Batushka - Hospodi

Review

Hinweis: Hierbei handelt es sich um die BATUSHKA von Bartlomiej Krysiuk.

Was ist das nicht für ein Theater um BATUSHKA, oder besser gesagt: um die beiden BATUSHKAs? Eines haben die Protagonisten damit zweifelsfrei geschafft, nämlich das ganze Mysterium um die Band zu zerstören, die 2016 mit „Litourgiya“ vom Fleck weg einen grandiosen Start hinlegte. Aber es gelingt durch so eine Skandalflut natürlich noch mehr, den Bandnamen dürfte heuer nahezu jeder kennen, der auch nur ein Blick in diverse Metal-Publikationen wirft oder dem Treiben auf den Social-Media-Kanälen folgt. Das Ergebnis ist, dass die Werke der Musiker mit noch größerer Spannung erwartet werden, als es nach „Litourgiya“ ohnehin der Fall war.

BATUSHKA legen einen begeisternden Start hin

„Hospodi“ ist eines von zwei BATUSHKA-Werken, die 2019 erscheinen und unabhängig von dem ganzen Trubel die Frage aufwerfen, wie eigentlich der Nachfolger auf ein so eigenwilliges Debütalbum klingt? Nun, „Hospodi“ könnte als Weiterentwicklung verstanden werden. Glatterer, drückenderer Sound, mehr Bombast, und trotzdem finden sich die typischen Trademarks, insbesondere die Chöre wieder. Die Herangehensweise geht zunächst auch beeindruckend auf. Sieht man vom zu vernachlässigenden Intro ab, sind „Dziewiatyj Czas“ und „Wieczernia“ ein fantastischer Start. Die Dramaturgie stimmt, die bekannte BATUSHKA-Atmosphäre auch, und es fühlt sich ähnlich einnehmend an – weil die Songs treiben, spannend sind und die einprägsamen Chöre bereithalten, die stets für Gänsehaut und ein leichtes Ohrwurmgefühl sorgen.

„Hospodi“ hätte dadurch die Chance, eines der ganz großen Werke 2019 zu werden und die „Schlammschlacht“ in den Hintergrund zu rücken. Dadurch ist es beinahe unerklärlich, weshalb das Album nachfolgend dermaßen abflaut. Die Magie können BATUSHKA nicht halten, stattdessen setzen sie auf Vorhersehbarkeit und einen aufgepeppten Aufguss ihrer gängigen Ideen. Trotz netter Momente lässt schon „Powieczerje“ an Biss vermissen, und „Polunosznica“ versinkt trotz Langsam-schnell-Spielereien in der Beliebigkeit. „Hospodi“ fehlt es an dieser Stelle einfach an „Aha“-Momenten, Kanten und Spannung. Selbst der Versuch, am Ende noch einmal mit einem Song namens „Liturgiya“ ans Debüt zu erinnern, geht schief. Ein Gefühl der Langeweile breitet sich nach und nach aus, ohne dass „Hospodi“ frei von Lichtblicken bleibt.

„Hospodi“ ist die Aufregung eigentlich nicht wert

„Tretij Czas“ ist in seinem gemächlichen Tempo beispielsweise einer der Songs, die noch etwas von der einnehmenden Atmosphäre verströmen, die der Album-Auftakt versprochen hat. Es ist schade, dass „Hospodi“ scheinbar unnötig ins Langweilige abdriftet, und das, obwohl BATUSHKA zunächst gezeigt haben, dass es auch hätte anders laufen können. Und nein, ich bin kein Verfechter von Drabikowskis BATUSHKA. „Panihida“ hat für mich ebenfalls einen schalen Geschmack, der das Debütalbum nicht erreicht.

12.07.2019

Chefredakteur

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