Beissert - The Pusher

Review

“Saxon Blood Rock“ nennen BEISSERT ihren Stil, prägend dafür sind immer noch PANTERA, Kräuterlikör mit Hirschkopf drauf und inzwischen deutlich hörbar DIE APOKALYPTISCHEN REITER. Obwohl zwischen meiner Heimat Bayern und eben jenem Sachsen zumindest dialektisch ein Zwist bzw. sogar offene Feindschaft herrscht (ich fürchte mich schon vor den Hassmails wegen diesem Satz), muss ich neidlos die Güte der meisten Songs auf diesem Album anerkennen. Der Bandname selbst ist sowohl in sächsischen als auch in bayerischen Wörterbüchern zu finden, stellt daher vielleicht sowas wie ein Friedenssymbol dar.

Aber es soll sich nicht alles um innerdeutsche Kulturdifferenzen drehen sondern um “The Pusher“. Die darauf enthaltenen zwölf Songs decken ähnlich große Bandbreiten ab wie ältere Alben der APOKALYPTISCHEN REITER, tun aber mehr weh. Sprich: der Thrash-Faktor ist größer, die Texte sind weniger positiv. Gut so, von Plagiatsvorwürfen lösen sich BEISSERT dadurch elegant, erschaffen aber ein neues Problem: Die Texte – teils Deutsch, teils Englisch – hätten größere Bedeutung, gehen aber durch das Gegröhle/Geschrei ziemlich unter. Dafür warten die Jungs mit anderweitig coolen Ideen auf wie etwa “Die Fabelhafte Welt der Agonie“, ein Pianostück, dass sich extrem an das wohl berühmteste Klavierstück moderner Zeiten von Yann Tiersen anlehnt, dann aber ins rockige “Saxon:Blood:Rock“ mündet. Der Song selbst verflacht leider ab dem Refrain zunehmend, was aber in folgenden Songs wie “Unaussprechlichen Kvlten“ wieder geradegebügelt wird. An der Grenze von Atmosphäre und Thrash-Galopp hangelt sich nicht nur jenes Stück, sondern die Mehrheit der enthaltenen Lieder. Das verpasst dem Album einen düsteren Anstrich, es bleibt jedoch auch als aggressives, hartes Thrash/Rock-Album in Erinnerung.

Was das Album aber insgesamt daran hindert, an die Spitze des deutschen Metals zu dringen, ist die Aufnahme von etlichen Füllersongs sowie der nicht hundertprozentigen Chancenauswertung in den guten Songs. Gegen Ende des Albums werden die Songs zielstrebiger und verspielter (ja, das geht gleichzeitig!), ein wenig mehr Kompaktheit (Ist das ein Widerspruch in sich?) in der ersten Hälfte hätte dem Album aber gut gestanden. So bleibt ein überdurchschnittliches, aber nicht übermäßiges Album, dass das Potential der Band aufzeigt, aber nicht ausschöpft.

30.04.2010
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