Bedsore - Hypnagogic Hallucinations

Review

Lecker! Die dieswöchige Portion unangenehmer Geschwüre wird uns präsentiert von BEDSORE (dt. “wundlegen”) aus Rom, deren Debüt “Hypnagogic Hallucinations” genau so klingt, wie es heißt: abgründig, beklemmend und halluzinierend. BEDSORE sind die nächste Band, die sich anspruchsvollen Death Metal auf die Fahnen geschrieben hat, der verboten rüpelhafte Kellersounds mit Acid-Horror-Trips der fragileren Sorte paart. Wer jüngere Releases von VENENUMMORBUS CHRON, SWEVEN oder CHAPEL OF DISEASE für das Maß aller Dinge in der aktuellen Death-Metal-Entwicklung hält, sollte nun aufmerksam sein, aber ein kritisches Ausatmen nicht vergessen.

“Hypnagogic Hallucinations” – ein vielversprechendes Debüt

“The Gate, Disclosure” startet mit unheimlichen Leierorgeln, zu denen sich zurückhaltend jazzige Drums und breitflächige Synths gesellen. Das Monstrum eurer schlimmeren Kindheitsalbträume kostet die letzten Momente seines Schlummers aus und ist zunächst fast noch ein bisschen anmutig und schön; es schläft ja immerhin. Im Zwillingssong und Opener “The Gate, Closure (Sarcoptes Obitus)” erwacht es mit einem Urschrei – und es hat Hunger! Erst nach der Hälfte des Songs nimmt dieser an Fahrt auf, um viel zu schnell zu enden. Gleiches gilt für das folgende “Deathgazer”, das zwar mit einem viehisch lässigen Early-VOIVOD-Riff um die Ecke kommt, aber gefühlt auf dem Höhepunkt endet, ohne eine einzige Idee so richtig ausgekostet zu haben. Der Umstand ist bedauerlich, denn die meisten Ansätze sind für sich genommen richtig super.

Erst die Lovecraft-Huldigung “At The Mountains Of Madness” lässt sich beinahe neun Minuten Zeit und kann so die Klauen in ihrer eigentlichen Pracht ausfahren. Unter diesen Vorzeichen funktioniert der psychotische Sound von BEDSORE besser und es entsteht annähernd eine Dario-Argento-Atmosphäre. Auch die effektvollen Einbrüche in “Disembowelment Of The Souls (Tabanidae)” oder dem sehr guten “Brains On The Tarmac” verfehlen ihre Wirkung nicht. Einzig die etwas zerfahrene Struktur des Albums und das Songwriting, das zwischen den Extrema “Hektik mit Wahnsinn” und “fließender Schleim” (abgesehen von den jazzigen Ambient-Parts) kaum Schattierungen in Anspruch nimmt, steht größeren Begeisterungsstürmen im Wege.

BEDSORE hallen nicht nur in der Gesangsspur nach …

Es wäre aber auch vermessen, von Debüt-Alben immer gleich den nächsten großen Wurf zu erwarten. Fakt ist, BEDSORE haben verdammt viel Feeling und Authentizität und verstehen es, klassischen, morbiden Death Metal um originelle Zutaten zu bereichern. Die einzelnen Songs von “Hypnagogic Hallucinations” funktionieren zwar oft besser als das Album im Ganzen – Potenzial für den ewig hungrigen Underground ist aber ohne Ende vorhanden.

17.07.2020

Redakteur | Koordination Themenplanung & Interviews

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