Aviana - Epicenter

Review

Das Epizentrum stellt den Punkt der Erdoberfläche dar, der unmittelbar und direkt über einem Erdbebenherd liegt. Erfahrungsgemäß ist die Schadwirkung genau in diesem Bereich am stärksten. Die Intensität eines Erdbebens hier am massivsten. Die schwedische Band AVIANA benennt ihr zweites Album nach einer zentralen Naturgewalt: „Epicenter“. Das Cover Artwork, wie das Abbild einer Erdschicht, durchzogen von feinen dunkelroten Linien, Rissen und Schraffierungen, das Abbild einer bröckelnden Fassade, als bildlichen Ausdruck dessen, was es zu erwarten gilt.

AVIANA: Die Intensität von Veränderungen

Die aus Göteburg stammende Gruppierung hat sich Metalcore oder differenzierter dem Modern Metal zugeordnet. Dies war jedoch nicht immer so. Was im Debütalbum („Polarize“) der Schweden noch deutlich progressiver und djentiger unterwegs war, macht nun Platz für einen weniger düsteren und schwer verdaulicheren Sound. Nicht ganz unschuldig daran mag der Wechsel an der Front sein.

Mit Joel Holmqvist (ehemals WALKING WITH STRANGERS, OCEANS RED) als neuen Mann am Mikrofon stand bei „Epicenter“ die Inspiration durch den Nu Metal der 90er Jahre Pate. Diesen satten Grundsound vermengt mit modernen, progressiven Riffings, druckvollen Breakdowns und ebenso garstig zupackenden Vocals, macht es im ersten Anlauf deutlich schwierig AVIANA einen Stempel zu verpassen oder in eine Schublade zu stecken.

„Epicenter“ trägt eine deutliche Handschrift

Unverkennbar und damit deutlich erkennbar ist die Handschrift von Produzent Jeff Dunne, mit dem AVIANA an „Epicenter“ arbeiteten. Gleicher zeigt sich verantwortlich für Veröffentlichungen aus dem Hause FIT FOR A KING und MEMPHIS MAY FIRE.  AVIANA steuern zwar in diese Richtung, halten aber dennoch gebührend Abstand.

Wenn Holmqvist sowohl zerbrechlich als auch wütend, („Frail“) ins Mikro gröhlt, singt und sich stimmlich angenehm über die progressiven Gitarren legt, ist das eine rohe Gewalt, der man sich nicht entziehen kann. Ein Kampf zwischen Vocals und Instrumentenfraktion. Kampf auf Augenhöhe, bei dem sich jedes einzelne Bandmitglied immer wieder innerhalb seines Wirkungskreises den Weg an die Oberfläche erkämpft.

Ruhe vor dem Sturm

Beispielhaft für die oben bereits erwähnte Intensität stehend: „My Worst Enemy“. Der Opener setzt auf eine einleitende, harmlose Melodie, die in Sicherheit wägt, einlullt, für wenige Sekunden. Die Ruhe vor dem Sturm bevor der Gesang mit einem inbrünstigen Schrei wie Donnergrollen daherrollt.

Aus und vorbei mit der Ruhe. AVIANA setzen auf schnelle Rhythmuswechsel und tonale Spielereien inklusive nicht wenig vorhandener Breaks, um die Nackenmuskulatur mal wieder einem soliden Training zu unterziehen.

Bebender neuer zweiter Anlauf

Ja, es bleibt jedem selbst überlassen, ob man der Meinung ist, dass dieser Band der Weg weg vom Djent und hin zum moderneren Metalcore gut getan hat. Das, was die Schweden mit „Epicenter“ am Ende des Tages auf den Tisch legen hat Hand, Fuß und Gesicht und vielleicht nicht unbedingt die Macht einer Urgewalt. Dennoch genug Arsch in der Hose, um es in der Szene Beben zu lassen.

Sympathisanten der oben genannten Bands sollten an „Epicenter“ ihren formvollendeten Spaß finden. Wenn auch die Fassade auf dem Cover künstlerisch zu bröckeln vermag, kann man dies ins Positive gewandelt, als das Neue sehen was dahinter verborgen ist. AVIANA starten mit ihrem zweiten Release nochmal neu und beweisen damit, dass man die Herrschaften aus Göteburg definitiv im Kopf behalten sollte.

26.07.2019

It`s all about the he said, she said bullshit.

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