Bitterness - Genociety

Review

Das nenne ich mal ein Aha-Erlebnis. Bei BITTERNESS aus Baden-Württemberg scheint weniger mehr zu sein. Die Band war mir von ihrer Split mit WITCHBURNER („Withered Sunlight“), den EPs „…As All Beauty Starts To Fade“ und „Marching Towards Infinity“ sowie dem letzten Longplayer „Autumn’s Fall“ als solide, jedoch alles andere als spektakuläre Thrash-Band in Erinnerung. Ende letzten Jahres ging die Band jedoch ihres Gitarristen Alex verlustig, macht seither als Trio weiter und hat dabei als Songwriter riesige Fortschritte gemacht.

Bereits der Opener „Suicide Squad“ tritt ordentlich Arsch, wartet mit einer ausgewogenen Mischung aus Gebolze und Midtempo-Parts auf, kommt mit höllischen Riffs, einem Ohrwurm-Chorus und fetten Backing-Shouts. Wem der Stil von WITCHBURNER grundsätzlich zusagt, die Songs jedoch stets etwas zu knüppelig findet, dürfte hier sein Seelenheil finden.

Damit nicht genug bringen BITTERNESS noch viele melodische Einflüsse in ihre Musik ein, die einigen schwedischen Death Metal-Outfits zur Ehre gereichen. Man höre zum Beispiel „The Darkening“ oder „Dehumanized“. „The Human Ressource Derangement“ erinnert musikalisch eher an OVERKILL zu „Horrorscope“-Zeiten. Das Stück beginnt mit einer dunklen Akustikgitarre und baut sich nach und nach zu einem echten Thrash-Tornado auf. Der Chorus kommt in DESTRUCTION-Manier inklusive versprengter Schmier-Screams. Auch hier wirken sich die Tempowechsel positiv auf die Dynamik aus. Geiler Song!

„Symbiosis In Death“ und das Titelstück nehmen danach ein wenig das Tempo raus, bevor im finalen „Bone Daddy“ (remember NECRONOMICON? – hier jedoch eine Eigenkomposition) noch mal – zumindest partiell – auf die Tube gedrückt wird. Ein wenig denkt man bei der Energie des Stücks an WITCHERY, wogegen die Melodik eher MERCILESS nahe kommt. BITTERNESS haben dem Song exakt die richtige Mischung aus simplem Gebolze und filigranen Anteilen spendiert.

„Genociety“ ist insgesamt ein wirklich schönes Death-/Thrash-Album geworden. Zwar könnte man monieren, dass auf Position fünf bis sieben gleich drei Songs am Stück mit Akustik-Intro rausgehauen werden, aber das wäre ein wenig kleinkrämerisch. Die teilweise recht eindimensionalen Vocals („Dehumanized“), ziehen sich jedoch nicht durch das gesamte Album. Positiv fällt auf, dass die Band nach wie vor nicht auf dem Retro-Zug mitfährt, sondern eine eigenständige Mischung aus den oben genannten Stilen erschaffen hat. Bleibt zu hoffen, dass das besetzungsbedingte Fehlen der tollen Harmonien auf der Bühne durch Power und Ausstrahlung kompensiert wird.

21.07.2009
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