Blurr Thrower - Les Voûtes

Review

Das Einmann-Projekt BLURR THROWER hat sich 2019 erstmals mit dem Debüt-Album “Les Avatars Du Vide” bemerkbar gemacht. Damals hatte es Limbo – der Mann hinter dem Bandnamen – geschafft, einen Longplayer mit nur zwei regulären Tracks zu veröffentlichen. Auf “Les Voûtes” erwarten den Hörer stolze vier Titel, allesamt in Überlänge.

BLURR THROWER: überlange Songs ohne Langeweile

Neu ist dieses Vorgehen nicht, mittlerweile kann die Mystery-Strategie vieler Bands aus dem Black-Metal-Dunstkreis nerven. Es gibt mittlerweile zu viele Künstler, die akribisch darauf achten keine Fußspuren zu hinterlassen. Schlussendlich verkünsteln sie sich allzu gern an unzusammenhängenden Soundversuchen, die dann auf 20-minütigen Eskapaden als Ambient-Black-Metal angeboten werden.

Limbo zieht dabei allerdings eine klare Trennlinie zwischen avantgardistischem Mainstream und seiner finsteren Kunst. So sind einerseits echte Song-Strukturen erkennbar, die durch sehr spacige Interludes voneinander getrennt werden und dennoch als ein Gesamtwerk durchgehen. Skipt man sich beispielsweise durch “Germes Vermeils” bis zu den finalen drei Minuten des Songs, wird mit einem durchgehenden Weltraumorgeln der Auftakt zu “Fanes” eingeläutet, wobei die Details in der Inszenierung den Spannungsbogen auf einen Höhepunkt bringen.

“Les Voûtes” bietet düster schwebende Musik mit einem roten Faden

Ein sehr dynamisch eingesetztes Schlagzeug, das nicht ausschließlich auf Blastbeats setzt, hebt die Musik von BLURR THROWER ebenfalls von anderen Projekten ab. Da scheppert nicht allein das Crash-Becken, der Takt wird auch mal klangvoll auf dem Ride angedeutet.

Nicht zuletzt definiert aber die sehnsüchtige bis klägliche Stimme das Klangbild des Französischen Musikers. Man wagt sich dabei so nah an gewisse DSBM-Kollegen heran, dass neben dem flächigen Sound eine verwunschene Schwermütigkeit omnipräsent ist.

Ist das Kunst oder kann das weg?

Insgesamt plätschert das Album so dahin, denn bis auf die erwähnten Sphären, bietet die Musik selbst kaum Abwechslung. Dadurch werden die Hörer in einer Art Trance-Zustand zurückgelassen. Letztlich hätte Limbo die Anzahl der Songs im Vergleich zum Vorgänger auch halbieren und genau einen Titel veröffentlichen können.

Für Nostalgiker wird sicherlich der Mix im Vordergrund stehen, der sich am Waschküchen-Sound der Altvorderen orientiert und eine herrliche Symbiose zwischen Lo-Fi und Moderne eingeht. Auch die unendlich wirkenden Flächen wird man lieben oder hassen. Wer diese Art von Black Metal mag, kann sich getrost an den sphärischen Eruptionen BLURR THROWERs laben.

Alle anderen dürfen den Begriff Atmosphäre im Duden nachschlagen. Vielleich wird dort irgendwann einmal “Les Voûtes” als Synonym verzeichnet sein.

21.02.2021

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