unterschiedlicher Riffs, sondern hier und da auch mal ein Rundgriff, was die stilistische Verwendung angeht. So arbeitet etwa “Simian Cattle“, im Übrigen auch mein Lieblingsstück auf der Platte, mit bemerkenswerten Jazz-Aspekten, die dem Stück eine ganz eigene Wirkung verpassen. Besonders das mit einer Menge Blasts durchsetzte Schlagwerk verwurzelt AUGURY dabei stets wieder in den Typus Death Metal. So pendeln die Jungs dauerhaft zwischen technischem Death Metal und einer Menge an progressiven Elementen, die der Gesamtheit aller Passagen eine relative Unkategorisierbarkeit verleihen. Dies ist aber keineswegs tragisch, denn nach dem sicherlich fünfzehnten Durchlauf kann ich ruhigen Gewissens sagen, dass das vertrackte Songwriting zwar die Aufmerksamkeit aller Sinne verlangt, sich dies aber auf die Dauer absolut auszahlt. Anstrengend, trotzdem wirklich bravourös!

10.07.2009
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