Avenger - Bohemian Dark Metal

Review

Die nette Doppeldeutigkeit im Titel soll jetzt gar nicht überstrapaziert werden, aber natürlich haben beide Lesarten ihre Berechtigung: Extremer Metal aus Böhmen beziehungsweise der Tschechischen Republik war schon immer unkonventioneller – man denke da nur an die mächtigen MASTER’S HAMMER, und in dieser Tradition stehen auch ihre Landsleute AVENGER. Welcher Titel also könnte passender sein für AVENGERs aktuelles Langeisen, das sie jetzt pünktlich zwanzig Jahre nach Bandgründung veröffentlichen? Und um den Kreis zu schließen, gibt sich František Štorm von besagten MASTER’S HAMMER die Ehre und steuert Vocalparts auf dem neuen Album bei.

Und AVENGER machen sich mit „Bohemian Dark Metal“ selbst ein gelungenes Geburtstagsgeschenk: Das Album ist ein eleganter Bastard aus Black und Death Metal, versehen mit einer eigenen Note – meinetwegen „Bohemian Dark Metal“. Zunächst einmal irritiert jedoch die Wall Of Sound, der Klang mit dem knatternden Schlagzeug und den harschen, aber doch wenig druckvollen Gitarren, der erst einmal wenig von den Feinheiten preisgibt, die auf dem Album durchaus vorhanden sind: Ob es nun die Melodien und Harmonien sind, die den Stücken einen melancholischen Unterton geben, oder die netten Paukeneinlagen – ja, das kennt man ja noch von woanders her…

Auch geht anfangs ein wenig unter, wie souverän die Band die acht Tracks runterzockt. Bandboss Honza Kapák ist ein Meister des Schlagzeugspiels, während die Gitarren äußerst vielseitig gespielt sind (man höre sich nur einmal an, was im gut einminütigen Instrumental „Z Jeho Krve“ alles passiert). Die meisten Stücke bewegen sich eher im gemäßigten Tempo, abgesehen vom flotten „Fales A Apatie“. Zeit für ein akustisches Interludium mit merkwürdigen Geräuschen und verhallten Stimmen bleibt aber auch noch, bevor AVENGER mit „Dark Metal“ zum finalen Schlag ausholen: Eine mitreißend stampfende Düsterhymne, die zum Ende hin mächtig aufdreht und einen würdigen Schlusspunkt setzt.

Natürlich erschüttert „Bohemian Dark Metal“ nicht die Feste der Metalerde, es ist nicht revolutionär, aber gut. Und durch seine eigene Note (nicht zuletzt durch die tschechischen Texte) mal wieder eine gelungene Abwechslung zum viel zu häufigen Einheitsbrei in der Schnittmenge zwischen Black und Death Metal.

30.03.2012

- Dreaming in Red -

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