Be'Lakor - Stone's Reach

Review

Es wäre inkorrekt zu behaupten, MeloDeath stecke in einer Krise. Jenes Wort nämlich steht für eine kurzzeitige Zuspitzung der Lage, während die Erben von AT THE GATES und Co. seit mehr als zehn Jahren – von ganz wenigen Ausnahmen (INSOMNIUM) mal abgesehen – nichts Gescheites mehr zustande gebracht haben. Als Beispiel seien nur AMON AMARTH genannt, die sich ungebrochener Beliebtheit erfreuen, obwohl sie seit Ewigkeiten kein Lied mehr hinbekommen haben, das es aufs „The Arrival Of The Fimbul Winter“-Demo geschafft hätte. Oder die Tatsache, dass eine Malen-nach-Zahlen-Combo wie NIGHTRAGE mehr als drei Leute interessiert. Und das sind noch die besseren Beispiele. Davon, dass Kram wie SONIC SYNDICATE oder SCAR SYMMETRY heutzutage allen Ernstes als MeloDeath vermarktet wird, will ich gar nicht erst anfangen, denn sonst komme ich vor lauter Gemecker nie zum eigentlichen Thema dieses Textes.

Dieses eigentliche Thema heißt BE’LAKOR und hat mit der Einleitung insofern etwas zu tun, als dass das Schicksal der Australier recht typisch für die Situation im eingängigen Todesmetall ist. Während nämlich größere und kleinere Plattenfirmen eine Gurkentruppe nach der anderen mit Gewalt in die Charts zu bringen versuchen, ist eine wirklich talentierte Truppe wie BE’LAKOR selbst nach einem sehr gelungenen Debüt international noch immer auf sich allein gestellt. Das ist aus Labelsicht einerseits natürlich verständlich: Wenn man das Publikum erst mit billigen Popsongs im Metalgewand verblödet, ist es schwer, jenem Lieder zu verkaufen, die eine Aufmerksamkeitsspanne von sage und schreibe zehn Minuten verlangen. Andererseits bin ich jedoch der Meinung, dass es noch immer Leute geben muss, die ihren MeloDeath auch verdauen können, wenn er nicht nach Schema F mit obligatorischem Klargesang in den Refrains dargeboten wird.

Diesen Leuten dürfte „Stone’s Reach“ zusagen, das zweite Album unter dem BE’LAKOR-Banner. Stellt Euch „The Gallery“ vor, dazu ein paar dezente Keys, immer mal wieder ein bisschen Klavier (das mich ganz, ganz entfernt an ARCANE SUN erinnert) und eine ordentliche Portion Melancholie, wie man sie beispielsweise von INSOMNIUM kennt, das Ganze verpackt in episch-ausladende Kompositionen. Geboten wird also ein Wechselspiel aus eher verspielten Parts und sehr dynamischen und mitreißenden Abschnitten, veredelt von Soli und Leadmelodien, die zum Heulen schön sind. Konnte man dem Erstling noch eine nicht perfekte Produktion und einen Mangel an echten Hits vorwerfen, so gilt dies für den zweiten Versuch nicht mehr. Die Aufnahme ist sehr kräftig und druckvoll, allerdings nicht so übertrieben fett, dass die Emotionalität der Musik darunter leiden würde. Und was die Hitdichte betrifft, kann ich festhalten, dass „Stone’s Reach“ eine ganze Reihe an Stücken bietet, die es locker mit „Neither Shape Nor Shadow“ aufnehmen können, dem herausragenden Stück auf dem Debüt „The Frail Tide“.

Im Prinzip ist es müßig, aus einem so hochklassigen Album noch irgendwelche Anspieltips hervorheben zu wollen. Jeder, der mit melodischem Death Metal im klassischen Sinne etwas anfangen kann, sollte „Stone’s Reach“ zumindest mal komplett gehört haben. Als ganz besondere Gänsehautverursacher könnte man vielleicht dennoch das großartige Finale von „Outlive The Hand“, das energische „Aspect“ oder den facettenreichen Rausschmeißer „Countless Skies“ nennen. Doch sind auch das vor allem Erste unter Gleichen, die nur einen kleinen Vorgeschmack auf das geben, was BE’LAKOR anno 2009 zu bieten haben.

10.08.2009
Exit mobile version