Bal-Sagoth - The Power Cosmic

Review

Ja, wie soll man die neue BAL-SAGOTH sachgerecht bewerten? In einer Zeit, in der weniger die „handwerkliche“ Qualität einer Band gefragt ist, denn der Markt wird von immer mehr talentierten und doch gleichzeitig einheitlich-langweiligen Emporkömmlingen überflutet, sondern vielmehr Beständigkeit allen Trends zum Trotz, Eigenständigkeit und Unabhängigkeit gefragt sind, kommt mir diese Scheibe gerade recht. Denn die britische Truppe steht eindeutig am Scheideweg zwischen eigener Qualität und Massenkompatibilität. Grund zur Sorge bezüglich eines Sinneswandels oder Stilwechsels bringen zweierlei Neuerungen. Zum ersten wäre da der Labelwechsel von Cacophonous Records zum Trendkönig und Marketing-Gott Nuclear Blast aus Donzdorf. Damit einher geht auch eine thematische Variation (wobei ich den Künstlern nicht unterstellen möchte, daß sie ihre Prinzipien verkauft haben!). Zumindest der grundsätzliche Wandlungswille, welchen ihre Umorientierung vom Fantasy-Filmscore-Metal zur Science-Fiction demonstriert, ist wohl nicht abzustreiten. Aber Schwamm drüber, die Band hat sich schließlich seit dem ersten Album konsequent weiterentwickelt.

Werfen wir einen kurzen Blick zurück: Das erste Album war noch ein ziemlich neutrales Teil, nicht schlecht für den Anfang, aber doch nicht außergewöhnlich im Black-Metal Einheitsbrei. Doch mit dem „Starfire“-Opus erfolgte ein Paukenschlag. Denn diese oft unterschätzte Band hat einfach einen wirklich ureigenen Stil, und welche 90er Metal Band kann das schon mit Fug und Recht von sich behaupten, wenn man ehrlich ist. Der Stil ist in der Tat so eigensinnig, daß ich mich seit jeher sträube, BAL-SAGOTH als Metalband im eigentlichen Sinne anzusehen, denn hier wird Keyboard-Sound im Stile großer Filmscores (Conan!) geboten, welcher lediglich mit untergeordneten Gitarren und unterschwelligen, wenn auch treibenden, Drums angereichert ist. Der Gesang, eine geniale Kombination aus flüsterndem und eindringlichem Sprechgesang, einer tiefen Stimme voll Pathos und stellenweise einer heiser krächzenden BM-Stimme, ist dem Thema sehr angemessen und erschafft echte Atmosphäre. Weiterhin muß man der Band zugute halten, daß sie es sich auch in Zeiten, da die meisten Gruppen zusammenhanglose Powerscheiben nach dem Motto Fantasy-Drachen-Schwerter-Glory auf den Markt werfen, nicht nehmen läßt, zusammenhängende Konzeptalben zu kreieren, welche eine durchgehende und interessante Geschichte erzählen (Hier ist der Sprechgesang sehr angemessen). Leitmotive sind gut präsentiert und herausgearbeitet, sowohl textlich als auch musikalisch.

Die neue Scheibe bekommt aus folgenden Gründen keine Bestnote von mir: Erstens kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, daß die Band mit „Battle Magic“ ihren Zenit bereits überschritten hatte. Es wird einfach nicht besser, das Konzept droht sich selbst totzulaufen. Stellenweise wird einfach nur noch gedudelt. Zum anderen befürchte ich, daß man beabsichtigt, die eigene Innovation aufzugeben und sich dem Zeitgeschmack unterzuordnen, man geht eben zu sehr in Richtung Power-Metal. Wir können nur hoffen…

26.11.1999
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