Blindead - Autoscopia: Murder In Phazes

Review

Ich lass‘ die Katze gleich aus dem Sack: Wer von den Sounds von CULT OF LUNA, ISIS und NEUROSIS nicht genug bekommen kann, sollte sich diese polnische Band auf dem Merkzettel notieren.
Was 1999 zunächst als Nebenherprojekt begann, nahm vor ein paar Jahren konkrete Züge an. Nachdem ein festes Line-Up gefunden war, spielten BLINDEAD im Juli 2005 ihr Debüt „Devouring Weakness“ ein.

Es gab wieder einige Änderungen in der Besatzung, und im August war es dann soweit für das zweite Album: „Autoscopia: Murder In Phazes“. Stilistisch firmiert man unter „Post Metal“ und meint damit genau die Melange, die auch die oben erwähnten Bands beackern: Restposten von Hardcore, dazu Doom Metal, progressive Strukturen und Post Rock. Heraus kommt ein musikalisch wie emotional intensiver Trip, der den großen Vorbildern in nichts nachsteht.

Gitarren und Bass wirken zuweilen wie eine Wand, wenn sie ihre hypnotischen Riffs spielen. BLINDEAD arbeiten mit Wiederholungen, Monotonie, ausgedehnten Solopassagen, Noise-Elementen, so dass „Autoscopia“ zu einem wirklich packenden Klangerlebnis wird. Auch kleine Experimente werden gewagt, Samples eingebaut oder etwas ungewohnte Instrumente in den Songs verarbeitet, wie z. B. das Akkordeon in „Phaze II: Phenomena“.
Das ganze Album ist konzeptuell aufgebaut und besteht aus vier ‚Phasen‘, wobei sich die ersten drei jeweils auf zwei Songs verteilen. Man sieht es schon an der Gesamtspielzeit: BLINDEAD suchen nicht den kurzen, prägnanten Hit. Sie reizen die packenden Momente bis zum Letzten aus, lassen den Hörer die Energie mitfühlen, die durch die Musiker und die Instrumente strömt. Und somit bietet auch jeder Song seine magischen Momente, gar nicht mal so aufwendig inszeniert, dafür aber sehr wirkungsvoll.

„Autoscopia“ ist ein mächtiges Album, und vor allem für Freunde der etwas massiveren Sounds wie bei den früheren CULT OF LUNA interessant. Die starke Nähe ist natürlich kein Zeugnis für besonders viel Originalität, dennoch kann man den Polen ein gewisses Maß an Eigenständigkeit attestieren. CULT OF LUNA klingen auf „Eternal Kingdom“ schon wesentlich „sanfter“, und auch ISIS und NEUROSIS verfolgen unterschiedliche Ansätze. Insofern könnte es BLINDEAD gelingen, eine Lücke zwischen diesen Größen zu finden, und sich dort zu behaupten. Mit diesem Album in der Hinterhand dürfte dies gelingen.

22.10.2008
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