Bastard Grave - Vortex Of Disgust

Review

Vermutlich werden sich die Melodeath-Ästheten und die Connaisseure der todesbleiernen Ranzigkeit nie auf einen gemeinsamen Nenner einigen können. Aber letztere finden nun mit dem neuen BASTARD GRAVE-Album „Vortex Of Disgust“ endlich neuen Humus, um sich wieder gemütlich einzubetten und genüsslich zu verrotten. Die Helsingborger klatschen mit dem passend betitelten Drittling wieder ein fieses, madiges Stück Fleisch auf die Theke, das sich grob irgendwo zwischen Stockholmer Schule und US-amerikanischen Ekligkeiten Leckerbissen á la AUTOPSY einordnen lässt. Das ist natürlich für Kenner der beiden Vorgängeralben „What Lies Beyond“ und „Diorama Of Human Suffering“ nichts Neues.

BASTARD GRAVE beschwören einen „Vortex Of Disgust“ hervor

Ebenfalls nicht neu ist der Sound der Platte, der wieder so fettig, eitrig und mit Abszessen übersät klingt, dass es einem schon mal einen Chef’s Kiss entlockt. Die Schweden wissen definitiv, wie sie ihr Todesblei-Süppchen zu verfeinern haben. Sänger Tiago Dias‘ monströses Organ, das dank Chorus-Effekten noch einmal eine Nummer voluminöser und bedrohlicher wirkt, thront wie eine dem stetigen Zerfall anheim gefallene Ausgeburt der Hölle über dem Geschehen, sodass auch hier die handwerkliche Kunst hinter „Vortex Of Disgust“ gepriesen sei. Der Opener „Sunder The Earth“ macht es vor, steigt mit zermürbenden Grooves ein und geht dann in einen punkigen Galopp über, dass die Knochen klappern. Zudem zeigen sie in „Necrotic Ecstacy“ auch, dass sie nach wie vor eine richtig finstere Atmosphäre heraufbeschwören können – alles wohlgemerkt mit simplen, um nicht zu sagen: hausbackenen Mitteln, die der Old School Death eben zulässt. Aber es funktioniert.

Hier wird es aber auch ein bisschen schwierig, denn BASTARD GRAVE ziehen songschreiberisch nicht immer alle Register, sondern verfallen im Verlauf der Platte immer wieder ein bisschen in Vorhersehbarkeit. Erste Anzeichen davon offenbaren sich bei „Icon Bearer“, der bei gleichbleibend geschmackvoller Inszenierung fast ein bisschen formelhaft heruntergedroschen wird. „Hunger To Devour“ beginnt nach unheimlichem Klavier-Intro und einleitenden Blastbeats mit diesem unfassbar dicken Groove. Doch anstatt von dort anzusetzen und den Song um fette Midtempo-Variationen aufzuziehen, setzt wieder dieser Punk-Galopp ein, der zu diesem Zeitpunkt einfach ein paar Mal zu oft angewandt worden ist.

Doch die Schweden wagen sich nicht aus den Schatten ihrer Vorbilder hervor

Es wirkt ein bisschen so, als habe man im Hause BASTARD GRAVE Angst, aus den Schatten der Vorbilder rauszuspringen. Klar, man bekommt definitiv das geboten, wonach man sucht und dahingehend machen die Schweden auch nichts falsch, denn wie bereits erwähnt: Produktionstechnisch sitzt hier alles und handwerklich lassen sich die Dame und die Herren auch nichts zu Schulden kommen. Aber ein bisschen mehr Variation wäre auf „Vortex Of Disgust“ doch sehr wünschenswert gewesen. Denn so bleibt das Songmaterial teilweise ein bisschen zu vorhersehbar oder könnte wenigstens noch ein bisschen dynamischer werden. Und das kann man mit ganz einfachen Mitteln erzeugen, bei „Eternal Decomposition“ machen sie es sogar vor, wenn gegen Ende eine Halbtaktpause die finale Hook umso härter einschlagen lässt. So ist „Vortex Of Disgust“ eben „nur“ fein, nicht mehr. Immerhin auch nicht weniger.

12.03.2023

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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