Bitterness - Autumn's Fall

Review

„Und nun zu den lokalen Nachrichten…
Waldshut-Tiengen.
Warnung an junge Metalbands:
Wie uns aus gut unterrichteten Kreisen mitgeteilt wurde, sind die frei verkäuflichen Karten des Anbieters Fälk für europäische Musiklandschaften mit starken Mängeln behaftet.
Der Einzelhandel warnt eindringlich vor den nicht absehbaren Gefahren.
Zudem wird die Einreichung einer Klage beim Verbraucherschutz erwogen.
Vor zwei Tagen hatten sich bereits zwei Bands in ihrem Songwriting verlaufen.

Nur dem beherzten Einsatz der örtlichen Freiwilligen Feuerwehr ist die Rettung der beiden Combos zu verdanken. Auch die schon seit geraumer Zeit tätige Formation namens Bitterness – hier ein kürzlich aufgenommenes Bild – hat sich auf ihrem neuesten Output an vorgenannten Karten orientiert. Wie bereits der Opener „Blackend domains“ erkennen lässt, führen die unsachgemäßen Landkarten zunächst in den Norden Europas, wobei sie nach sehr kurzem Zwischenstopp in Stockholm, der Heimat des eher simpel strukturierten Schweden-Death Metal, wie ihn etwa Dismember noch heute praktizieren, den Benutzer vor allem weiter südwestlich einschneien lässt.

Bitterness haben sich auf „Autumn’s fall“ in typischen Göteborg Gegenden verlaufen.
Hier regiert immer noch die melodiöse Spielart des Elchtods in At The Gates-Manier.
Weiterhin ist uns bekannt, dass die minderwertigen Karten die Bands zudem weiter südlich führen können, bis sie im Westen Deutschlands angekommen sind. Dort angelangt, fahren sie sich vor allem stimmlich meist in Kreator-Schluchten fest.

Um uns einen tieferen Einblick in die Problematik zu verschaffen, haben wir uns Herrn Huber von der örtlichen Bergwacht ins Studio geholt. Herr Huber, wie schätzen sie die Lage der Band ein? Hat sie eine Chance, aus der vertrackten Situation zu entkommen?“

„Nun, wir haben die besagten Karten noch einmal eingehend geprüft und haben ebenso wie Sie natürlich die gravierenden Mängel bei den vorliegenden Exemplaren feststellen müssen. Sie sind höchst verwirrend. Eine Band wie Bitterness, die sich anhand dieser Karten orientiert, läuft stets Gefahr, sich in allzu dünne Melodiebereiche zu begeben. Leider sind diese in keiner Weise tragfähig und es kommt sehr schnell zu einem Einbruch, der baldige Langeweile und Belanglosigkeit zu Folge hat. Allerdings wissen wir von der Band, dass sie bereits auf einige Outputs zurückblicken kann. Ich möchte daher behaupten, dass sie sehr routiniert und eingespielt ist. Die gute Produktion der Platte hält sie auch in seichtem Gewässer auf Kurs. Sie ist sehr druckvoll und dennoch so transparent, dass sich auch ein Bass nicht darin verirrt. Die sumpfigen Melodien, in die die Band sich hin und wieder begibt, können durchaus von starken Riffs, gescheiten Breaks, dem abwechslungsreichen Tempo und der großen Spielfreude ausgeglichen werden. Ich gehe davon aus, dass Bitterness beileibe nicht so orientierungslos sind, wie die beiden Bands, die vor zwei Tagen durch die Feuerwehr gerettet werden mussten. Gerade die starken Refrains wie bei „The truth you dread“, die sogar so zielstrebig wie die von Amon Amarth sind, müssten den vier jungen Männer die korrekte Richtung weisen.“
„Wie sieht es mit den Thrash Schluchten aus, die auf den Karten völlig unleserlich verzeichnet sind?“
„Auch da habe ich wenig Sorgen. Wenn man sich das stakkatoartige „Grub for the gulls“ anhört, das eindeutig den Spuren Kreators folgt, dann würde ich sagen, dass Bitterness auch mit den sicher verkorksten Karten zurecht kommen. Sicherlich folgen sie manch ausgelatschtem Pfad, und der Fronter ist nicht gerade eine charakteristische Kompassnadel, aber sie kommen bestimmt ans Ziel. Wenn nicht mit diesem Output, dann gewiss mit dem nächsten.“

„Ja, danke für den Moment, Herr Huber. Wir melden uns wieder, sobald Bitterness nach Hause navigiert sind.“

10.10.2005
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